Das Scheitern der Europäischen Aufklärung: Adornos und Horkheimers Thesen und Kritik der Europäischen Aufklärung
Anmerkung der Bois-Caiman-Redaktion: Diese Zusammenfassung der Thesen und Kritik der europäischen Aufklärung von Adorno und Horkheimer in „Dialektik der Aufklärung“(Fischer, 2006, 277 S.) ist ein Auszug aus dem Buch des Autors* "Europäische Aufklärung und Rassismus: Ursprung der europäischen Dämmerung – Zur Kritik ihrer traditionellen Rezeption". Daher sind einige Verweise nicht im Text zu finden.
‚Dialektik der Aufklärung‘ - Adornos und Horkheimers Thesen als Kritik der europäischen Aufklärung
„Wir hegen keinen Zweifel [...], dass die Freiheit in der Gesellschaft vom aufklärenden Denken unabtrennbar ist. Jedoch glauben wir, genauso deutlich erkannt zu haben, dass der Begriff eben dieses Denkens, nicht weniger als die Konkreten historischen Formen, die Institutionen der Gesellschaft, in die es verflochten ist, schon den Keim zu jenem Rückschritt enthalten, der heute überall sich ereignet. Nimmt Aufklärung die Reflexion auf dieses rückläufige Moment nicht in sich auf, so besiegelt sie ihr eigenes Schicksal. [...] Es soll kein Geheimnis geben und auch nicht den Wunsch seiner Offenbarung.“ -- M. Horkheimer/Theodor W. Adorno
A) Begriff der Aufklärung (S.8-49)
Das Ziel der Aufklärung ist nach Adorno und Horkheimer es gewesen, im umfassendsten Sinne von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren ihrer eigenen Natur einzusetzen. Aufklärung kann demnach als ein umfangreiches Programm zur Entzauberung der Welt verstanden werden. Auf nichts basierte Einbildungen sollten durch erfahrbares, sicheres Wissen ersetzt werden. Francis Bacon, der von den beiden Autoren zitiert wird, wird als Vater der ‚experimentellen Philosophie‘ angesehen. Bacon soll die Tradition [1] verachtet haben. Bacon ist gegen „[...] Widerwille gegen den Zweifel, Unbesonnenheit im Antworten, Prahlerei mit Bildung, Scheu zu widersprechen, Interessiertheit, Lässigkeit in eigener Forschung, Wortfetischismus, Stehenbleiben bei bloßen Teilerkenntnissen: dies und Ähnliches hat die glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge verhindert, und ihn statt dessen an eitle Begriffe und planlose Experimente verkuppelt: die Furcht und Nachkommenschaft einer so rühmlichen Verbindung kann man sich leicht vorstellen. Die Druckerpresse, eine grobe Erfindung; die Kanone, eine die schon nahe lag; der Kompaß, in gewissem Grad bereits früher bekannt: welche Veränderung haben nicht diese drei hervorgebracht – die eine im Zustand der Wissenschaft, die andere in dem des Krieges, die dritte in dem der Finanzen, des Handels und der Schiffahrt! Und auf diese, sage ich, ist man nur zufällig gestolpert und gestoßen. Also die Überlegenheit des Menschen liegt im Wissen, das duldet keinen Zweifel. Darin sind viele Dinge aufbewahrt, welche Könige mit all ihren Schätzen nicht kaufen können, über die ihr Befehl nicht gebietet, von denen ihre Kundschafter und Zuträger keine Nachricht bringen, zu deren Ursprungsländern ihre Seefahrer und Entdecker nicht segeln können. Heute beherrschen wir die Natur in unserer bloßen Meinung und sind ihrem Zwange unterworfen; ließen wir uns jedoch von ihr in der Erfindung leiten, so würden wir ihr in der Praxis gebieten.“ [2]
Die Überlegenheit des Menschen liegt also in einem Wissen, das keinen Zweifel duldet. Und dies kann als Kern der Aufklärung aufgefaßt werden. Adorno und Horkheimer sehen dieses mathematische Verständnis der Aufklärung und die glückliche Ehe zwischen dem menschlichen Verstand und der Natur der Dinge, die Bacon im Sinne hat, als patriarchal, denn der Verstand, der den Aberglauben zu besiegen hat, hat über die entzauberte Natur zu gebieten.(S.10)
Es geht hier um ein Wissen, das die Macht fundiert. Und ebenso kennt diese Macht, die genealogisch nur durch das Wissen zur Existenz kommt, keine Grenzen. Macht und Erkenntnis sind genauerer betrachtet hier synonym. (S.10) Wie die Natur und Menschen zu beherrschen sind, soll von der Natur selbst gelernt werden. Seit Bacon soll es ein Anliegen der Philosophie gewesen sein, die säkularisierten Kategorien des schaffenden Prinzips, Substanz und Qualität, Tätigkeit und Leiden, Sein und Dasein zeitgemäß zu definieren, aber da die „Wissenschaft“ schon ohne solchen Kategorien auskam, blieb es auch da stehen.(S.11) Die Kategorien, aus welchen die abendländische Philosophie ihre Naturordnung herleitete oder bestimmte, halten die vorsokratischen Kosmologien bildlich fest. „Die Feuchte, das Ungeschiedene, die Luft, das Feuer, die dort als Urstoff der Natur angesprochen werden, sind gerade erst rationalisierte Niederschläge der mythischen Anschauung.“ (S.11)
Die Entzauberung der Welt ist gleichzeitig die Ausrottung des „Animismus“, da die „Animisten“ mit ihren vielen Göttern „den Menschen mit allen Zufälligen und Schlechten glichen“. Der Unterschied zwischen dem Totemtier, den Träumen des Geistersehers und der absoluten Idee wird aufgehoben. Auf dem Weg zur neuzeitlichen Wissenschaft hätten die Menschen auf den Sinn verzichtet. Begriffe wurden durch Formeln und Ursachen durch Regeln und Wahrscheinlichkeit ersetzt. Die Aufklärung möchte die alten Mächte durch die in sich verflochtenen Mythen und Theologien erkannt haben, und denunziert ihren Wahrheitsanspruch der Universalien als Superstition. Diese Autorität der Aufklärung meint auch ernsthaft alle Dämonen jenseits des Rationalen zu erblicken, die traktiert und neutralisiert werden müssen. Scharlatanen hätten gewöhnlich diese Dämonen benutzt, um die Natur zu beeinflussen, um sich Macht und Vorteile zu verschaffen. „Was dem Maß von Berechenbarkeit und Nützlichkeit sich nicht fügen will, gilt der Aufklärung als verdächtig. Darf sie sich einmal ungestört von auswendiger Unterdrückung entfalten, so ist kein halten mehr.“(S.12)
Demnach sei die Aufklärung totalitär, da sie beim Widerstand ihre Allmacht noch rücksichtsloser verstärkt. Das soll daher rühren, dass die Aufklärung sich selbst noch in den Mythen wiedererkennt. Sich auf den Anthropomorphismus beziehend hat die Aufklärung mythologisch die Projektion des Subjektiven auf die Natur etabliert. [3] Geister, Dämonen und das Übernatürliche seien sozusagen nichts anders als Spiegelbilder der Menschen, die sich vom Natürlichen schrecken lassen. Die vielfältigen mythischen Gestalten lassen sich mühelos von der Aufklärung auf einen Nenner bringen. Aufklärerisch gesprochen ist alles System, Ordnung, Meßbarkeit, Einheit, Berechenbarkeit, Vollkommenheit, also durchschaubar, erklärbar.
