Bei Kämpfen zwischen muslimischen und christlichen Gruppen im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau wurden mehr Menschen getötet als bisher bekannt. Nachdem das Militär in den vergangenen Tagen die Kontrolle in der Hauptstadt Jos übernommen hat, gab es am Samstag Berichte über Massaker in umliegenden Dörfern.
Nairobi/Abuja - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) berichtete, in dem 30 Kilometer von Jos entfernten Dorf Kuru Karama seien 150 Leichen gefunden worden, die zum Teil in Brunnen und Abwasserkanäle geworfen worden waren. Dutzende Menschen würden in dem Dorf vermisst. Der Ortsvorsteher spricht von 60 Vermissten.
Nach Angaben von Augenzeugen hatten bewaffnete Männer am Dienstag das überwiegend muslimische Dorf umzingelt und angegriffen. Fast alle Häuser und die drei Moscheen des Ortes seien niedergebrannt und zerstört worden. Die nigerianische Zeitung „Daily Trust“ berichtete am Samstag, auch in anderen Städten in dem Gebiet sei es zu Gewaltausbrüchen gekommen. Zahlreiche Menschen seien in ihren Häusern verbrannt, andere mit Macheten zerhackt worden. Weder die Regierung noch das nigerianische Rote Kreuz haben bisher zuverlässige Zahlen über die Opfer der jüngsten Unruhen, die am vergangenen Sonntag ausgebrochen waren. Menschenrechtler schätzen, dass fast 400 Menschen getötet wurden. Nach Informationen der nigerianischen Zeitung „This Day“ sind rund 40 000 Menschen aus Jos geflohen. Sie sind derzeit in provisorischen Flüchtlingscamps rund um die Stadt untergebracht.
Schon 2001 und 2008 war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in Jos gekommen. Die Regierung in Abuja hatte mehrere Kommissionen beauftragt, die Gründe für die Krise 2008 zu ermitteln, bei der mindestens 400 Menschen getötet worden waren. Die Berichte wurden nie veröffentlicht, niemand wurde vor Gericht gebracht. dpa/AFP/Tsp
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 24.01.2010)
*Titeländerung bei Bois-Caiman-Redaktion
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