„Europe discovered America but who discovered Europe ?“ (Richard Poe) [1]
„Dass Europa im historischen Wissen als stillschweigener Maßstab fungiert, läßt sich an ganz banalen Beobachtungen festmachen. Es gibt mindestens zwei sehr verbreitete Symtome für die Subalternität nichtwestlicher Geschichten. Historiker aus der Dritten Welt fühlen sich verpflichtet, die europäische Geschichtsschreibung zu berücksichtigen; wogegen Historiker aus Europa ihrerseits keine Notwendigkeit erkennen, dieses Interesse zu erwidern.“ (D.Chakrabarty, 2003) [2]
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Der Eurozentrismus ist eine europäische Geisteshaltung, die als eine Form übersteigerten oder sogar „abnormen Ethnozentrismus“(Asante) bezeichnet werden kann. Demnach ist Europa mit dem weißen Nordamerika das Zentrum und die ‚restliche Welt‘die Peripherie in unserem Universum. Das Repertoire westeuropäischer ‚Einzigartigkeit‘reicht von der Historiographie über Kultur hin zur Geopolitik. Ganz trivial ausgedruckt, lautete das Prinzip des Eurozentrismus: Europa und Weißsein über Alles ! Es ist zweifelsohne, dass diese Einstellung und Verhaltensweise in rassistischen Überzeugungen wurzeln und die Legitimation zur Unterdrückung und Ausbeutung von nicht europäischen bzw. nicht-westlichen Kulturen und Gesellschaften darstellt. Fast alle europäischen Diskurse über Europa und Andere, wie z. B. den europäischen Feminismus [3] reflektieren den Eurozentrismus. Ihre Parameter bewegen sich unhinterfragt fast immer innerhalb ‚rassifizierter‘ Kategorien und kultureller Dominanz. [4]
Ethymologisch ist es mir nicht gelungen, die genauere Entstehungsgeschichte des Begriffs Eurozentrismus zurück zu verfolgen. Es ist daher schwierig zu sagen, wer den Begriff zuerst formuliert und geprägt hat. „The word ‚Eurocentrism‘apparently was coinced quite recently, to assemble ‚European ethnocentrism‘in to one word.“ (J. M. Blaut, 1993: 47) Man kann sicher davon ausgehen, dass der Begriff im Zusammenhang mit der Entstehung der Postkolonialen Theorie und ähnlichen Kritischen Theorien formuliert wurde. Vielleicht in Anlehnung am Eward Saids Begriff ‚Orientalism‘, Titel seines Buches, das heute eines der meist zitierten Bücher in der Postkolonialen Theorie geworden ist.
Der Eurozentrismus als the „Colonizer´s model of the world“ [5] beginnend mit der europäischen Renaissance [6] schaffte ein Epizentrum für eine neue Interpretation und Definition der Welt und der Menschhheit. Charakteristisch ist insbesondere hier die „Erfindung von Nord- und Südamerika(durch Waldseemüller, Vespucci und Balboa) und gleichzeitig die Erfindung Europas, die Zweiteilung des Mittelmeerraums durch eine imaginäre Linie, die südlich von Cadiz begann und nördlich von Konstantinopel entdete, die Verwestlichung des Christentums und die Erfindung einer griechisch-römischen Vergangenheit für Westeuropa[...]“ (vgl. Michel-Rolph Trouillot, 1991/2002) und die spätere Veräußerung von Irrationalität, Passivität, Stagnation usw. an nichteuropäische Entitäten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts Christlicher Ära(ChÄ) griefen alle einflußreichsten europäischen Philosophen auf diesen Mittelalterlichen ideologischen, rassistischen‚ ‚Zauberkisten‘der ‚Renaissance‘zurück und verfeinerten ihn mit einer wissenschaftlichen Camouflage. „Man verknüfte die vermeintlichen Ungleichheiten unter den Menschen mit jenen Praktiken, durch die sie reifiziert wurden: Da die Schwarzen Untermenschen waren, wurden sie versklavt; da die schwarzen Sklaven sich schlecht benahmen, mußten sie Untermenschen sein. Kurzum, die Praxis der Sklaverei in Nord- und Südamerika zementierte die stellung der Schwarzen am unteren Ende der Menschenwelt.“ (ebd.)
J. M. Blaut und Samir Amin gehören zu den bekanntesten Gelehrten, die sich explizit mit dem Eurozentrismus beschäftigt haben. An dieser Stelle muss es angemerkt werden, dass fast alle Kritischen Theorien(Postkoloniale Theorie, Critical Whiteness Studies, etc.) auf eine Tradition kritischer Reflexionen unterdrückter Schwarzer Menschen seit Jahrhunderten beruhen.
Nach Blaut steht der Begriff Eurozentrismus für eine Denkungsart, die bis heute (sei es subtil) postuliert, dass die Europäer sowohl in der Vergangenheit als auch heute anderen nicht-europäischen Völkern überlegen sind. Er sieht dennoch, dass der Begriff an sich problematisch ist, weil einige ihn in Abhandlungen, Diskursen als nur eine Art ‚Vorurteil‘, ‚Attitüde‘ oder „something that can be eleminated from modern enlightened thought in the same way we eleminate other relic attitudes such as racism, sexism and religiös bigotry.“ [7]
Die grösste Gefahr liege hierin nicht in seiner Verhamlosung, sondern darin, nicht wirklich zu verstehen, was der Eurozentrismus wirklich ist. Der Kern des Eurozentrismus lässt sich auf keinen Fall mit ‚Attitüden‘im Sinne von (simplen) ‚Werten und Vorurteilen‘gleichsetzen; der ist vielmehr „ a matter of science, and scholarship, and informed and expert opinion. To be precise, Eurocentrism includes a set of beliefs that are statements about empirical reality, statements educated and usually unprejudiced Europeans accept as true, as propositions supported by ‚the facts‘[...]. Eurocentrism[...] ist a very complex thing. We can banish all the value meanings of this word, all the prejudices, and we still have Eurocentrism as a set of empirical beliefs.“ [8] Dieses Wesen des Eurozentrismus macht aus ihm ein Ungeheuer, dessen Konturen nur schwierig skizzierbar ist. Europäische Historiker akzeptieren im allgemein diese „set of belief“, die als ‚Eurocentric beliefs‘ genannt werden kann, als Wahrheit seit Jahrhunderten oder Jahrzehnten und würden sich vehement dagegen wehren, jede Verstrickung mit dem Eurozentrismus abstreiten oder sogar sich (persönlich) angegriffen fühlen, wenn man ihnen sagt, dass ihre historiographischen Thesen auf keine historischen ‚Fakten‘ beruhen. Wenn sie behaupten, Europäer hätten die Demokratie, Wissenschaft,Feudalismus, Kapitalismus, die moderne Staatsnationsform, etc. erfunden, tun sie es, weil sie fest daran glauben, dass all dies Fakten sind. Dies ist für J. M. Blau eine besondere Herausforderung für die Schreibung und das Verständnis der (Welt-)Geschichte und Ideengeschichte, auch zumal viele Büchereien voller wissenschaftlicher Monographien, die eurozentristische Positionen, die sie(als Dekonstrukteure des Eurozentrismus) ablehnen und widerlegen [9], vertreten.
