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BUCHVORSTELLUNG: Die Kosmo-Theologien und Philosophien von Heliopolis und Hermopolis – Eine thematisierende und systematisierende Abhandlung , Band 2

BUCHVORSTELLUNG: Die Kosmo-Theologien und Philosophien von Heliopolis und Hermopolis – Eine thematisierende und systematisierende Abhandlung , Band 2

Autor: Dr. Mubabinge BILOLO

Projekt der: Academie de la Pensée Africaine – Academy of African Thought; Centre d´Études Egyptologiques Cheikh Anta Diop de l´Institut Africain d´Études Prospectives

Erscheinung: Publications Universitaires Africaines, Kinshasa-Libreville-Munich, 1986; MENAIBUC, 2005

Originaltitel: Les Cosmo-Theologies Philosophiques D´Heliopolis et D´Hermopolis – Essai de Thématisation et de Systématisation

Das Vorwort: Von Prof. Dr. THAUSING, Vorstand des Instituts für Ägyptologie / Universitaet Wien, Österreich


VORWORT

von Prof. Dr. THAUSING

Die vorliegende Arbeit ist mit größter Akribie und mit einem ungeheuerem wissenschaftlichen Apparat geschrieben. Es werden die Kosmo-Theologien von Heliopolis und Hermopolis in extenso behandelt.

Zunächst wird auf Heliopolis eingegangen, d.h. auf seine historische und religionshistorische Bedeutung. Ein ungemein reiches Quellenmaterial wird herangezogen, vornehmlich altägyptisches Textmaterial. Doch auch die ägyptologische Literatur wird ebenso in extenso ausgebreitet. Dieser heliopolitanische Abschnitt enthält zwei Kapitel: 1) Die Genesis der Seienden und 2) Die heliopolitanische Geschichtsphilosophie. In dem ersten Kapitel werden folgende Probleme behandelt: a) die Präexistenz, b) das Problem des „Ursprungs“ des Seins bzw. der Existenz, c) die Schöpfung der „Großen Neunheit“(Psd.t wr.t), d) das Problem der Weltwerdung und e) die Schöpfungs-und Organisationsformen der Seienden.

Das bedeutet, dass hier die Weltwerdung, Welt und Geschöpfe dargestellt werden. Der Plan der Weltschöpfung ist im Herzen des „Esprit-Primordial“ entstanden, um in jws3w „Selbstzeugung“ oder Kraft seines Willens alles Seiende hervorzubringen – siehe vor allem § 2115 - . Alles wird durch reiches Textmaterial(ägyptisches und ägyptologisches) belegt, wobei mitunter auch – was sehr dankenswert ist – Parallelausdrücke aus der Luba-Sprache bei verschiedenen Begriffen sowie Parallele Konzeptionen bei anderen afrikanischen Völkern herangezogen werden (z.B.: Luba Cianda entspricht altägyptischem hk3 = „Magie“, S. 64, Fußnote 110. Oder über die Verknüpfung zwischen Wasser, Wort und Luft werden ähnliche Erklärungsversuche bei den Luba, den Dogon und bei den Bambara erwähnt, S. 95-96) .

Das zweite Kapitel über die „Geschichtsauffassung“ beschäftigt sich vor allem a) mit geschichtsphilosophischen Bedeutung des Ausdrucks Hpr und b) mit der Frage des „Seins-und-Weltendes“. Um die Komplexität und die Bedeutung der heliopolitanischen Geschichtsauffassungen hervorheben zu können, hat der Autor einen langen Exkurs über die „alt-ägyptische Anthropologie“ gemacht (§ 2122).

In diesem excursus werden die Begriffe K3, B3, 3h, Hat, S3j,... ausführlich behandelt. Wohl sind meine diesbezüglichen Arbeiten größtenteils im Literaturverzeichnis ausgeführt, aber sie finden in den entsprechenden Textstellen nur einen geringeren Niederschlag. Das Gleiche gilt für den Begriff des Hprw „Cheperu“ („Seiensformen räumlicher und zeitlicher Prägung“, wie ich es nenne). All diese Begriffe erscheinen mir nach jahrelangem Studium vollkommen geklärt. Der Autor dieser Arbeit aber ist der Überzeugung, dass über diese Begriffe das letzte Wort noch nicht gesagt werden kann.

Sehr bemerkenswert erscheinen mir die Gedanken über das Méta-Etre, also das Meta-Sein. Geschichte, Menschendasein seien eine Episode, „ein Abenteuer Atums“, um mit den Worten des Autors zu reden (§ 21231 und 21233). Der Schöpfer, der unter einem „meta-ontologischen“ Gesichtspunkt als „Manifestation/Realisation“ des „Amorphen“ (Tm/ Itmw) dargestellt werden kann, tritt aber nach dem „Sein“ wieder ins „Nichtsein“ bzw. ins „Meta-Meta-Sein“, d. h. in den Urzustand der Inertie (im „Urgewässer“ Nwn), wie vor der Schöpfung.