Die Antwort Ödipus auf das Rätsel des Sphinx lautet: „Es ist der Mensch“ Diese Antwort "wird als stereotype Auskunft der Aufklärung unterschiedslos wiederholt, gleichgültig, ob dieser ein Stück objektiven Sinnes, die umrisse einer Ordnung, die Angst vor bösen Mächten oder Hoffnung auf Erlösung vor Augen steht. Als Sein und Geschehen wird von der Aufklärung vorweg nur anerkannt, was durch Einheit sich erfassen läßt." (S.13) Das Ideal ist ein System, aus dem alles folgt. Hier sei auch keinen Unterschied zwischen der empiristischen und rationalistischen Version der Aufklärung – gleichgültig ihrer Schule und Interpretation ihrer Axiome – zu machen. „Die Struktur der Einheitswissenschaft“ sei stets dieselbe gewesen. So wurde die Vielheit der Gestalten „auf Lage und Anordnung, die Geschichte aufs Faktum,[4] die Dinge auf Materie abgezogen.[...] Die formale Logik war die große Schule der Vereinheitlichung. Sie bot den Aufklärern das Schema der Berechenbarkeit der Welt.“ (ebd.)
Nach Adorno und Horkheimer beherrschten Zahlen und Formeln [5] das Wesen der Aufklärung, der bürgerlichen Aufklärung, wenn es auch darum ging, Konzepte des Kommerz, der Gerechtigkeit und Menschenrechte[6] zu definieren. Francis Bacon bringt es wie folgt zum Ausdruck: „Ist nicht die Regel, wenn du Ungleiches zu Gleichem addierst kommt Ungleiches heraus, ein Grundsatz sowohl der Gerechtigkeit als der Mathematik? Und besteht nicht eine wahrhafte Übereinstimmung zwischen wechselseitiger und ausgleichender Gerechtigkeit auf der einen und zwischen geometrischen und arithmetischen Proportionen auf der anderen Seite?“ [7]
Als eigenes Produkt der Aufklärung sind jedoch die Mythen, die dieser gleichen Aufklärung zum Opfer gefallen sind. Ein hier sich schließender Kreis, dem seine Widersprüche jenseits seinen Diskursen immanent zu sein scheint. Wie der Mythos selbst wollte die Aufklärung „berichten, nennen, den Ursprung sagen: damit aber darstellen, festhalten, erklären. Mit der Aufzeichnung und Sammlung der Mythen hat sich das verstärkt. Sie wurden früh aus dem Bericht zur Lehre.“(S.14)
Die wissenschaftliche Kalkulation der Aufklärung sei noch trostloser als die traditionellen Mythen selbst, aus denen ihre eigenen Methoden hervorgingen. So rücksichtslos „gegen sich selbst hat die Aufklärung noch den letzten Rest ihres eigenen Selbstbewußtseins ausgebrannt.“ (S.10)
Der Rückfall von Aufklärung in Mythologie sei nicht so sehr bei den eigens zum Zweck des Rückfalls ersonnenen nationalistischen, heidnischen und sonstigen modernen Mythologien zu suchen, „sondern bei der in Furcht vor der Wahrheit erstarrenden Aufklärung selbst.“ (S.3-4)
Die Mythen standen schon immer im Zeichen des Prozesses eines Rituals und der Macht. Solche theoretischen Elemente und bestimmte Prozesse des Rituals konnten sich schon in früheren Epen der Völker verselbstständigen. Als Vergleich nehmen Adorno und Horkheimer die griechische Mythologie und die messianistischen biblischen Schriften vor. Die lokalen Geister und Dämonen wurden durch den Himmel und seine Hierarchie ersetzt. Die olympischen Gottheiten seien nicht mehr direkt mit den Elementen identisch, sondern bedeuten von nun an diese Elementen selbst. Das Sein löst sich in den Logos auf. Der Unterschied zwischen dem „eigenen Dasein“ und der Realität fällt der plumpen Verallgemeinerung zum Opfer. „Ohne Rücksicht auf die Unterschiede wird die Welt dem Menschen untertan.“ und hierin stimmen jüdische Schöpfungsgeschichte und „olympische Religion“ überein: „...und sie sollen bewältigen die Fische des Meeres und das Gevögel des Himmels und das Vieh und die ganze Erde und all das Gewürm, das sich regt auf Erden“ (S.14)
„O Zeus, Vater Zeus, dein ist die Herrschaft des Himmels, und du überschaust die Werke der Menschen, frevelhafte wie gerechte und auch der Tiere Übermut, und Rechtschaffenheit liegt dir am Herzen“ (ebd.) [8] Keiner entgeht der „Tyrannei“ einer solchen Obrigkeit. Dem Auskommen helfe einerseits nur die volle Unterwerfung des Subjekts und andererseits wird sein Erwachen durch die Anerkennung der Macht als das Prinzip aller Beziehungen erkauft. Diese Erbsünde, die fast schicksalhaft ist, beschreibt Solon nach Adorno und Horkheimer wie folgt: „Denn so steht es damit, dass der eine sogleich büßt, ein anderer später; sollte aber einer selber entkommen und das drohende Verhängnis der Götter ihn nicht erreichen, so trifft es mit Sicherheit doch endlich ein, und Unschuldige müssen die Tat büßen, seien es Kinder, sei es ein späteres Geschlecht.“ [9]
So gesehen sei die Aufklärung eine trockene Weisheit, die nichts Neues unter der Sonne gelten läßt, da die Steine des sinnlosen Spiels ausgespielt sind. Hiernach sind alle großen Gedanken schon gedacht, „die möglichen Entdeckungen vorweg konstruierbar.“ Die Menschen werden auf das Prinzip der Selbsterhaltung durch Anpassung hin formatiert. Eine solche trockene Weisheit reproduziert nach Adorno und Horkheimer nur das was sie schon selbst verwirft; und „die Sanktion des Schicksals, das durch Vergeltung unablässig wieder herstellt, was je schon war. Was anders wäre, wird gleichgemacht. Das ist das Verdikt, das die Grenzen möglicher Erfahrung kritisch aufrichtet.“ (S.18) Das Unrecht der alten Ungleichheit, das unmittelbare Herrentum zersetze Aufklärung gnadenlos und verewigt es zugleich in der universalen Vermittlung, einem „Beziehen jeglichen Seienden auf jegliches.“