Die Tatsache, dass „Scholary beliefs are embbeded in culture, and are shaped by culture.“ ist, könnte vielleicht uns helfen der Paradox des Eurozentrismus und warum er so befremdend hartnäckig ist, sodass Alttestamentliche Mythen [10] immer noch allgemein als wahre Geschichte betrachtet werden, zu verstehen. Dass Generation über Generation von Gelehrten den eurozentristischen Wissenschaftskorpus ohne jegliche Evidenz übernehmen oder akzeptieren, muss nicht nur an ihrer ‚Überzeugungskraft‘(persuasivness) und ‚Macht‘, sondern auch an etwas anderem, liegen: „Eurocentrism is, as I will argue[...], a unique set of beliefs, and uniquely powerful, because it is the intellectual and scholary rationale for one of the most powerful sozial interests of the European elite.“ [11] Eine solche Struktur sei nicht nur notwendig für den Kolonialismus und Anhäufung von Reichtümern für Europa und Unterentwicklung der Kolonien gewesen, sondern auch notwendig, um den Neo-Kolonialismus im Interesse der ‚europäischen‘ Elite, ihrer Machterhaltung und der Weiterentwicklung Europas aufrecht zu erhalten. „For this reason, the development of a body of Eurocentric beliefs, justifying and assisting Europe´s colonial activities has been, and still is, of great importance. Eurocentrism is quite simply the Colonizer´s Model of the World“(ebd.) Nach dieser akribischen Bestandsaufnahme stellt J.M. Blau fest, dass der Eurozentrismus ursprünglich „Das Kolonisierungs-Modell der Welt“(‚The Colonizer´s Model of the World‘) im wahrsten Sinne darstellt. Dieses „Colonizer´s Model of the World“ ist mehr als nur ein „set of beliefs, a bundle of beliefs“. I has evolved, through time, into a very finely sculpted model, a structured whole; in fact a single Theory; in fact a super theory, a general framework for many smaller Theories, historical, geographical, psychological, sociological, and philosophical. This supertheory is diffusionism.“ (ebd.)
Wie er es selber deutlich beschreibt, hat sich dieses Colonizer´s Model of the World zu einer „Supertheory“ mutiert, die als „Diffusionism“ zu bezeichnen ist. Nach J. M. Blaut entstehen (kulturelle) Errungenschaften oder Veränderungen in einer menschlichen Gemeinschaft durch eigene Schaffung oder Entlehnung aus einer anderen Gemeinschaft. Das erste nennt er ‚independent invention‘ und das zweite ‚diffusion‘ . [12]
Bei der ‚diffusion‘ gibt es ein Zentrum als ‚Sender‘und eine Peripherie als ‚Empfänger‘. Historiker, die diese ‚diffusion‘-Theorie vertreten, werden ‚diffusionists‘ genannt. Hier werden zwischen normalen ‚diffusionits‘ und ‚extreme diffusionits‘ unterschieden. Eine weit verbreitete ‚diffusionism‘-Form behauptet, dass die ‚pre-Kolombianische‘ Zivilisationen in Amerika von Außen, also jenseits der Atlantik, gekommen sein muss: „because the civilizing traits(agriculture, temtle architecture, writing and so on) were found much earlier in the Old World than the New, and Native americans probably were not inventive enough to think up these things on thier own.[...] Some scholars, those who have been traditionally described as ‚extreme diffusionits‘, believe that all civilization diffused from one original place an earth: some of them think that this original source of civilization was ancient Egypt, others place it somewhere in Central Asia(for instance, the Caucasus region –ehich scholars used to think was the original home of the ‚white‘or ‚Caucasian‘race).“ (ebd., S. 11) Anti-‚diffusionists‘ nennt er ‚evolutionists‘ oder ‚independent-inventionists‘ .
Diese ‚evolutionists‘ werfen ‚diffusionists‘ vor, a) sie hätten eine elitäre Sichtweise der Historiographie und würden b) die unabhängige Erfindungsfähigkeit der Völker ignorieren.
