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Ursprung der Weltreligionen in Afrika

Ursprung der Weltreligionen in Afrika


Übersicht

- Naturalismus

- Westliche Wissenschaftler

- Kulturelle Reise

- Religiöse Schriften

- Afrikanische religiöse Schriften

- Alte Ansichten

- Vergleich Amenemope und Solomon


Der folgende Bericht wurde dem Magazin "NewAfrican", April 2001. No 395, S.18ff. entnommen (aus dem Englischen übersetzt)

Für Tausende von Jahren der prähistorischen und aufgezeichneten Geschichte, führte Afrika die Menschheit in der Kunst von Gruppenkohäsion und sozialer Organisation. Die von Afrikaner entworfene geistliche Matrix der Gesellschaften lieferte die frühste Substanz sozialer und psychologischer Kohäsion, die den Menschen bekannt ist.
Hiervon waren besonders stark die Gesellschaften des westlichen Asien und der Mittelmeerwelt beeinflusst. Später wurden dann unterschiedliche, aber letztlich verwandte Systeme entwickelt. Jetzt "Religion" genannt, haben diese psycho-spirituellen Systeme entscheidend den allgemeinen Lebensweg der Menschheit bestimmt - sie wurden sozusagen zur moralischen, sozialen und transzendenten "Software". Religiöses Denken begann dort, wo die Menschheit begann. Ganz wie die heutigen Gesellschaften hatten die ersten Nationen einen Bedarf für eine klare Gemeinschaftsstruktur und geistliche Nahrung. Die Unterscheidung zwischen dieser bezeichneten "Religion" und jener bezeichneten "Spiritualität" ist eine mit dem alten Archetyp nicht kompatible neue Entwicklung. Es ist letztlich eine Erweiterung der Tendenz auf Kategorisierung, eine Suche, um das einzelne Ego zu erfüllen. In der letzten Analyse konvergieren sie; das eine betrifft die innere und das andere die äußere Form derselben Realitäten. Sowohl die persönlichen als auch sozialen Dimensionen der Transzendenz wurden als notwendig erachtet, um sie zu einer Gruppe zusammenzustellen die miteinander kohäriert.

Die frühen Gesellschaften entwarfen auf diese Art passende "soziale Berührungspunkte", reflektiert durch moralische Gesetze, die Heilige Nation, Feste, Rituale und Auslegungen ihrer persönlichen und kollektiven Erfahrungen und der Welt um sie herum. Es ist die zwischen den Generationen erfolgende Übertragung dessen, was uns über unsere Universalkonzipierung in Kenntnis setzt welche wir "Religion" nennen.

Was auch immer die Definition ist, so ist Religion eine ausschließlich menschliche Inanspruchnahme, deren Teilnehmern mit ihren Riten, ihrer Kosmologie, ihrer Kosmogonie und ihren theologischen Grundsätzen verbunden sind. Im Unterbewußtsein tendieren wir dazu, das mit "religiös" zu identifizieren, das sich durch folgende vier Grundfaktoren auszeichnet:

* Berichte über Ursprung/soziale Legenden

* Moralische Gesetze/symbolische Rituale

* Ein Kollegium von Priestern

* Futuristisches/göttliches Wissen von dem, was noch kommen wird - "Ahnung", "prophezeien" "Enthüllung" usw..


Naturalismus

Es ist nur möglich, die frühsten aufgezeichneten Gedanken der Menschheit in Kunst, Skulptur und Schrift zu verstehen, wenn man seine frühsten Archetypen mit seiner frühsten physischen Umgebung vergleicht, die das Bewußtsein des Menschen von seinen primitivsten Ursprüngen bis hin zur Stufe des modernen Mannes formte. Die frühen kulturellen Systeme und Philosophien von Homo sapiens basierten auf religiösen Archetypen, die auf der Doktrin der Geschlechtspolarität gründeten und auf die menschlichen Antworten des Naturalismus aufgebaut waren.

Als solches können wir annehmen, daß das Denken der afrikanischen Kulturen in der alten Welt vor ihrer Emigration zutiefst von den afrikanischen physischen Erfahrungen beeinflusst wurde und mit ihnen verknüpft ist. Frühe Steinbilder und religiöse Artefakte bestätigen, dass der Naturalismus das Denken des Menschen in der matriarchalischen Ära dominiert hat.

Nationalismus war das Nebenprodukt vom Patriarchat. In der Evolution von Kultur begannen die "politischen Religionen", die naturbasierten (oder "heidnischen") Systeme abzulösen. Mit der globalen Ausbreitung der politischen Religionen, was allgemein durch Eroberungen geschah, wurde das alte Denksystem mit dem pejorativer Ausdruck "Heidentum" gekennzeichnet, und systematisch angewandt, wurde damit eine mindere Stufe des Denkens bezeichnet. Wie auch immer, für die ersten Nationen war "Religion" eine Hälfte der dualen Matrix der Kultur und war frei von Politik.

Sprache war das Gerüst des Denkens, und Religion war dessen Stütze. Gleichzeitig war Religion eine Sprache selbst - das Kommunikationsmittel zwischen dem Menschen und seinem Erfinder. Über allem anderen war der Menschheit frühstes Paradigma sozialer Realität gegründet auf der Entwicklung der dualen Elemente der sprachlichen und religiösen Dimensionen. Noch heute sind beide Elemente die wirksamste Substanz kultureller Kohäsion. In der gesamten Menschheitsgeschichte gestalten kohärente Gesellschaften im allgemeinen kohärente kulturelle Politiken, um die vorhandenen sprachlichen und religiösen Traditionen zu entwickeln, während andererseits zusammenhanglose Gesellschaften immer willkürliche religiöse und sprachliche Politiken reflektieren. Und dasselbe gilt noch heute.