Der Unterschied zwischen Mythologie, Glaube und Aufklärung kann nicht festgestellt werden. Die Begriffe des Geistes, der Wahrheit und ja der Aufklärung sei zum „animistischen“ Zauber geworden. So sehen Adorno und Horkheimer die Nazi-Diktatur nicht als einen Rückfall zur alten Barbarei wie manche es gern behaupten, sondern als eine logische Konsequenz der europäischen Aufklärung, des Triumphs der repressiven Egalität, der „Entfaltung der Gleichheit des Rechts zum Unrecht durch die Gleichen.“ Wenn der Versuch unternommen wird, den Naturzwang zu brechen, in dem die Natur selbst gebrochen wird, falle diese Natur zwangsläufig um so tiefer in den Naturzwang. Der Talmi-Mythos der Faschisten enthülle „sich als der echte der Vorzeit, insofern der echte die Vergeltung erschaute, während der falsche sie blind an den Opfern vollstreckt.“ So sei die Bahn der europäischen Zivilisation verlaufen. Die Aufklärung als Subjekt habe immer wie ein Herr eine besondere Distanz zu ihren Objekten gehabt, um sie gut beherrschen zu können. Als historisch mythologisches Beispiel nennen Adorno und Horkheimer die Gesänge Homers und die Hymnen des Rigveda, die aus der Zeit der Grundherrschaft und der festen Plätze, „in der ein kriegerisches Herrenvolk über der Masse besiegter Autochthonen sich seßhaft macht.“
Es entstand auf diese Weise, also mit dieser bürgerlichen Welt der höchste Gott unter den Göttern. Der König als Anführer des gewappneten Adels hatten die Unterworfenen am Boden zu halten, während Ärzte, Wahrsager, Handwerker, Händler den Verkehr besorgten. Durch den Übergang des Nomadentums zur Seßhaftigkeit wurde die gesellschaftliche Ordnung auf Basis des festen Eigentums organisiert, so dass Herrschaft und Arbeit auseinander träten. Das aufgeführte Beispiel ist der Odysseus als Eigentümer, der aus der Ferne „ein zahlreiches, peinlich gegliedertes Personal von Ochsenhirten, Schäfern, Schweinehirten und Dienern“ leitet.(S.20)
Die Logik und Allgemeinheit der Gedanken aller Diskurse der Aufklärung drückt ihre Herrschaft schon in der Sphäre des Begriffs aus, die sich auf dem Fundament der Herrschaft in Wirklichkeit erheben würde. Das Selbst habe die Ordnung und Unterordnung an der Unterwerfung der Welt gelernt. Wahrheit wird mit dem disponierenden Denken verschmelzt und tabuiere mit dem mimetischen Zauber somit die Erkenntnis die einen Gegenstand wirklich treffen kann. Die Existenz der Wahrheit sei nur garantiert, wenn sie vom disponierenden Denken unterschieden werden kann. Der Haß der Aufklärung wie dessen des Zauberers „gilt dem Bild der überwundenen Vorwelt und dem imaginären Glück. Die chthonischen Götter der Ureinwohner werden in die Hölle verbannt, zu der unter der Sonnen- und Lichtreligion von Indra und Zeus die Erde sich wandelt.“ Hierin hingen jedoch tautologisch Himmel und Hölle zusammen. So pflegten die olypischen Götter jede Art Umgang mit den chthonischen Göttern, wie das Gute mit dem Bösen – gute mit schlechten Mächten, Heil mit Unheil – so dass zwischen beiden Polen nicht eindeutig unterschieden werden kann. „Sie waren verkettet wie Entstehen und Vergehen, Leben und Tod, Sommer und Winter.“ (S.21)
In der „sauberen“ Welt der griechischen Religion soll die trübe Ungeschiedenheit des religiösen Prinzips, das in frühsten bekannten Stadien als Mana verehrt wurde, fortgelebt haben. Mana ist der bewegende Geist, er ist „keine Projektion, sondern das Echo der realen Übermacht der Natur in den schwachen Seelen der Wilden. Die Spaltung von Unbelebtem und Belebtem, die Besetzung bestimmter Orte mit Dämonen und Gottheiten, entspringt erst aus diesem Präanismismus. In ihm ist selbst die Trennung von Subjekt und Objekt schon angelegt. Wenn der Baum nicht mehr bloß als Baum, sondern als Zeugnis für ein anderes, als Sitz des Mana [10] angesprochen wird, drückt die Sprache den Widerspruch aus, dass nämlich etwas es selber und zugleich etwas anderes als selber sei, identisch und nicht identisch.“ [11]
Mit anderen Worten, Mana ist der (unbekannte, fremde) Transzendator, der den Erfahrungsumkreis transzendiert. Mana ist das „was an den Dingen mehr ist als ihr vorweg bekanntes Dasein.“ Was der sogenannte primitive dabei als übernatürlich erfährt, sei keine geistige Substanz als Gegensatz zu der materialen Substanz, sondern vielmehr die Verquickheit des Natürlichen dem einzelnen Glied gegenüber. So ist das Erstaunen oder der Ruf des Schreckens, mit dem das Unbekannte, Ungewohnte erfahren wird, wird eben als Name dieses Unbekannten oder Ungewohnten festgelegt. „Er fixiert die Transzendenz des Unbekannten gegenüber dem Bekannten und damit den Schauder als Heiligkeit. Die Verdoppelung der Natur in Schein und Wesen, Wirkung und Kraft, die den Mythos sowohl wie die Wissenschaft erst möglich macht, stammt aus der Angst des Menschen, deren Ausdruck zur Erklärung wird.“ (ebd.) Es ist in der Urform der objektivierenden Bestimmung, dass Begriff und Sache auseinandertraten. Diese objektivierende Bestimmung als Dialektik ist nichts anders als die gleiche dichotomischen Festlegung von Begriff und Sache, die im homerischen Epos schon weit verbreitet gewesen sei und sich in die moderne positive Wissenschaft überschlage. Für Adorno und Horkheimer bleibt diese Dialektik jedoch ohnmächtig, da sie sich aus dem Ruf des Schreckens sich entfaltet, „der die Verdoppelung, die Tautologie des Schreckens selbst ist.“