Die gleichen Evolutionisten (‚evolutionists‘) offenbaren ihrer Widersprüche, indem sie witzigerweise behaupten:
a) Kulturevolution hätte ihr Zentrum in Europa,
b) Sie akzeptieren explizit oder implizit, dass Europäer erfinderischer und innovativer als
andere Völker sind. „This is made explicit when they write about recent centuaries, and particulilary when they discuss the modernizing, missionarizing effect of European colonialism. It is also implicit in their writings about ancient times. These anthropologists, archaeologists, geographers, and historians of the second half of the nineteeth centuary and the present century do not focus on the Bibel Lands, and their scholary writings do not disply any acceptance of religious assumptions. Yet Inside and Outside are explicit. They write abou the Near Eastern origins of agriculture, of urbanisation, and so forth. They then move smoothly to arguments about European origins of most of the rest of civilization.“ (ebd., S. 13)
Er nennt verschiedene ‚Diffunionismusmodelle‘, auf die ich hier nicht ausführlich eingehen möchte. Ich werde dennoch zum Schluß kurz auf das Modell des eurozentristischen „Modern Diffusionism“ eingehen. Sein Basisargument ist, dass „all scholarship is diffusionist“ insofern diese von einem „Inside-Outside model“ der Historiographie ausgeht, nämlich einem ständigen Zentrum und einer Peripherie „from which culture-changing ideas tend to originate, and a vast periphery that changes as result (mainly) of diffusion from that single center.“ Dieser allgemeine, harmlose Diffusionismus, wenn ich es so sagen darf, unterscheidet er konsequent vom Eurozentristischen Diffusionismus: „I do not argue that the formal theory of diffusionism, as it was advanced and defended by scholars in the neneteenth and early twentieth centuaries, explains the Inside-Outside model, the mythology of Europe´s permanent geographical superiority and priority. Rather, the theory developed as a result of broad social forces in Europe, and entered the world of scholarship from outside of that world – from European society.“(ebd.) Der ‚Eurocentric diffusionism‘ , den er als eine Wissenschaftstheorie beschreibt, ist hier entscheidend. Diese Wissenschafts-Theorie ändert
sich im Laufe der Zeit, aber ihre Basisstruktur bleibt unverändert. Es gibt 14 klassische [13] Eurocentric diffusionism-Punkte seit dem frühen 19. Jahrhundert christlicher Ära, die bis heute größtenteils weiter verbreitet werden. „Most European historians still maintain that most of the really crucial historical events, those that ‚changed history‘, happened in Europe, or happened because of some causal impetus from Europe. ‚Europe‘continues to mean ‚Greater Europe‘[...] All of them are accepted as true by the majority , in some cases the great majority, of European historical scholars. Some of them indeeed are true, but that is beside the present point, wich is to show that historical reasoning still focuses on Greater europe as perpetual fountainhead of history)“ (ebd., S. 7):
1) Die Nilotische Revolution, die Erfindung der Landwirtschaft und die erstem menschlichen Siedlungen fanden im Mittleren Osten(Land der Bibel) statt. Dieser Sicht blieb bis 1930 unwidersprochen und bleibt bis heute die mehrheitliche Sicht.
2) Die zweite bedeutende Stufe der kulturellen Evolution zur Zivilisation, nämlich die Entstehung der ersten Staatsorganisation, Städte, organisierten Religion [14], Erfindung der Schrift, Arbeitsteilung und Ähnliches fanden im Mittleren Osten statt.
3) Die Eisenzeit begann im Mittleren Osten. „Ironworking was invented in the Middle East or eastern Europe and the „Iron Age“first appeared in Europe.“
4) Der Monotheismus begann im Mitteleren Osten.
5) Die Demokratie wurde in Europa erfunden, nämlich bei den Altgriechen.
6) Die meisten reinen Wissenschaften sowie Mathematik, Philosophie, Geschichtskunde, und
Geographie wurden genauso in Europa erfunden.
7) Gesellschaftliche Klassen und Klassenkämpfe entstanden erst in der Griechisch-
Römischen Ära und in der Gegend.
8) Das Römische Imperium war das erste große Imperium in der Geschichte. Die Römer
haben Bürokratie, Gesetze etc. erfunden.
9) Die nächste Stufe der sozialen Evolution, nämlich der Feudalismus, entstand in Europa.
10) Europäer haben im Mittelalter eine Reihe von Technologien erfunden, die sie über nicht-europäische Völker
stellten. [15]
11) Europäer haben den modernen Staatswesen erfunden.
12) Europäer haben den Kapitalismus erfunden.
13) Europäer sind einzigartig, nur unter ihnen findet man die größten Entdecker und Abenteurer.
14) Europäer haben die Industrie erfunden und begründeten auch die industrielle Revolution.
Alle diese enumerierten Thesen werden – wie schon oben erwähnt – in der „Eurocentric diffusionism“-Historiographie bis heute weitgehend akzeptiert, auch wenn über einige von ihnen gestritten wird. Die Problematik hier sei, dass wir alle diese Thesen sowohl in den Grund- und Sekundarschulen als auch an Universitäten, in Büchern und Medien aller Art lernen. Der Kolonialismus im 19. Jahrhundert ChÄ habe für die Entstehung und Etablierung des klassischen „Eurocentric diffusionism“ als the „Colonizer´s Model of the World“ eine entscheidende Rolle gespielt. Es ist also kein Zufall, dass diese beiden Pedioden zusammenfallen. Historiographie, Forschung und die Darstellung der Kolonisierten oder der zu Kolonisierenden durften den Europäischen Interessen, der „Whitesupremacy“ nicht widersprechen: „colonial interest added an additional kind of distortion, a matter of shaping knowledge into theories that would prove useful for colonialism. Scientific and legal theories were constructed in general by policymakers and by intellectuals who were either themselves policymakers or were close to policy. (In England, for instance, an estraordinary percentage of the influential historians, social theorists, even novelists and poets, had directs connections with the East India Compagny, the Colonial Office, and other private and public agencies of empire.)“ (ebd., S. 24)
In seinem Buch „Eight eurocentric Historians“ [16] setzt sich J.M. Blaut ausführlich mit 8 klassischen extrem Eurozentritistischen Historikern und deren historiographische Thesen auseinander und zeigt inwiefern diese Thesen mit den historischen Gegebenheiten nicht übereinstimmen. Die Thesen und Sozial-Theorie dieser Historiker trieben jedoch ihr Unwesen bis heute in der ‚historical geography‘ und ‚world history‘. „I try to demonstrate that our understanding of the human past will much improved ofter we have sifted out and discarded those arguments and theories that falsely attribute historical superiority or priority to Europeans over all other peoples.[...] The present volume has a different but complementary porpose: to examine, and try to refute, eight distinct Eurocentric theories about world history that are important and influential in contemporary social thought.“ (J.M. Blaut, 2000, Eight eurocentric Historians, S. xi) [17]
Rekapitulierend hat der „Eurocentric Diffusionism“ 4 grundlegende klassische Säulen, auf denen seine duffusionistischen Historiographie und Sozial-Theorien ruhen, nämlich 1) Religion, 2) Rasse, 3) Umwelt(Environnement) und 4) Kultur.
