BOIS-CAIMAN-1791-CLUB ist auf und Mach mit !

DIE KONGO-PLÜNDERER

DIE KONGO-PLÜNDERER

von Dr. Alexander von Paleske

Die Demokratische Republik Kongo (DRC) hat riesige Rohstoffreserven von geschätzten 27 Billionen (27.000.000.000.000) US-Dollar, insbesondere Diamanten, Kassiterite (Quarzstufe mit Zinn) Kupfer, Kobalt, Coltan, Zink, Niob, Gold, Uran, Eisen und Silber. Sie besitzt 10 Prozent des weltweiten hydroelektrischen Potentials, außerdem genügend landwirtschaftliches Potential, um das gesamte Westafrika mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Gleichwohl gehört die DRC, gemessen an dem Pro-Kopf-Einkommen, der Lebenserwartung, der Mütter- und Kindersterblichkeit zu den Ländern am untersten Ende der Welt-Skala.

Da der Reichtum an Rohstoffen schließlich gefördert wird, muss es also auch Gewinner geben, wenn es nicht die Bevölkerung selbst ist.

Und diese Gewinner brauchen staatliche Unterstützung in Form von Gewährung und Schutz von Bergbau-Konzessionen etc. Doch wir reden von Plünderei, denn darum handelt es sich, wenn die Reichtümer nicht in angemessener Form der Bevölkerung zugute kommen. Werfen wir also einen Blick auf die Plünderer.

Die alten Plünderer

Zu den Rohstoffen, die in der Zeit vor und nach der Unabhängigkeit (1960) vorwiegend geplündert wurden, gehörten einerseits Diamanten und andererseits die Rohstoffe der Katanga Provinz, dort vor allem Kupfer, Kobalt, Uran und Eisenerz.

In Katanga waren es wesentlich zwei Minengesellschaften, die Union Minere (heute: der belgisch-Luxemburgische Großkonzern Umicore) und die belgische Forrest Group, die heute immer noch dort existiert und mittlerweile verbandelt ist mit der OM Group aus Ohio/USA.

Eine nennenswerte Infrastruktur gab es nur in unmittelbarer Nähe der Minen, naemlich Schulen, Krankenhäuser, ein paar Straßen, und es gab die Eisenbahnverbindung zum Abtransport der Rohstoffe nach Sambia, bzw. die Benguela-Eisenbahn nach Lobito/Angola, bevor sie von der angolanischen Unita völlig zerstört wurde.

Die Minen und Schmelzen der Union Minere wurden 1967 von der Regierung Mobutu nationalisiert, die neue Staatsgesellschaft heißt Gecamines (Generale des Carrieres et des Mines) und deren Einnahmen trugen in den 1970er Jahren zu mehr als 50 Prozent des Staatshaushalts bei, von dem wiederum nach Angaben der Weltbank mehr als 60 Prozent Staatspräsident Mobutu direkt zur persönlichen Verschwendung zur Verfügung standen.

Ein Mann namens Tempelsman

Für das Diamantenkonglomerat de Beers war im Kongo der Diamantenhändler Maurice Tempelsman aktiv. Der war später auch einmal der romantische Partner der Kennedy-Witwe Jaqueline Kennedy-Onassis und auch der späteren Außenministerin unter Bill Clinton, Madeleine Albright.

Die Ankündigung des ersten Ministerpräsidenten des Kongo, Patrice Lumumba, die Minen und den Handel mit Rohstoffen zu nationalisieren, löste bei de Beers Panik aus, denn ein Drittel von dessen Diamanten im Jahre 1960 stammten aus dem Kongo. Patrice Lumumba bezahlte sein Eintreten für die Verteilung des Reichtums an die Bevölkerung mit seinem Leben. Belgien und die USA waren die Hintermänner.