Metaphorisch dargestellt können Götter „die Furcht nicht vom Menschen nehmen, deren versteinerte Laute sie als ihre Namen tragen. Der Furcht wähnt er ledig zu sein, wenn es nichts Unbekanntes mehr gibt.“ So wird die Bahn der Entmythologiesierung und der Aufklärung bestimmt, die sozusagen das Lebendige mit dem Unlebendigen wie der Mythos das Lebendige mit dem Unlebendigen vermischt. Aufklärung sei die mythische Angst, die lediglich radikaler geworden ist. Über den Kreis des Daseins hinaus führt dieser mythische Dualismus nicht. Die Welt, die durch das Mana durchherrscht wird, sei ausweglos. Dieser in sich geschlossene Kreis geht nicht über den Kreis des Daseins hinaus. Es gilt, jedes Leben wird mit dem Tod bezahlt. Der Schauder, aus dem der lebendige, bewegende Geist als Mana geboren wurde und überall in der Völkerkunde zu begegnen waren, sei schon von den Stammesältesten aus der Urzeit sanktioniert gewesen. Bevor das unidentische, zerfließende Mana von Menschen gewaltsam materialisiert wurde, sei es zuerst konsistent gemacht worden. Demnach bevölkern bald „die Zauberer jeden Ort mit Emanationen und ordnen der Vielfalt der sakralen Bereiche die der sakralen Riten zu. Sie entfalten mit der Geisterwelt und deren Eigenheiten ihr zukünftiges Wissen und ihre Gewalt. Das heilige Wesen überträgt sich auf die Zauberer, die mit ihm umgehen.“
Diese anthropologischen Beschreibungen können anders durch die Produktionsmode veranschaulicht werden – In der Urzeit spüren die Männer das Wild auf und Arbeit, die kein straffes Kommando erfordern, werden von Frauen besorgt. Adorno und Horkheimer beschreiben diese frühere „Produktionsweise“ als eine territoriale Einteilung zwischen Macht und Unmacht, Gewalt und Unterwerfung, Aufklärung und Profanentum: „In ihr schon ist die Welt geteilt in einen Bezirk der Macht und Profanes. In ihr schon ist der Naturlauf als Ausfluß des Mana zur Norm erhoben, die Unterwerfung verlangt.“ (S.27) [12]
Die Wissenschaft in ihrer deduktiven Form – wie die Aufklärung – spiegele Hierarchie und Zwang. Es ist wie die erste Gesellschaftskategorie den organisierten Stamm und seine Macht über den Einzelnen darstellt. Alles folgt einer logischen Ordnung von „Abhängigkeit, Verkettung, Umgreifen und Zusammenschluß der Begriffe in den entsprechenden Verhältnissen der sozialen Wirklichkeit[...]“ bis zur Arbeitsteilung. Dies rühre jedoch nicht aus einer vermeintlichen Freiwilligkeit der Einzelnen her, die auf den gesellschaftlichen Charakter zurückzuführen ist, sondern einer undurchdringlichen Einheit von Gesellschaft und Herrschaft. Denn die Konsistenz und Kraft, die eine Gesellschaft braucht, verleiht ihr die Herrschaft. Diese Herrschaft entfaltet sich ebenfalls durch die Arbeitsteilung, welche dem beherrschten Ganzen zur Selbsterhaltung dient.
So werden die philosophischen Begriffe, mit denen Platon und Aristoteles die Welt darstellten die durch sie begründeten Verhältnisse zum Rand der wahren Wirklichkeit erhoben – mit einem besonderen Anspruch auf allgemeine Geltung. Diese Begriffe stammen „vom Marktplatz von Athen; sie spiegelten mit derselben Reinheit der Gesetze der Physik, die Gleichheit der Vollbürger und die Inferiorität von Weibern, Kindern und Sklaven wider. Die Sprache selbst verlieh dem Gesagten, den Verhältnissen der Herrschaft jene Allgemeinheit, die sie als Verkehrsmittel angenommen hatte.“ (S.28)
Die europäische Aufklärung habe bei ihrer Irrfahrt das Denken auf eine mathematische Apparatur reduziert. Die Unterwerfung alles Seienden unter einen logischen Formalismus, den als Triumph subjektiver Rationalität vorgetäuscht wird, wird mit einer gehorsamen Unterwerfung der Vernunft unters unmittelbar Vorfindliche erkauft. „Das Vorfindliche als solches zu begreifen, den Gegebenheiten nicht bloß ihre abstrakten raumzeitlichen Beziehungen abzumerken, bei denen man sie dann packen kann, sondern sie im Gegenteil als die Oberfläche, als vermittelte Begriffsmomente zu denken, die sich erst in der Entfaltung ihres gesellschaftlichen, historischen, menschlichen Sinnes erfüllen – der ganze Anspruch der Erkenntnis preisgegeben.“ (S.33)
Nach Adorno und Horkheimer beschränkt sich die Erkenntnis auf diese Weise auf eine zweifelhafte axiomatische Unmittelbarkeit. Demnach behält das scheinbar Tatsächliche Recht, während die Erkenntnis sich auf die bloße Wiederholung dieses scheinbar Tatsächlichen beschränke und der Gedanke würde zur simplen Tautologie. Aufklärung schlägt „in die Mythologie zurück, der sie nie zu entrinnen wußte. Denn Mythologie hatte in ihren Gestalten die Essenz des Bestehenden: Kreislauf, Schicksal, Herrschaft der Welt als Wahrheit zurückgespiegelt und der Hoffnung entsagt. In der Prägnanz des mythischen Bildes wie in der Klarheit der wissenschaftlichen Formel wird die Ewigkeit des Tatsächlichen bestätigt und das bloße Dasein als der Sinn ausgesprochen, den es versperrt.“ (Ebd.)