1) Religion
Die Europäische Christenheit hat den wahren Gott und er weist ihnen (den EuropäerInnen) durch die Geschichte ständig den Weg.
2) Rasse
Weisse Menschen haben eine vererbte Überlegenheit über die Menschen anderer Rasse.
3) Umwelt
Die natürliche Umwelt Europas ist der aller anderen Regionen überlegen.
4) Kultur
EuropäerInnen haben vor sehr langer Zeit eine Kultur begründet, die einzigartig, progressiv und innovativ ist.
Diese seit dem 19. Jh. ChÄ triumphierende Doktrin hat jedoch heute mehrere Tiefschläge erlitten, sodass mit einigen Thesen nur noch jongliert werden kann. Im früheren 19. Jh. ChÄ war die Religion-Säule zentral für alle „Eurocentric Diffusionism“-Thesen. Historiker scheuten jedoch nicht dagegen, Rasse-, Umwelt- und Kultur-Säulen hinzu zu addieren als „Gotts Werkzeuge“ (God´s instruments). Als das Religion-Argument unpopulär wurde, begründete man nun die Europäische Superiorität anhand der Rasse, Umwelt und Kultur.
Rassismus ist heute(zumimdest offiziell) jedoch verpönt und es bleibt heute nur noch 2 Säulen(Umwelt und Kultur), auf die man sich festhält. Demnach ist das Losziehen, um die Welt zu erobern, der Europäischen Umwelt und Kultur zu verdanken. Die Europäische Kultur ist der anderer Menschen überlegen: „they caused Europe to develop faster and further than every other society.“ Für J. M. Blaut sind all diese Argumente unbegründet, sie seien weitestgehend falsch: „All of this, I argue, is wrong: it is false history and bad geography. Europe´s environment is not better than the environments of other places –not more fruitful, more comfortable, more suitable for communication and trade, and the rest. Europe´s culture did not, historically, have superior traits, traits that would lead to more rapid progress than that achieved by other societies: individual traits like inventivness, innovativeness, ambitiousness, ethical behavior, etc.; collective traits like the family, the market, the city. The rise of Europe connot be explained in this Eurocentric way.“ (ebd., S. 1-2)
Das ‚Emporkommen‘Europas begründet er mit dem ‚historischen timing‘und die massive koloniale Ausbeutung über Jahrhunderte. „Before 1492, Africa and Asia were fully as advanced and progressive as Europe. The developement of Europe began in 1492 and resulted from colonialism [...] The selective rise of Europe began in 1492 and resulted in colonial activities, mainly in the Americas. The beginnings of colonialism in 1492 resulted from global locational factors, not from any special qualities within European society. Therefore, colonialism explains the unique development of Europe. [...] One of the core myths of Eurocentric diffusionism concerns the discovery of America. Typically it goes something like this: Europeans, being more progressive, venturesome, achievemment-oriented, and modern than Africans and Asians in the late Middle Ages, and with superior technology as well as a more advanded economy, went forth to explore and conquer the world. And so they set sail down the African coast in the middle of the 15th century and out across the Atlantic to America in 1492. This myth is crucial for diffusionist ideology for two reasons: it explains the modern expansion of Europe in terms of internal, immanent forces, and it permits one to acknowledge that the conquest and ist aftermath (Mexican mines, West Indian plantations, North American settler colonies, etc.) had significance for European history without at the same time requiring one to give any credit in that process to non-Europeans.[...]“ [18]
Wie ich es schon zuvor erwähnte, setzt sich J.M. Blaut mit 8 Eurozentristischen Histotikern(Eight Eurocentric Historians), die bis heute die Westliche historiographische und soziologische Diskurse beeinflußen, auseinander. „The first one, Marx Weber, was chosing for analysis because his ideas, now more than seven decades after his death, still underlie much more of contemporary Eurocentric historiography and have at least some influence on all most of it. The other seven scholars are moderns “ (J.M. Blaut, 2000: 13) [19] Die anderen sind Lynn White, Jr; Robert Brenner; Eric L. Jones; Michael Mann; John A. Hall; Jared Diamond und David Landes. [20]
Eurozentrismus als „Modern Diffusionism“ – Eine grundlegende Metamorphose
Im Grunde genommen hat sich kaum etwas Grundlegendes zwischen dem „Classical Diffusionism“ des früheren 19. Jahrhunderts ChÄ und dem „Modern Diffusionism“ geändert. Das Schema von Zentrum und Peripherie und der anderen gewöhnlichen Dichotomie bleiben intakt. Die ‚Zornengrenze‘ bleibt durch die Markierung hermetisch festgelegt, wobei das ‚rassifizierte‘ Paradigma auch mit substantivistischer Kamouflage neu überzogen werden.