Wie sollen wir die religiöse Matrix verstehen, wie sie von den ersten Nationen der Menschheit in die Welt gesetzt wurde? Wie lassen sich diese von Afrika abgeleiteten religiösen Systeme mit der anschließenden und vertrauten religiösen Idee im Weltsystem vergleichen und wie relevant sind diese afrikanischen Archetypen im Hinblick auf die Emanzipation von der afrikanischen Menschheit im gegenwärtigen Leben?
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Westliche Wissenschaftler

Frühere, von westlichen Gelehrten durchgeführte Studien zum afrikanischen Denken, wurden oft mit engstirnigem Vorurteil aufgeblasen, das meinte, dass Religion ein abstrakter Begriff sei und deshalb eine in afrikanische Gesellschaften importierte Idee war. Afrikanische Gesellschaften wurden als unfähig erachtet, über den Aberglauben hinaus zu denken. Als schließlich Kolonialgelehrte begannen, religiöse Ideen auf Afrikaner zurückzuführen, kennzeichneten sie es als "Animismus".

Nach ihnen würde der Animist die Gegenwart von Geistern in allen Begegnungen abergläubisch betrachten. Dank sei dem englischen Anthropologen E.B. Tylor, der den Ausdruck 1866 als erster in einem Artikel und dann in seiner "primitiven Kultur" (1871) verwendet hat.
Afrikanisches religiöses Denken ist seither als Animismus identifiziert worden, was für Tylor das erste von drei Stufen religiöser Entwicklung war. Polytheismus bildet die zweite Stufe, dem der Monotheismus zusammen mit einem evolutionären Schema folgte.

In der Kolonialauflistung von Dingen nahm der Afrikaner natürlich die primitivste Stufe ein. Tylors Studenten popularisierten die harte Arbeit ihres Mentors, sie gingen aber weiter, um den Ausdruck "Vorfahrenverehrung" einzuschließen, eingeführt vom Anthropologen Herbert Spencer in seinen "Prinzipien der Soziologie" (1885). Dies wurde der Nomenklatur hinzugefügt, und damit die "weniger entwickelten" Teile der Menschheit beschrieben. Die neue Idee beruhte auf der Sichtweise, dass der "der wilde Verstand", wie Levi Claude sich vernüglich darauf bezieht, zu Phantasie unfähig war und deshalb nicht abstrakt denken kann.

Der "Wilde" ehrt seine Vorfahren nicht nur als ein Ritual von Achtung und Bekräftigung von spiritueller Verbundenheit, er verehrt sie als die endgültige Realität von Existenz, da er unfähig ist, die Idee von "Geist" oder "Gott" zu konzeptualisieren. Die mehr entwickelten Kulturen, die schon lange den Naturismus zugunsten des Rationalismus verlassen hatten, hatten das Privileg des abstrakten Denkens. Solcherart war die phantastische Skala von renommierter Unkenntnis, die Kolonialideologische Solidarität als Wissenschaft ausgab.

Um seine kulturelle Überlegenheit zu etablieren, blieb es notwendig, daß der Kolonialgelehrte einen separaten Satz von Referenzen für den kulturell "Anderen" mit Blick darauf entwirft, die Metaphysik von niedrigerer Stellung für sie einzuführen. Die Nomenklatur, die entworfen wurde, um afrikanisches religiöses Denken zu erörtern, wurde auf diese Art als Aberglaube, Animismus, Vorfahrenverehrung, Polytheismus, Fetischismus und Götzendienst festgelegt.


Kulturelle Reise

Sei es wie es will, es steht nun fest, daß die kulturelle Reise der Menschheit in den Grabenbruchregionen von Ostafrika begann.
Die frühsten Beweise für ein ununterbrochenes Bewohnen des Menschen auf der Erde liefert uns insbesondere Äthiopien mit den am frühsten datierten Skelettfunden. Eine ernste Studie über das archäologische Material von prähistorischen afrikanischen Kulturen genügt, um uns darüber zu informieren, dass die menschlichen Erfahrungen im Grabenbruchbereich entscheidend die anschließenden sozialen Entwicklungen in den fruchtbareren Nil Regionen beeinflusst haben.

Die technischen und spirituellen Traditionen, die im Nil Tal ausgeschmückt wurden, reflektieren den Höhepunkt von früheren Traditionen, die dann in schriftlicher Form vor allem im altem Ägypten kulminierten. Alte religiöse Prototypen begannen nicht im alten Ägypten, sie wurden aber dort ausgeschmückt und verfeinert. Man weiß heute, dass vieles von dem, was von den alten Ägyptern festgelegt und aufgeschrieben wurde, möglicherweise mehrere Tausend Jahre älter als seine Kultur ist. Als etwas Besonderes im alten Ägypten muss die geniale Tendenz zur Dokumentation hervorgehoben werden, ihr Synkretismus und ihre Systematisierung von Wissen. Wie in allen Kulturen, gingen die mündlichen Traditionen dem Aufschreiben voran.

28 .10. 2007

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