Tempelsman, dank seiner ausgezeichneten Verbindungen in die politischen Kreise Washingtons, sorgte dafür, dass diejenigen Regierungen in Afrika politische Unterstützung erhielten, die ausländischen Konzernen Tür und Tor öffneten; vor allem natürlich Länder, in denen Diamanten gefördert wurden.

Heute gilt Tempelsman als harter Befürworter eines Bannes des Handels mit sogenannten Blut-Diamanten, also Diamanten aus Ländern mit militärischen Konflikten oder zur Finanzierung derartiger Konflikte.

Wer zu spät kommt, den bestrafen die neuen Herren

Im Jahr 1996 ist Mobutus Zeit abgelaufen, Laurent Kabila auf dem Weg nach Kinshasa, um Mobutu zu verjagen, der 1. Kongo-Krieg hat begonnen. In einigen Konzernzentralen spricht sich das nicht so schnell herum, insbesondere bei de Beers und deren Schwesterunternehmen Anglo American. Die setzen weiter auf den alten Kleptokraten Mobutu.

Aber ein anderer Herr hat Lunte gerochen, sein Name Raymond Boulle, ein Brite aus Mauritius stammend einstmals Angestellter der Firma de Beers und für diese Firma seinerzeit Krisengebieten Afrikas zum Einkauf von Diamanten unterwegs.

Boulle hat gerade 500 Millionen US-Dollar klar gemacht, nachdem er mit seinem Geschäftspartner, dem ehemaligen Drogenbaron Robert Friedland alias Toxic Bob, in Voiseys Bay/Labrador die größte Nickelmine der Welt entdeckt und an den Nickelkonzern INCO weiter verkauft hatte, wir berichteten darüber. Boulle setzt auf Kabila, kauft ihm für ein Butterbrot und ein Ei Bergbaukonzessionen in Katanga ab, obgleich Kabila noch gar nicht an der Macht ist, füllt Kabila die Kriegskasse mit US-Dollars auf und chauffiert ihn im Lear-Jet seiner Minenfirma AMF (American Mineral Fields) von Feldflughafen zu Feldflughafen. Und mit seiner Firma American Diamond Buyers (ADB) streicht er gleichzeitig noch Aufkaufrechte für Diamanten ein, die vormals allein de Beers, seinem früheren Arbeitgeber zustanden.

De Beers samt seinem Manager Davenport fliegen aus dem Kongo heraus, nachdem Kabila in Kinshasa eingetroffen ist. Aber Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, kurze Zeit später wird Anglo-American Partner bei Boulles AMF. Mittlerweile ist Boulles Firma, die sich in Adastra umtaufte, von der britisch-kanadischen Firma First Quantum geschluckt worden, auch diese im Kongo tätig. Auch bei First Quantum findet sich im Top-Management eine illustre Persönlichkeit, Rupert Pennant-Rea. Der war in den Jahren von 1993-1995 Vizepräsident der altehrwürdigen Bank of England und ließ seine Geliebte gerne ohne Unterwäsche (time is money) und unter falschem Namen nach Feierabend bei der Bank Einlass begehren, was Pennant-Rea in der britischen Presse prompt den Spitznamen „Bonk of England“ einhandelte und das Ende seiner Karriere bei der Bank nach sich zog.

Boulle hat Afrika keineswegs verlassen, sondern ist weiter über die Firma Diamond Fields in Afrika tätig, vorwiegend in Namibia.

Barrick Gold

Auch die Firma Barrick Gold, einst von dem Waffenhändler und Großbetrüger Kashoggi mit gegründet, verhandelt. Barrick Gold, mittlerweile der größte Minenkonzern in Sachen Goldförderung, ist eine Art Sammelbecken für ehemalige Staatsbedienstete innerhalb und außerhalb der USA. Illustre Namen finden sich dort, neben dem ehemaligen deutschen Bundesbankpräsidenten und ehemaligen Sozialdemokraten Karl Otto Pöhl, der ehemalige kanadische Regierungschef Mulroney, John Crow (ehemaliger Direktor der kanadischen Zentralbank) Lord Charles Powell of Baywater (Mitglied des britischen Oberhauses und ehemaliger Privatsekretär von Margaret Thatcher), William Cohen (ehemaliger US Verteidigungsminister), Vernon Jordan (ehemaliger Berater von Bill Clinton) und einige mehr.