Nach dem Niedergang von Napoleon und dem sogenannten Ersten Weltkrieg(WK) kam die Zeit eines relativen Friedens und einer relativen Entwicklung in Europa. Der Kolonialismus hatte ihnen viele Vorteile(Bodenschätze, Märkte, billige Arbeit, neues Land und neue Siedlungen für EuropärerInnen ) gebracht, und löste auch gleichzeitig einige Europäischen inneren Widersprüche auf.(vgl. J.M. Blaut, 1993: 26) Dieser Prozess zementierte erneut die Thesen, wonach der Prozess der europäischen Zivilisation und ihrer Verbreitung stets fortschrittlich, dynamisch usw. gewesen sei. Im 20. Jh. ChÄ änderte sich diese Sicht, die Welt ist nun unter den Europäern nach Maß als Kolonien, Semi-Kolonien und Einflußzonen aufgeteilt worden. Man machte sich nun mehr Sorge um Stabilität, die auch durch Rivalitäten unter Europäern(sowohl in Europa selbst als auch in den Kolonien) und Widerstand der unterworfenen Völker gefährdet war. Kurz nach dem 1. ‚WK‘ war die ersehnte Stabilität unter den Europäern nur von kurzer Dauer. Es folte der 2. ‚WK‘. Die grosse Sorge der europäischen Intellektuellen drehte sich nicht mehr um „the idea of progress and expansion, but on question of how to prevent disaster: how to maintain, or return to, peace and prosperity. The code word was ‚normalcy‘.“ Wirtschaftlicherseits tendiert man ebenso nach einer ‚ausgegliechenen‘ Theorie wie der des ‚Keynesianismus‘. In der Geographie ist die Geburtsstunde des ‚Regionalismus‘, wonach die meisten Regionen der Welt an sich stabil, historisch koherent und empirisch verlässlich beschreibbar sind. Die Anthropologie wird aus der Taufe gehoben. Diese vertritt 2 grundsätzliche Theorien, nämlich der ‚Funktionalismus‘ und der ‚Kulturrelativismus‘ [21]
Das ‚Hauptforschungsfeld‘ der Anthropologie blieb jedoch die kolonisierten Völker und ihre eben genannten Theorien waren mit den kolonialen Interessen und deren Politik eng verbunden, nämlich „to prevent native unrest while allowing European exploitation of land, minerals, and labor.“(vgl. ebd.: 27) Nach J. M. Blaut dauerte diese Tendenz bis ca. 1940 ChÄ. Die ‚rassifizierte‘ Historiographie blieb sich traditionsgemäß treu. In den Schulbüchern preiste man die Westlichen zivilisatorischen Vorteile des Kolonialismus in Afrika, Asien und ‚Lateinamerika‘. [22] 'Rassifizierte' Vorurteile gegen nicht-weißen Völker wurde intensiver als je zuvor, wie bei den Nazis: „The notion that non-Europeans are less rational, less innovative, and so on, was as intense as ever: perhaps even more intense since this was the period of Nazism and doctrines, and since genetic racism seemed, in this era, to be science, not prejudice.“ (ebd.) [23] Nach dem Kollaps des sogenanten 2. WK und dem Emporkommen der sogenannten Dritte-Welt-Bewegungen mit zahlreichen Unabhängigkeitskämfen musste eine neue Taktik für den ‚unsterblichen rassifizierten „diffusionism“‘ angewandt werden. Die Kolonien konnten in der alten Form nicht mehr kontrolliert werden. Die Perpetuierung der Dependanz der Kolonisierten mussten auch nach ihrer formellen Unabhängigkeit fortbestehen. Anknüpfend an alten kolonialen Assimilationsideologien, mit denen die Kolonisierten über Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten infiziert wurden, tauchten neue wirtschaftspolitische koloniale Modelle auf.
Die Zauberkonzepte sind „Modernisierung“ [24] und „Entwicklung“, denn das ‚Zentrum‘ ist seinem Wesen nach schon modern und entwickelt, ist auch ständig neuer Wandlung unterzogen. Die ‚Peripherie‘ hat sich genädig nach dem ‚Zentrum‘ zu richten. Es bliebe ihnen zuerst keine andere Wahl [25].
„All colonies had been satured during the classical colonial era with the ideolical message that economic and social progress for the colonial people had to come through the diffusion of ‚modernization‘from the colonizing power.[...] I call this an ideological message, but it was in fact believed in profoundly by the colonizers, who felt that their mission was, indeed, to diffuse their own civilization to the peoples who were under their ‚colonial tutelage‘, and the fact that this mission produced wealth for their own country seemed only logical.[...] In the new situation the colonizers had to persuade the colonised that the that the ‚modernization‘message was still valid. Doing so, they might convince the colonized to voluntarily relinquish the ideal of political independence in favor of the more pragmatic ideal of economic and social development under a wise and benevolent colonial rule. Or, if independence was insisted upon, this ideology would convince the poeple of the country now acquiring freedom that the only way to develop that country economically and socially was to retain the colonial economy, that is, to allow the colonizer´s corporations and banks to continue their (profitable) work under the new regime: a system everyone today describes as ‚neocolonialism‘.“ (ebd.: 28)
Der Neo-Kolonialismus als ‚Eurocentric duffionism‘ ist mit einer starken ‚diffusionist proposition‘ verbunden, und funktionierte nach einer noch rafinierten Logik. Die UNO[26] sei in diesem System der ‚diffusionist proposition‘ gut involviert. Durch gezielte Propagandas setzten die Ex-Kolonial- und Neo-Kolonialmächte – wie teilweise erwähnt – alles daran, um die Ex- oder Neo-Kolonisierten davon zu überzeugen, das gut konzipiert und eingeführtes koloniales Wirtschaftssystem weiter zu praktizieren bzw. zu übernehmen. Dies beinhaltet u.a. das Konzept und die Ideologie der „Entwicklungshilfe“. Hier würde jeder Mensch mit einem gesunden Menschenverstand von einer Hypokrisie oder einem Zynismus sprechen, aber es wäre wiederum vergessen zu wollen, dass dies der reinen Logik, also der diskursiven Verortung, des ‚neocolonialism‘ als ‚Eurocentric modern duffusionism [mit der] diffusionist proposition‘, entspricht. J. M. Blaut betont: „remember that diffusionism defined the colonial process as beneficial for the colonised as well as the colonizer, and the technical and other personnel involved in the new colonial development activities were utterly convinced that they were working for the advancement of the coloniszed people. At the same time, a parallel campaign was developed to further the same form of economic development in the independent contries, partly through agencies of the United Nations, partly through bilateral aid agreements. The United States, now the leading economic power, began to etablish ist own aid programs in countries throughout the underdeveloped world. Again, this should not be dismissed as cynical and political: there was, in this period, a tremendously euphoric ideology that saw the end of the world war as the beginning of an Age of Development, a time when the advanced nations would work to bring – that is, diffuse – prosperity and advancement to the poor nations.“ (ebd.) [27]
