Am Mittwoch verließ Morgan Tsvangirai die niederländische Botschaft in der simbabwischen Hauptstadt. Am Montag hatte er sich dorthin geflüchtet, aus Furcht vor tätlichen Übergriffen gegen seine Person, wie es hieß. Tags zuvor war bereits von einem Sprecher seiner orangen »Bewegung für einen Wechsel« (MDC) Tsvangirais Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur bekanntgegeben worden. Er könnte seinen Anhängern nicht zumuten, ihr Leben zu riskieren, indem sie für ihn votierten.
Damit wäre Staatspräsident Robert Mugabe bei der für den morgigen Freitag angesetzten Stichwahl alleiniger Kandidat. Der ehemalige Chef der Befreiungsbewegung ZANU erklärte dann auch: »Wir werden mit der Wahl fortfahren.« Tsvangirai, der Hoffnungsträger vor allem Großbritanniens und der USA, hat seinem Konkurrenten das Feld überlassen, kommentierten westliche Beobachter. Und daß mit diesem Schritt auch die Möglichkeit, Mugabe Wahlfälschung vorzuwerfen, vertan sei.
Am Mittwoch machte Tsvangirai mit widersprüchlichen Äußerungen von sich reden. In einem Zeitungsinterview (Frankfurter Rundschau, 25.6.) sprach er sich zunächst für Diplomatie und gegen militärische »Interventionen« aus: »Wir denken, daß in der hiesigen Region und in Afrika genügend Kompetenz vorhanden ist, um diese Krise anzupacken, alle Parteien zusammenzubringen und schließlich eine Lösung zu finden.« Kurz nach Verlassen der Den Haager Botschaft in Harare sagte er im Garten seines Hauses (unser Foto) gegenüber Journalisten: »Jetzt ist Zeit zum Handeln«. Die Afrikanische Union und die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (SADC) sollten die Führung übernehmen und eine Übergangsphase einleiten. Dazu müßten »bewaffnete Friedenssoldaten« ins Land kommen.
In London, Hauptstadt von Rhodesiens ehemaliger Kolonialmacht, waren am Dienstag Pläne des Verteidigungsministeriums zu einem möglichen Eingreifen in Simbabwe bekanntgeworden. Die Zeitung The Times hatte über zwei Pläne berichtet. In einem Fall sollten britische Interventionstruppen eingesetzt werden, der zweite Plan sah einen Einsatz zur Evakuierung britischer Staatsbürger vor. Es handele sich dabei um »Notfallpläne«, so die Regierung. Diese verfügte am Mittwoch »aus Protest gegen die gewaltsame Unterdrückung der Opposition« weitere Sanktionen gegen Simbabwe. Der britische Premierminister Gordon Brown kündigte vor dem Parlament an, die Einreiseverbote und finanziellen Sanktionen zu verschärfen. Indes sorgte die Meldung, wonach der britische Bergbaukonzern »Anglo American« 200 Millionen Pfund (253 Millionen Euro) in eine simbabwische Uranmine investieren will, für Aufregung in London. Der Vorgang werde geprüft, hieß es im Außenministerium. Dieses hatte zuvor angewiesen, daß der Cricketverband eine geplante Simbabwe-Reise absagt.
26.06.08
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