Der zweite Abschnitt versucht die hermopolitanische „Kosmo-Theologie“ zu thematisieren und zu sythematisieren. Er ist in drei Kapitel geteilt: 1) die Konzeptionen der Hmnw „Achtheit“, 2) die Metaphoren-Metonymien vom „Urei“ und vom „Urlotos“ und 3) die Thot-Theologie.

Die verschiedenen Auffassungen von Hmnw deuten darauf hin, dass es Erklärungsversuche der „Urprinzipien“ / „Urelemente“ („méta-éléments“) hprw tpj(w) geht, woraus unsere Welt entstanden ist. Die Rede über die „Achtheit“ oder „Vierheit“ (Quadrade) gehört zur „Méta-Cosmologie“, d.d. zur Analyse der „Formen“ die nicht nur am Anfang der Welt waren oder nach dem Weltende bleiben werden würden, sondern auch, die die Grundlage (le fondement) dieser Welt bilden.

Die Metaphoren und Metonymien vom „Urei“ bzw. „Urlotos“ brschäftigen sich mit der Problematik der Enstehung des Lebens. Sie sind Erklärungsversuche der Welt und der Seinsform des Schöpfers vor der Schöpfung. Hier gibt es Ähnlichkeit mit der „Meta-Ontologie“ von Heliopolis. „Gott im Ei“ (im „Haus“) ist das „Noch nicht“ – es ist der „Meta-Gott“, der aber „aus den Ei kommt“, d.h. in die Schöpfung tritt (Schöpfergott), um sie wieder zu verlassen. Auch der „Urlotos“ ist der „Meta-Gott“, der gleichzeitig aus dem „Urlotos“ heraustritt. Eine andere Tendenz vertritt die Auffassung, dass das „Urei“ ein „Behälter“ der Keime der Seienden bzw. der Lebewesen war.

Bei Betrachtung der Thot-Theologie(§ 223) möchte ich wieder auf meine Arbeiten verweisen. Dass Thot das „Wort“, die „Erkenntnis“ ist, ist bekannt. Wieso er aber all dies ist, erklärt sich, wie ich oft ausgeführt habe, aus seiner „Mittlerolle“: Er is Logos, Erkenntnis, Schöpfungskraft, d.h.: „Verbindung“ zwischen Gott und Welt. Durch diese Mittlerrolle wird er auch „dreimal große Thot“ (Hermes Trismegistos), d.h. die Brücke zwischen Schöpfer und Geschöpf, das Bindeglied, das dritte Element zwischen zwei Polen. Neben dieser „Mittlerrolle“ gibt es eine andere Tradition, die der Autor als typisch hermopolitanisch betrachtet und die Thot als Schöpfer aller Seienden darstellt. Diese Tradition der scheint, fügt er hinzu, eine Erscheinung der Spätzeit (ab NR.) zu sein. Wichtig ist auch, dass die Thot-Theologie Akzent auf die Rolle der Erkenntnis (Denkens) und des Wortes in der Geschichte setzt.

Es ist positiv zu bemerken, dass in dieser Arbeit nicht nur viele eigene Gedanken zum Tragen gekommen sind, sondern auch all jene Gedanken zusammengefaßt werden, die die Ägyptologie meist in Einzelaufsätzen behandelt. Aufgezeigt werden all diese religionsphilosophischen Probleme eben an den bedeutendsten Kulturzentren Altägyptens, nämlich Heliopolis und Hermopolis[1]. In den Literaturnachweisen wurde auf nichts verzichtet. Ein reiches aber selektives Lieteraturverzeichnis ist beigegeben.

Es ist dankenswert, dass der Autor sich die Mühe nahm, mit größter Sorgfalt die gesamte Problematik (der Kosmo-Theologien von Heliopolis und Hermolis) aufzuzeigen.

Prof. Dr. THAUSING, Vorstand des Instituts für Ägyptologie / Universitaet Wien, Austria
[1] Die hermeneutischen Prämissen, die dieser ganzen Arbeit zugrunde liegen sowie die Besonderheit der philosophischen Grundprobleme dieser beiden Kulturzentren im Altägypten und in der allgemeinen Geschichte der Kosmo-theologien, wurden von dem Autor in diesem soeben erschienenen Buch hervorgehoben. Siehe M. BILOLO, Les Cosmo-théologies philosophiques de l´Egypte antique. Problématique, Prémisses herméneutiques et Problèmes majeurs (APA. I, 1), Kinshasa-Libreville-Munich,
1986.


© Zusammenstellung und Vorstellung:  Jean-Baptiste Pente

Bois-Caiman-Redaktion

30.06.2010