Der ‚modern diffusionism‘ ist als je zuvor profitabel auch für die Eliten der sogenannten Dritten Welt zum Nachteil ihrer Länder und Bevölkerung. Es ist daher natürlich, verständlich, rational als vor hundert Jahren, dass der Mythos der Diffusion der sogenannten Modernizierung als Gesellschaftsmodell paradoxerweise heute auch meistens von den Intellektuellen der sogenannten Entklungsländer propagiert werden, wie die Sozial-und Wirtschatfstheoritiker sowie ‚Meinungs-Macher‘, ‚Zukunftsforscher‘ und ‚Religiöse Organisationen‘ der Neo-Kolonialen Länder tun. Wie J. M. Blaut richtig darstellt, unterscheidet sich der ‚Classical Eurocentric Diffusionism‘ von dem ‚Modern Eurocentric Diffusionism‘ in der Form, da religiöse Diskurse und andere Plumpheiten, wonach Europäer vom Christlichen Gott im Weitesten Sinne auserwählt seien, nicht mehr populär ist. Heute erkennt man zumindest die Leistung der Zivilisation anderer Völker [28] „But with one vital qualifacation: less rationality, less innovativeness, than European civilization.“ (ebd.: 29, ich hebe vor)
Für Samir Amin ist der Eurozentrismus ein kulturelles Phänomen, nämlich „[...] in the sense that it assumes the existence of irreducibly distinct cultural invariants that shape the historical paths of different peoples. Eurocentrism is therefore anti-universalist, since it is not interested in seeking possible general laws of human evolution. But it does present itself as universalist, for it claims that imitation of the Western model by all peoples is the only solution to the challenges of our time. Eurocentrism is not the sum of the Westerners´ preconceptions, mistakes, and blunders with respect to other peoples. Aftter all, these errors are no more serious than the corresponding presumptions that non-European peoples hold with respect to Westerners. Eurocentrism is not a banal ethnocentrism testifyng simply to the limited horizons beyond which go back only to the renaissance, a phenomenon that did not flourish until the nineteenth century. In this sense, it constitutes one dimension of the culture an ideology of the modern capitalist world.“ ( Samir Amin, 1989: vii-viii)
Der Eurozentrismus ist nach Amin auch keine Sozialtheorie, die dazu fällig wäre, nach einer Methode, die eine Sozialtheorie bieten kann, um gegebene Fragen zu analysieren und zu explizieren, sondern „only a distortion –albheit a systematic and important one –from which the majority of dominant social theories and ideologies suffer. In other words, Eurocentrism is a paradigm which, like all paradigms, functions spontaneosly, often in the grey areas of seemingly obvious facts and common sense. For this reason, it manifests itself in a variety of ways, as much in the expression of received ideas, popularized by the media, as in the erudite formulations of specialists in different areas of social science.“ (ebd.) [29]
Für Immanuel Wallerstein ist der Eurozentrismus kaum definierbar. Bei einem Versuch könnte man ihn als eine konstitutive Geokultur der modernen Welt bezeichnen, welche die Sozial- und Kulturwissenschaften so nachhaltig durchziehe, dass man ihn mit einem ‚hydraköpfigen Monster‘, das kaum Konturen aufweist, gleichzusetzen hat.(Wallerstein, 1997) [30]
Molefi Kete Asante, Begründer der Afrocentricity-Theorie und eines der herausragenden Afro-Amerikanischen Herausforderer des Eurozentrismus macht einen Unterschied zwischen einem ‚normalen‘ Eurozentrismus und einem ‚anormalen‘ Eurozentrismus. Er geht davon aus, dass erkenntnistheoretisch sowohl Sujekte als auch Völker ihr Wissen über die Anderen zuerst nur aus eigener Erfahrung, sprich ‚Sozialisation‘und ‚Wertevorstellung‘(wie auch immer) erwerben und gegebenenfalls durch Geschichten, Mythen, Überlieferung und Sonstiges verbreiten. Dies ist zuerst weder als Historiographie par excellence noch als ‚wissenschaftliche‘ Investigationen zu verstehen. Dies entspreche dem ‚normalen‘ Eurozentrismus, den man bei allen Völkern als Ethnozentrimus difinieren würde.
Der ‚anormalen‘ Eurozentrismus sei dagegen jedoch durchdacht, gewaltätig, räuberisch, rassistisch und negiert die ‚Existenz‘ und Errungenschaften der Anderen gegen alle Evidenzenzen. Die Schwarzen litten und leideten am Schlimmsten unter dieser Form von ‚menschlicher, ontologischer, epistemischer und dekadenter Weltsicht‘. Dies sei um so schlimmer, wenn eine solche Ideologie mit einer Machtposition verbunden ist. „[...] I have always distinguished between Eurocentrism and extreme or abnormal Eurocentrism. The first is a natural consequence of one´s living conditions and the second is the result of ideologically driven desire to make a particulirism universal or to express a type of Western triumphalism that reduces other people to the margins of history.“ (Asante, 1999: Vii-Viii)
Für Asante muss den ‚anormalen‘ Eurozentrismus konsequent und kompromißlos dekonstruiert werden, um eine ‚gesunde‘ Beziehung jenseits jeglicher Westlicher unbegründeter Arroganz und Plattheit zwischen den Völkern aufzubauen. Der Eurozentrismus „such an ideology is [...] intellectually vapid, scientifically unsupportable, and ethically unsound [...] I is my intention to show that Eurocentrism in historiography is at the base of much of intellectual arrogance that now confronts us in the academy and elsewhere. Scholary journals, theatrical productions, scientific terminology, social science books, and religious texts chosen by professors are often connected and integrted into the European racial domination system that must be defeated in order to have a more just national and international society.“ (ebd.)
Zusammenfassend ist der Eurozentrismus sowohl eine Ideologie, eine Theorie, ein Paradigma als auch eine Meta-Theorie ‚rassifizierter‘hegemonialer Normativität, die sich jedoch, wie man in dieser Abhandlung erfahren konnte, nur sehr schwer beschreiben lässt. Man kann sich jedoch darüber einigen, dass der Eurozentrismus schlichtweg das ‚monsterhafte‘(I. Wallerstein) europäische „Colonizer´s Model of the World“ ist, wie J. M. Blaut es akribisch anhand der Natur, Komplexität und Ziels des Eurozentrismus demonstriert.