Und nicht zu vergessen die ehemaligen Aufsichtsräte wie Ex US- Präsident GHW Bush, und dessen ehemaliger Stabschef Howard Baker, ebenso wie ex CIA-Chef Richard Helms. Aber auch stramme Interessenvertreter der US-amerikanischen Politik in Lateinamerika sind dort zu finden, wie Gustavo Cisneros, der „Rupert Murdoch von Lateinamerika“. Cisneros ist erklärter Gegner seines Landsmannes und Präsidenten von Venezuela, Hugo Chavez.

Barrick verhandelt mit den alten und neuen Herren gleichzeitig, und das mögen die neuen Herren nicht. Und Barricks Konzessionen liegen im Distrikt Ituri in der Nähe der Grenze zu Uganda, und da ist es zum damaligen Zeitpunkt etwas unruhig. Das mag Barrick nicht. Aber die werden sicherlich bald wiederkommen, dem Lockruf des Goldes folgend.

Neuer Krieg, mehr Plünderer

Bevor die Neuaufteilung der Konzessionen richtig abgeschlossen werden kann, greifen 1998 Uganda und Ruanda mit Billigung und Unterstützung der USA und Großbritanniens den Kongo an, der zweite Kongokrieg beginnt und wird 4 Millionen Menschen das Leben kosten.

Im Osten der DRC plündern nun diese Angreifer. Uganda mit seinem General Salim Saleh alias Caleb Akwandanaho, Halbbruder von Ugandas Präsident Museveni, vorwiegend in der Provinz Ituri; da gibt es Gold und Edelhölzer.

Ruanda plündert in den Provinzen Nord und Süd Kivu, dort gibt es Coltan, dringend gebraucht bei der Herstellung von Playstations, Laptops und Handys. Ruanda findet gleich 1500 Tonnen, eine 7-Jahres-Produktion: Die schafft deren Frachtoffizier, der Russe Viktor Bout, alias Afrikas Merchant of Death, außer Landes und bringt auf dem Rückweg Waffen mit. Käufer des Coltans, an dem das Blut des Krieges klebt und das Ruanda 250 Millionen US-Dollar in 18 Monaten einbringt, sind unter anderem die deutsche Firma H.C. Starck aus Goslar (bis vor kurzem noch zum Bayer-Konzern gehörend, mittlerweile an eine „Heuschrecke“ verkauft), und die US-amerikanische Firma Cabot.

Und Uganda und Ruanda plündern zusammen in der Provinz Orientale, dort gibt es vor allem Diamanten, und dort kommen sie sich dann auch mal gegenseitig ins Gehege, wie in der Stadt Kisangani, und beschießen sich gegenseitig, was den Tod von Tausenden von Zivilisten zur Folge hat.

Robert Mugabes Plünderer

Aber auch in der Diamantenstadt Mbuji Mayi und in Katanga machen sich neue Plünderer breit, denn Kabila, nachdem Ugandas und Ruandas Soldaten vor den Toren der Hauptstadt stehen, ruft Angola, Zimbabwe und Namibia zu Hilfe, die Ruandas und Ugandas Truppen dort verjagen, aber auch bezahlt werden müssen. Kabila hat kein Bares, also „bezahlt“ er mit Schürfrechten. Und der simbabwische Unternehmer und Mugabe-Freund Billy Rautenbach wird Chef der staatlichen Minengesellschaft Gecamines.