Adorno und Horkheimer werfen der europäischen Aufklärung vor, das Wissen hoffnungslos entfremdet zu haben, in dem das Wissen sich das Dasein als Schema im bildhaften, mathematischen zu eigen macht und perpetuiert. Hierin ist immer der Schauder, der Mana, der bewegende und allen innewohnende Geist Mana, der eigentlich nichts anders als ein Täuschungsfetisch seit der Prähistorie ist, stets präsent: „Selbst das drohende Kollektiv jedoch gehört nur zur trügenden Oberfläche, unter der die Mächte sich bergen, die es als gewaltiges manipulieren. [...] Die dämonenhaft verzerrte Gestalt, die in der Helle der vorurteilslosen Kenntnis Dinge und Menschen angenommen haben, weist auf die Herrschaft zurück, auf das Prinzip, das schon die Spezifikation des Mana in die Geister und Gottheiten bewirkte und den Blick im Blendwerk von Zauberern und Medizinmännern fing.“ (S.35)
Abschließend entnehmen wir dieser Hauptkapitel, dass die europäische Aufklärung ihrer eigenen Verwirklichung entsagt habe. Denn „mit der Preisgabe des Denkens, das in seiner verdinglichen Gestalt als Mathematik, Maschine, Organisation an den seiner vergessenden Menschen Sicht rächt. Indem sie alles Einzelne in Zucht nahm, ließ sie dem unbegriffenen Ganzen die Freiheit, als Herrschaft über die Dinge auf Sein und Bewußtsein der Menschen zurückschlagen.“ (S.48)
B) Elemente des Antisemitismus – Grenzen der Aufklärung I-VII (S.177-217)
„Die Juden waren kolonisatoren des Fortschritts. Seit sie als Kaufleute römische Zivilisation im gentilen Europa verbreiten halfen, waren sie im Einklang mit ihrer patriarchalen Religion die Vertreter städtischer, bürgerlicher, schließlich industrieller Verhältnisse. Sie trugen kapitalistische Existenzformen in die Lande und zogen den Haß derer auf sich, die unter jenen zu leiden hatten.“ (Adorno/Horkheimer) [13]
Die „Judenfrage“ und die systematische Verfolgung dieser Menschengruppe sind nach Adorno und Horkheimer für die einen eine Schicksalsfrage der Menschheit gewesen und für die anderen nur die Übertreibung einer Situation, die als ungewöhnlich anzusehen war.[14] Juden galten allgemein als eine Sonderrasse unter Menschen. „Die Juden sind heute die Gruppe, die praktisch wie theoretisch den Vernichtungswillen auf sich zieht, den die falsche gesellschaftliche Ordnung aus sich heraus produziert. Sie werden vom absolut Bösen als das absolut Böse gebrandmarkt.“ (S.177)
Die Herrschaften (in Europa) hätten die Juden stets nach ihren Bedürfnissen ökonomisch benutzt und machten sie gleichwohl bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten für alles verantwortlich. Die Arbeiter, denen die Herrschaften ohnehin keine besondere Aufmerksamkeit schenkten, hatten den Grund ihrer Misere bei den Juden zu suchen. „[...] die Neger will man dort halten, wo sie hingehören, von den Juden aber soll die Erde gereinigt werden, und im Herzen aller prospektiven Faschisten aller Länder findet der Ruf, sie wie Ungeziefer zu vertilgen, Widerhall.“ [15]
Vom klassischen völkischen religiösen „Antisemitismus“ wurde Abstand genommen, da der Vorwurf, wonach Juden primitive Gläubige seien, nicht mehr ausreichen würde, um eine völkische Massenbewegung zu mobilisieren. Dies bedeutete jedoch nicht, dass die tief innewohnende religiöse Feindschaft den Juden gegenüber ganz verschwunden gewesen wäre. Religion an sich ist laut beider Autoren stets ein Element des Kulturguts gewesen, so dass sie stets von ihm nicht ganz trennbar sei. Das Bündnis der europäischen Aufklärung und Herrschaft verhinderte jedoch den Zugang dieser „Wahrheit“ zum Bewußtsein, in dem sie gleichzeitig nur ihre verdingliche Form behielt.(S.185) „Beides kommt zuletzt dem Faschismus zugute: die unbeherrschte Sehnsucht wird als völkische Rebellion kanalisiert, die Nachfahren der evangelistischen Schwarmgeister werden nach dem Modell der Wagnerschen Gralsritter in Verschworene der Blutgemeinschaft und Elitengarden verkehrt, die Religion als Institution teils unmittelbar mit dem System verfilzt, teils ins Gepränge von Massenkultur und Aufmärchen transportiert. Der fanatische Glaube, dessen Führer und Gefolgschaft sich rühmen, ist kein anderer als der verbissene, der früher die Verzweifelten bei der Stange hielt, nur sein Inhalt ist abhanden gekommen. Von diesem lebt einzig noch der Haß gegen die, welche den Glauben nicht teilen. Bei den deutschen Christen blieb von der Religion der Liebe nichts übrig als der Antisemitismus.“ (ebd., ich hebe vor)
Den Juden sollen vorgeworfen worden sein, hinterlistig, maßlos hab- und machtgierig zu sein. Auch liberale Thesen, wonach Juden nicht anpassungsfähig seien, erweisen sich als Vorwand, da assimilierte Juden von der Verfolgung nicht verschont wurden. Dieser Paradoxon drückte sich dadurch aus, dass die Juden zwischen Tradition und Anpassung nur schwer eine Alternative finden konnten. Denn die Tradition, die ihnen als Schutz gegen den Verlust der eigenen Kultur oder Identität schützen sollte, machte ihre Erscheinung noch erkennbarer. Der „Antisemitismus“ als Volksbewegung sei nach den beiden Autoren als Ablenkungsmanöver und billiges Korruptionsmittel benutzt worden, um das Eigentum der Juden zu arisieren. Eine Arisierung, die erwartungsgemäß meist nicht den Nachläufern, sondern den oberen Ideologen zugute kam. „Die Erwachsenen, denen der Ruf nach Judenblut zur zweiten Natur geworden ist, wissen so wenig warum, wie die Jugend, die es vergießen soll. Die hohen Auftraggeber freilich, die es wissen, hassen die Juden nicht und lieben nicht die Gefolgsschaft.“ (S.180)