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[1] vlg. Richard Poe, 1997, Für den griechisch-stammigen US-Geschichtsjournalisten ist der Eurozentrismus an
sich nicht ein Problem, sondern seine abnorme, rassistische Form, sie sei eine Absurdität. Er habe keine Probleme damit, dass seine Vorfahren ihr Wissen in Afrika erworben hatten. Er sei im Gegenteil stolz darauf, dass diese dieses Wissen erfolgreich weiter verbreiteten. Vgl. insbesondere sein Interview „Poe, Richard: Interview –Did African Explorers Civilize Ancient Europe? An Interview with Richard Poe, by Hisham Aidi“
[2] ‚Europa provenzialisieren‘–Postkolonialität und die Kritik der Geschichte, in: Jenseits des Eurozentrismus,
2002, S. 283
[3] vgl. das Buch von Paulette Goudge(2003): „The Whiteness of Power –Racism in Third World Development and Aid“, insbesondere das Kapitel: White Feminism and Racism, S. 152 ff.
[4] Wie Paulette Goudge auch ausführlich in ihrem Buch demontriert, spiegeln sich der Eurozentrismus und der Imperialismus als ‚Whiteness of Power‘ in der ‚rassifizierten‘ ‚Nord/Süd‘-Beziehung wider: „I have demonstrated the existence of a regular pattern of dominance in the context which surrounds discourses and practices of ‚Third World‘development and aid. [...] this pattern is apparent from academic to popular writings, from committed workers to volunteers, from media commentary to my own diary jottings, from discourses about globalisation to tourism. Development and aid does not operate in a hermetically sealed vacuum protected from the influence of other aspects of North/South gepolitical relations. Development and aid workers and agencies are not the only ones to embody the superior position occupied by the West; but their role is a pivotal one in maintaining the fiction that the objective of the West is merely to assist with the progress of the undeveloped countries of the South. Our outward marker of whiteness rapidly signifies a massive weight of imperially and geopolitically based white power. “ (ebd., S. 200-201), vgl. die „Kritische Weißeinsforschung“
[5] Buchtitel von J.M.Blaut, 1993
[6] Für Michel-Rolph Trouillot ist es ein Mißbrauch der Geschichte, wenn ständig von einer europäischen Renaissance gesprochen wird, diese sogenannte Renaissance sei eher eine neue Erfindung Europas: „Die sogenannte Renaissance, die viel eher eine neue Erfindung als eine Wiedergeburt war, mündete in eine Reihe von philosophischen Fragen, auf die Politiker, Theologen, Künstler und Soldaten mal konkrete, mal abstrakte Antworten gaben. Was ist Schönheit? [..], was ist der Mensch? Die Philosophen, die sich mit dieser letzten Frage beschäftigten, konnten schwerlich an dem Prozeß der Kolonialisierung vorbeisehen,[...]Menschen(Europäer) eroberten, töteten, beherrschten und versklavten andere Lebewesen, die zumindest von wenigen Zeitgenossen für nicht weniger menschlich gehalten wurden.“ In: Jenseits des Eurozentrismus –Postkoloniale Perspektive in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Conrad/Randaria(Hrg.), 2002, S. 86 ff.
[7] vgl. J.M. Blaut, 1993, S. 9
[8] Ebd., die Hervorhebung ist von mir.
[9] Um sich ausführlich mit seinen monumentalen Arbeiten und akribischen Argumentationen verweise ich auf die entsprechenden Arbeiten: A) „The Colonizer´s Model of the World – Geographical Diffusionism and Eurocentric History“, 1993; B) „Eight Eurocentric Historians“, 2000 und C) „The Debate on Colonialism, Eurocentrism and History“
[10] Ein klassisches Beispiel der Eurozentristischen Medien-Landschaft (in Deutschland) ist die Wochenzeitschrift „Der Spiegel“, die jedoch ein hohes Ansehen bei ‚gebildeten‘Menschen genießt. Ihre Sonderausgabe (Nr.3, 2009) mit dem Titel „Jerusalem -Geburtsstadt des Glaubens“ist für mich nicht ein Schock gewesen, da ich die eurozentristische ‚ideologische Position‘dieser Zeitschrift schon kenne. Der Titel löste dennoch bei mir ein Gefühl der Machtlosigkeit.Der Modus Operandi läuft nach dem alten nazisstischen, geschichtsverdrehenden Schemata: Ex Orient Lux, trotz der monumentalen Arbeit von E. Said. Dieser Titel allein diskreditiert die Sonderausgabe und deren Inhalt, denn wenn man historiographisch ernsthaft nach einer Geburt des Glaubens oder einem Geburtsort des Glaubens suchen würde, erschiene Ost- und Südlichen Afrika am Geeignetesten.(vgl. Lucia C. Birnbaum, Dark Mother: African Origins and Godmothers, 2001). Die gleiche Wochenzeitschrift ist diejenige, die ihre Ausgabe vom 22.12.06, Nr.52 titelte: „Gott kam aus Ägypten“, abgesehen davon, dass das Dossier nur höchstens 10% der historiographischen ‚Fakten‘entsprachen, weiß jeder Neuling der Geschichtskomparastik, dass die tatsächliche Geschichte von Kemet(Altägypten) samt seiner Religion um Jahrtausende älter als die der Hebräer und Alttestamentischen Erzählungen sind. Wie kann dann „Jerusalem -Geburtsstadt des Glaubens“ drei Jahre später in der gleichern Zeitschrift als historiographische These vehikuliert werden ?