Rautenbach, mittlerweile in Südafrika mit Haftbefehl gesucht, ist Gangster und Unternehmer zugleich, aber natürlich nicht jemand, der einen Minenkonzern auf Vordermann bringen kann. Ihm liegt mehr daran, z.B. Kobalt illegal außer Landes zu schaffen. Gleichzeitig verhökert er als Chef der Gecamines Schürfrechte z. B. an eine Firma Camec, an der er selbst wieder beteiligt ist, ein In-Sich-Geschäft sozusagen. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Im Jahr 2000 wird er gefeuert.

Zimbabwe mit seinen Plünderern wie Minister Emmerson Mnangagwa, den Mugabe-Freunden John Bredenkamp und Billy Rautenbach fehlt es an Kapital und Expertise, sie alle wollen nur die schnellen Dollars machen. Und mit dem Ende des 2. Kongo-Krieges verschwinden sie wieder.

Die Israelis treten auf den Plan

Aber auch bei der Alleinvermarktung der Diamanten taucht eine neue Firma auf, Dan Gertler Diamonds (DGD) die die Diamanten zur Weiterverarbeitung nach Israel schafft. Die Regierung in Kinshasa muss die Kriegskasse füllen und Dan Gertler verspricht, dabei zu helfen. Gertler bekommt im Gegenzug ein Monopol und später Schürflizenzen in Katanga. Er wird ein guter Freund des Präsidenten Joseph Kabila.

Nach dem Ende des 2. Kongokrieges im Jahr 2003 ist das Land viele seiner Schürfrechte los, oftmals an windige Investoren und ohne substantielle Gegenleistung. Diese Investoren warten nur darauf, diese billigst erworbenen Schürfrechte zu einem geeigneten Zeitpunkt an potente Minenfirmen mit maximalem Profit weiter zu veräußern. Oder aber diese Schürfrechte befinden sich schon in den Händen von potenten Minenfirmen. Aber die Regierung profitiert nicht davon, weil die Verträge nur die Interessen der Firmen dienen und oftmals durch pure Korruption zustande gekommen sind. Die Rohstoffgewinnung hat einen Tiefpunkt erreicht. Viele der geförderten Rohstoffe werden zudem illegal außer Landes geschafft, vorwiegend nach Südafrika.

In dieser verzweifelten Lage setzt nun die Regierung eine Kommission ein, die Lutundula Parliamentary Commission. Und deren Bericht, der unter Verschluss gehalten wurde, von dem aber Teile durchsickerten, kritisiert, dass die „Bergbaujuwelen“ verscherbelt wurden, ohne dass das Land einen Nutzen davon hatte und oftmals an windige Investoren ohne eine Kapitalbasis, die nötig ist, um die Bergbauindustrie wieder anzukurbeln. Der Bericht empfiehlt praktisch eine Annullierung bzw. Neuverhandlung aller Verträge. Die Regierung zögert jedoch, viele ihrer Minister haben gegen viel Bares die Plünder-Verträge mit unterzeichnet.

Und nun China

Und nun kommt wie ein Paukenschlag die Ankündigung der Regierung, dass die Volksrepublik China gewaltige Schürfrechte vorwiegend aber nicht ausschließlich in der Bergbauprovinz Katanga kriegen soll. Als Gegenleistung soll die Infrastruktur entwickelt werden, also Eisenbahn, Hospitäler, Straßen und Schulen. Die chinesische Regierung stellte im September vergangenen Jahres dafür 3,5 Milliarden US-Dollar bereit. Die chinesische EXIM-Bank stellte 8,5 Milliarden US-Dollar bereit zur Rehabilitierung der Minenindustrie und weitere Kredite wurden im Oktober vergangenen Jahres mit der chinesischen Development Bank unter Dach und Fach gebracht. Es dürfte Addio heißen für eine ganze Reihe von Firmen, die zurzeit den Kongo plündern. Das Geschrei in Europa und den USA ist entsprechend. Ob die Chinesen nur die Plünderei fortsetzen, wird sich zeigen.

Schlimmer als es ist, kann es eigentlich nicht werden, nur besser.