Für Adorno und Horkheimer bestand von Anfang an ein innigster Zusammenhang zwischen „Antisemitismus“ und Totalität. Hinzu komme die innewohnende Blindheit der Totalität, die alles erfaßte, weil sie nichts begreifen würde.(S.181) Diese totalitären Eigenschaften sind die gleichen, die die beiden Autoren der europäischen Aufklärung zuschreiben. Wenn wir hier bedenken, dass der Positivismus sowie der Liberalismus nach der gleichen Auffassung Erbe der europäischen Aufklärung sind, kann es einleuchtend sein, warum weder der Positivismus noch der Liberalismus die Juden vor dem „Antisemitismus“ schützen konnte. Der Liberalismus soll durch das Kapital ein Ausbeutungssystem geschafft haben, die die Herrschaft in Produktion verkleidet haben. Die Juden seien sicherlich erfolgreiche Kaufleute, die den Fortschritt und die römische Zivilisation „im gentilen Europa verbreiten halten.“ „Darum schreit man: haltet den Dieb! Und zeigt auf den Juden. Er ist in der Tat der Sündenbock [...] in dem umfassenden Sinn, dass ihm das ökonomische Unrecht der ganzen Klasse aufgebürdet wird.“ (S.183)
Antisemiten seien nichts anderes als Selbsthasser gewesen. Demnach diente der „Antisemitismus“ als das schlechte Gewissen dieser Parasiten, weil die Juden eben die Bringer des Fortschritts gewesen sind, so Adorno und Horkheimer weiter.
Beide Autoren behaupten, dass es ein Zusammenhang zwischen Zivilisation, „Antisemitismus“, Faschismus, Christentum, Totalitarismus und Magie gibt. Die Realisierung dieser Verkettung werde durch Mimesis vollzogen. Das Christentum soll das Moment der Gnade hervorgehoben haben, in dem die Kreatur sich in der Gottheit selbst wiederfinde. Der göttliche Mittler ist ein Mensch, wird mit einem menschlichen Namen gerufen und sterbe einen menschlichen Tod. Die Botschaft sei hier eindeutig: „Fürchtet euch nicht; das Gesetz zergeht vor dem Glauben; größter als alle Majestät wird die Liebe, das einzige Gebot.“ Gerade diese (Schein-) Emanzipation des Christentums von der Naturreligion wandelt sich gleichzeitig erneut in die Vergeistigung der Idolatrie des Menschengottes. Das Endliche wird verabsolutiert. „Christus, der fleischgewordene Geist, ist der vergottete Magier. [...] Der Fortschritt über das Judentum ist mit der Behauptung erkauft, der Mensch Jesus sei Gott gewesen. Gerade das reflektive Moment des Christentums, die Vergeistigung der Magie ist schuld am Unheil.“ (S.186) Dieser christliche Prozeß sei u.a. der religiöse Ursprung des „Antisemitismus“.
Adorno und Horkheimer bedienen sich der Psychologie um das Verhalten der „Antisemiten“ zu analysieren. Dabei üben sie gleichzeitig eine kompromißlose marxistische Kritik der Industriegesellschaft und deren Produktionsmechanismus. „Anstelle der antisemitischen Psychologie ist weiterhin das bloße Ja zum faschistischen Ticket getreten, dem Inventar der streitbaren Großindustrie. Wie auf dem Wahlzettel der Massenpartei dem Wähler von der Parteimaschine die Namen derer oktroyiert werden, die seiner Erfahrung entrückt sind und die er nur en bloc wählen kann, so sind die ideologischen Kernpunkte auf wenigen Listen.“ So ist der „Antisemitismus“ „...kaum mehr eine selbständige Regung, sondern eine Planke der Plattform: wer irgend dem Faschismus die Chance gibt, subskribiert mit der Zerschlagung der Gewerkschaften und dem Kreuzzug gegen Bolschewismus automatisch auch die Erledigung der Juden.“ (S.210)
Zusammenfassend kann die europäische Aufklärung aus der Sicht der beiden Autoren wie folgt zusammengefaßt werden:
1) Die europäische Aufklärung ist von Anfang an aufgrund ihrer totalitären Art zum Scheitern verurteilt.(S.2-7)
2) Am Beispiel der Homers Odyssee vertreten die beiden die Auffassung, dass der Prozeß der Aufklärung im engeren Sinne etwas Gewalttätiges an sich hatte und diente auch nicht der Überwindung von Vorurteilen, sondern der Verbreitung und Befestigung eigener Vor- und Urteile.(S.10-35)
3) Die positivistische Philosophie ist eine logische Folge der Denkungsart der europäischen Aufklärung. Daraus folgt eine „Kulturindustrie“, die sich zum Massenbetrug metamorphosiert.(S.128 ff.) [16]
4) Die Elemente des europäischen Faschismus sind schon in der europäischen Aufklärungsphilosophie der Gleichmacherei enthalten.(S.179)
5) Die dialektische Verschlingung von Aufklärung und Herrschaft sowie das Doppelverhältnis des Fortschritts zu Grausamkeit und Befreiung läßt sich durch den „Antisemitismus“ illustrieren: „Die rationale Insel wird überschwemmt, und die Verzweifelten erscheinen einzig noch als die Verteidiger der Wahrheit, als die Erneuerer der Erde, die auch den letzten Winkel noch reformieren müssen. Alles Lebendige wird zum Material ihrer scheußlichen Pflicht, der keine Neigung mehr Eintrag tut. Die Tat wird wirklich autonomer Selbstzweck, sie bemäntelt ihre eigene Zwecklosigkeit. Immer ruft der Antisemitismus erst noch zu ganzer Arbeit auf. Zwischen Antisemitismus und Totalität bestand von Anbeginn der innigsten Zusammenhang. Blindheit erfaßt alles, weil sie nichts begreift.“ (S. 180-181) [17]
*Anmerkung der Bois-Caiman-Redaktion: Diese Zusammenfassung der Thesen und Kritik der europäischen Aufklärung von Adorno und Horkheimer in „Dialektik der Aufklärung“(Fischer, 2006, 277 S.) ist ein Auszug aus dem Buch des Autors dieser Zusammenfassung. Daher sind einige Verweise nicht im Text zu finden.