[11] J.M. Blaut, 1993: 10
[12] Man könnte Blaut hier mißverstehen. Es ist mir nicht so ganz klar geworden, warum er die ‚Diffusion‘-Sicht an sich scharf verurteilt. Jede historiographische These, die in ihrer ‚Belegbarkeit‘nicht behaupten kann, ist gar keine mehr, sondern eine pure Interessenideologie oder ein gern gepflegtes Mythos, wie er selber brillant an der Eurozentristischen Historiographie belegt.(The Colonizer´s Model of the World, S, 1-49) Beispiele: 1)Das Out-Of-Africa-Modell der Monogenese der Menschheit, die ihren Ursprung in Afrika hat, ist auch eine ‚Diffusion‘-Theorie‘, die Cheikh Anta Diop schon in den 40er Jahren mit vehement verteidigte, ist nicht deshalb falsch, weil sie auf eine (solide) Belegbarkeit beruht. 2)Die Altgriechen haben z.B. ohne Ausnahme Afrika als Ursprung ihrer eigenen ‚Zivilisation‘angesehen. Dies ist auch eine ‚diffusion‘-Sicht, die meinem Wissen nach mehrfach belegt worden ist. Der Eurozentrismus als Supertheory, die wiederum als ‚diffusionism‘ operiert, ist meines Erachtens nicht das Problem an sich, sondern die unbelegbaren Pseudo- und oft rassistischen Prämissen aus einem anderen Zeitalter, mit denen ihre Protagonisten bis heute operieren.(vgl. Poskoloniale Theorie und Kritische Weißseinsforschung) Ohne hier alles vertiefen zu wollen, könnte man zu seiner Entslastung sagen, dass er selber zugibt, dass der Begriff mißvertanden werden kann: „the word diffusionist “has some ambiguities, and these should not be allowed to bring confusion into the present discussion.“ J.M. Blau macht auch ganz klar Unterschiede zwischen ‚diffusionists‘ , also zwischen denjenigen, die jenseits des ‚rassifizierten‘Paradigmas ihre Thesen auf kosistenten Prämissen begründen und solchen(vor allem Eurozentristen), die aus ‚rassifizierten‘ (neo)-kolonialen Prämissen ihre Thesen mordicus vertreten: „For instance, some scholars argue that important West African culture traits diffused across the Atlantic to America before 1492. Whether they are right or wrong in this matter, they are not arguing any sort of Eurocentric diffusionism, nor do they necessarily favor diffusion over independant invention in other contexts. But most scholars who are consistent diffusionists are also Eurocentric diffusionists. “ (The Colonizer´s Model..., S. 13)
[13] Klassiv meint hier nur, dass die 14 unten enumerierten Thesen nur die Spitze des Eisberges darstellen.
[14] Wie ich zuvor darauf hingewiesen habe, vgl. „Der Spiegel“- Sonderausgabe Nr.3, 2009 mit dem Titel „Jerusalem -Geburtsstadt des Glaubens“
[15] Hierüber soll es sehr kontroverse Positionen geben.
[16] J.M. Blaut(Hrg.), Eight Eurocentric Historians, Guilford Press, 2000
[17] Die Hervorhebungen sind von mir
[18] vgl. J.M. Blaut, 1492 –The Debate on Colonialism, Eurocentrism and History, 1992, Klappertext und S. 28
[19] Die Hervorhebung ist von mir
[20] Für eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Thesen von J.M. Blut gegen diese „Eight Eurocentric Historians“ verweise ich auf sein gleichnamiges Buch.
[21] Der ‚Funktionalismus‘ist ein Sozial- und Kulturdiskurs, wonach die Sozial- und Gesellschaftssysteme stabil und selbstregulierend sind. Der ‚Kulturrelativismus‘ möchte jede Kultur ‚wertfrei‘ als ‚autonom‘ definieren.
[22] Denn da kommen ihre Kaffees, Kakaos, Bananen usw.
[23] Hier ist es insbesondere daran zu erinnern, dass Schwarze, Afrikanische Soldaten, die per Zwangsrekrutierung oder freiwillig mit den ‚Alliierten‘ gegen das Nazi-Deutschland am fordesten Front kämften, mußten unter rassistischer Diskriminierung leiden. Nach der Befreiung von Paris durften keine Schwarzen Soldaten an der ‚Siegerparade‘in Paris teilnehmen. Der Vatikan unter Pie XII hatte auch den ‚Alliierten‘1944 untersagt, Schwarze Soldaten vor dem Vatikan zu positionieren.(vgl. u.a. den BBC-Artikel vom 6 April 2009, „Paris liberation made 'Whites Only“ und das Buch von Bille und Audifac "Et si Dieu n’aimait pas les Noirs : Enquête sur le racisme aujourd’hui au Vatican“ .
[24] ‚Modernisierung‘meint hier die Diffusion eines ‚modernen‘Wirtschaftssystems unter der Kontrolle von Großnuternehen, die den jeweiligen Kolonialländern gehören. Ein modernes Verwaltungssystem, das der kolonialen politischen Struktur treu bleibt. Eine moderne technische Infrastruktur wie Brücken, etc.
[25] Einige, die zu stolz waren, wurde regelrecht liquidiert, Patrice Lumumba(Kongo, 1960), Christ Olympio(Togo, 1961), Felix Moumié(Kamerun, 1961), etc.
[26] Hierzu ist es interessant, die Entstehungsbedingungen der UNO in Betracht zu ziehen. Es gibt sicher auch Erfolgstories der UNO, aber ich kann an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen.
[27] Die Hervorhebung ist von mir
[28] Hier bleibt die Historiographie Afrikas problematisch. Denn die Afrikanische (Schwarze) Urheberschaft von Kemet (Altägypten) und seine Bedeutung für die Bildung der Westlichen Zivilisation wird noch offziell negiert, obwohl diese Tatsachen unter allen seriösen Experten indiskutabel sind. Ich beschäftige mit dem Thema jenseits des Eurozentrismus seit Jahren; und kann zum Teil hier aus eigener Erfahrung sprechen.
[29] Für die ausführlichen Thesen Amins verweise ich auf sein Buch: EUROCENTRISM, Monthly Review Press, 1989. Die französische Originalversion heißt L´Eurocentrisme: Critique d´une Ideologie, Anthropos, 1988
[30] vgl. Conrad/Randaria, Jenseits des Eurozentrismus, 2002, S. 12
- Jean-Baptiste Pente ist freier Publizist und lebt z.Z. in
Berlin
Copyright: Das Urheberrecht liegt beim Autor, März2011
- Eurozentrismus: Kritik einer Vorherrschaftsideologie (Fabook-Version)
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