© liegt beim Autor
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[1] Was hier jedoch als Tradition verstanden wird, ist mir jedoch zuerst nicht klar.
[2] Zitiert von Adorno und Horkheimer, Dialektik der Aufklärung , Fischer, 2006, S. 8-9. Die Unterstreichungen sind von mir.
[3] Adorno und Horkheimer beziehen sich hier auch auf Xenophanes, Montaigne, Hume, Feuerbach und Salomon Reinach. Vgl. Fußnote 6 des Fragments, S.12
[4] Man kann sich nur fragen, was man hier unter „Faktum“ verstehen sollte, denn, wie ich in meiner späteren Kritik, in dem entsprechenden Kapitel zeigen werde, hatten wir hier meist mit Manipulatoren, sprich „Aufklärern“ zu tun gehabt, die je nach Kontext faktenresistent waren – insbesondere, wenn diese ihren „Ideologien(rassisch, kulturell, religiös, etc.)“ nicht entsprachen.
[5] Hier auch im übertragenen Sinne zu verstehen.
[6] Ich möchte hier anmerken, dass die „Menschen-Rassen“-Problematik und deren negativen Hierarchisierung sowie Wirtschaftsinteressen und imperialen Projektionen – und nicht die „Fakten“ – hier stets eine große Rolle gespielt hat.
[7] Bacon, Advancement of Learning a.a. O. Band II, S. 126 – zitiert von Adorno und Horkheimer, S.13
[8] Vgl. Fußnoten 10: Genesis I, 26 der Seite 14 und 11: Archilos[...] der Seite 15 bei Adorno und Horkheimer.
[9] Solon, zitiert von Adorno und Horkheimer, S.15
[10] Ich hebe vor.
[11] S.21, Adorno und Horkheimer beziehen sich auf Hubert und Maus über den Vorstellungsgehalt der Sympathie und der Mimesis: „Théorie générale de la Magie“, 1902
[12] Ich hebe vor.
[13] S.184
[14] Im nächsten Kapitel werde ich auf diese von mir hervor gehobene Passage mehrfach zurückkommen.
[15] Meine Hervohebung.
Warum man „Neger“ dort halten will, wo sie hingehören, geben die Autoren keine Auskunft darüber. Es wäre hier doch auch interessant gewesen zu wissen, wo diese „Neger“ hingehören. Ist es nicht so, dass diese „Neger“ schon seit Jahrhunderten – auch mit Hilfe jüdischer Religionsschriften – aus der humanen Gemeinschaft ausgeschlossen wurden? Vgl. 6.0 „Europäische Kosmogonie, Ontologie und Rassismus“
[16] Hierbei sollte stets die Entstehungsgeschichte und Kontext dieser Kritikthese nicht außer Acht gelassen werden. Dies gilt auch für ihren doktrinären Marxismus, der oft wie ein roter Faden ihren „metaphysischen Pessimismus“(Eckhart Arnold) durchkreuzt.
[17] Ich hebe vor. Nach den Autoren spiegelt der Antisemitismus das totalitäre Wesen der europäischen Aufklärung wider.
Monday, 20 February 2012 at 20:05
5 Kommentare:
21 February at 15:13 · Like
Es ist falsch das Buch als antiaufklärerisch zu lesen, wo sie doch schreiben es handle sich um eine DIALEKTIK, d.h. dass Aufklärung, Zivilisation, Fortschritt usw DURCHAUS stattgefunden haben, allerdings nicht so, dass Gewalt und Unvernunft ausgelöscht sind. Die Autoren stehen in der marxistischen Tradition, auch wenn das nicht gleich ersichtlich ist, und weisen darauf hin, dass das aufklärerische Denken idealistisch war und ist, und es vergisst, dass der soziale Prozess, die Produktion und Reproduktion auf der Grundlage der Warenwirtschaft, NOTWENDIG die Barbarei hervorbringt, da sie ANTAGONISTISCH verfasst ist. Der Rassismus und Antisemitismus sind PSYCHOLOGISCHE Phänomene der RATIONALISIERUNG des unvernünftigen Reproduktionsverhältnisses. Der Mensch ist nur dann Teil der Gesellschaft, wenn er ihren Anforderungen entspricht, sich IDENTISCH mit diesen macht, also auf grundlegende Bedürfnisse verzichtet zum Wohl des sozialen Friedens. Diese VERDRÄNGUNG nötigt ihn dazu seine Triebe auf andere zu projizieren, mit denen er nichts gemein haben will (Fremde).
21 February at 15:13 · Like
Siehe auch http://www.cafecritique.priv.at/minderwertig.html
21 February at 15:16 · Like
Lieber Herr Stockmann,
1) ihr Beitrag ist wirklich nichts aussagend...
2) Wo steht es geschrieben, dass „das Buch [...] antiaufklärerisch...“ ist ?
3) Inwieweit ist eine Kritik der europäischen Aufklärung „antiaufklärerisch...“ ?
4) Was verstehen Sie unter „...antiaufklärerisch“ in diesem Kontext ?
5) Was verstehen Sie unter Dialektik ?
5) Sind Dialektik und Kritik antinomisch ? Oder mit anderen Worten, schließt Dialektik eine Kritik aus ?
6) Der verlinkte Artikel ist auch eine Off-Topik...
7) Bezüglich der marxistischen Färbung der Autoren bringen Sie mir nichts neues bei. Sie tun so als hätte ich das Buch nicht gelesen oder verstanden. Es ist schon eine Anmaßung.
Zitat aus dem Artikel:
„Adorno und Horkheimer bedienen sich der Psychologie um das Verhalten der „Antisemiten“ zu analysieren. Dabei üben sie gleichzeitig eine kompromißlose marxistische Kritik der Industriegesellschaft und deren Produktionsmechanismus. „Anstelle der antisemitischen Psychologie ist weiterhin das bloße Ja zum faschistischen Ticket getreten, dem Inventar der streitbaren Großindustrie. Wie auf dem Wahlzettel der Massenpartei dem Wähler von der Parteimaschine die Namen derer oktroyiert werden, die seiner Erfahrung entrückt sind und die er nur en bloc wählen kann, so sind die ideologischen Kernpunkte auf wenigen Listen.“ So ist der „Antisemitismus“ „...kaum mehr eine selbständige Regung, sondern eine Planke der Plattform: wer irgend dem Faschismus die Chance gibt, subskribiert mit der Zerschlagung der Gewerkschaften und dem Kreuzzug gegen Bolschewismus automatisch auch die Erledigung der Juden.“ (S.210)“
Der Rest (Kapitel) über die marxistische Produktionsweise in dem Buch ist irrelevant für die Aufklärungskritik oder Dialektik, wenn es Ihnen besser passt. Daher ist der verlinkte Artikel auch – wie ich schon gesagt habe - eine Off-Topik par excellence.
Kagemni
21 February at 22:22
Quote:
„Der Rassismus und Antisemitismus sind PSYCHOLOGISCHE Phänomene der RATIONALISIERUNG des unvernünftigen Reproduktionsverhältnisses. Der Mensch ist nur dann Teil der Gesellschaft, wenn er ihren Anforderungen entspricht, sich IDENTISCH mit diesen macht, also auf grundlegende Bedürfnisse verzichtet zum Wohl des sozialen Friedens. Diese VERDRÄNGUNG nötigt ihn dazu seine Triebe auf andere zu projizieren, mit denen er nichts gemein haben will (Fremde).“
Ich kenne diese Thesen sehr gut und sie sind zu simpel. Meine Kritik von Adorno und Horkheimer ist in meinem Buch zu finden.
Bezüglich des europäischen Rassismus und dessen Ursprung vertrete ich eine anthropologisch kultur-historische These, die mit Kapitalismus nichts zu tun hat und nichts zu tun haben kann. Die Shoah ist eine Folge des Kolonial-Rassismus und der europäische Rassismus findet seine Wurzeln in der eurasiatischen Kultur.
Eurasiatische Kosmogonie und Ontologie als Ursprung europäischen RASSISMUS
Kagemni
21 February at 22:47
@Stockmann
Zitat:
„d.h. dass Aufklärung, Zivilisation, Fortschritt usw DURCHAUS stattgefunden haben, allerdings nicht so, dass Gewalt und Unvernunft ausgelöscht sind.“
Was meinen Sie damit, dass wir es nicht verstanden haben ?
Was verstehen Sie hier unter „Aufklärung, Zivilisation, Fortschritt“ usw. ? Wenn solche Kategorien RELATIVIERBAR sind, wie eben Adorno und Horkheimer die europäische Aufklärung schließlich als „Massenbetrug“ bezeichnen ? (S.49, Fischer, 2006)
Was ist FORTSCHRITT – die so halt stattgefunden hätte - für Sie ?
Was ändert Ihre Rhetorik an der vernichtenden Kritik von Adorno und Horkheimer, auch wenn wir alle Thesen der Autoren nicht teilen ?
Fakt ist – wie Kagemni – schon klargestellt hat, dass einige FRAGMENTE des Buches (z.B. Kritik am Kapitalismus, etc.) für die zentralen Thesen des Buches – insbesondere für unsere Lesart - irrelevant sind.
Alle FRAGMENTE des Buches drehen sich um die Fragmente „BEGRIFF der AUFKLÄRUNG“(Fragment 1) und „ELEMENTE des ANTISEMITISMUS. GRENZEN der AUFKLÄRUNG“(Fragment 5)
Andere Fragmente können für uns nur indirekt/am Rande explizit thematisiert werden.
Unsere KRITIK:
- Wir werfen jedoch den Autoren vor, den RASSISMUS(inkl. Kolonial-Rassismus) der sogenannten europäischen AUFKLÄRER jenseits des „ANTISEMITISMUS“ nicht thematisiert zu haben. Diese „Aufklärer“ sind eben die BEGRÜNDER des „Wissenschaftlichen RASSISMUS“
- Wir werfen genauso den Autoren vor, die Semitisch(jüdisch)-Euroasiatisch kulturell-bedingte TRADITION der GEWALT und primitiven RASSISMUS(vgl. u.a. Kosmogonien, religiöse Schriften, etc. ) nicht thematisiert zu haben.
- Wir werfen den Autoren vor, die von europäischen AUFKLÄRERN vorsätzlich operierte GESCHICHTS-FÄLSCHUNG aus rassistisch motivierten GRÜNDEN nicht thematisiert zu haben.
- Wir werfen den Autoren u.a. vor, aus einem „primären“ Semito-Euro-Zentrierten Paradigma die europäische Aufklärung (zu recht) zu kritisieren. Wir nennen diese Art von Kritik „hygienische Kritik“(Kagemni).
a) Kann man die SHOAH ohne den KOLONIAL-RASSISMUS verstehen ?
b) Fand das erste deutsche KZ (Konzentrationslager) - mit allen ersten grausamen Experimenten - nicht in AFRIKA statt ?
c) Wer waren die OPFER und aus welcher IDEOLOGIE ?
d) Kann man den KOLONIAL-RASSISMUS ohne die kultur-historischen ELEMENTE verstehen ?
Wir sagen NEIN !
e) Der Marxistisch-Kapitalismus-Diskurs ist also hier ZU simpel.
-> DENNOCH zollen wir ADORNO und HORKHEIMER einen großen RESPEKT für ihre großartige Arbeit !
Nur Prof. Louis Sala-Molins liefert u.a. die beste KRITIK der „Europäischen Aufklärung“:
„Les misères des Lumières - Sous la Raison l’outrage, Paris, Robert Laffont 1992.
Übersetzt:
„Das ELEND der AUFKLÄRUNG – Unter dem Scheinlicht der MISSBRAUCH“ !
23 February at 13:32
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