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Aristide will nach Hause kommen - Der frühere Präsident von Haiti will beim Wiederaufbau seiner Heimat helfen

Aristide will nach Hause kommen - Der frühere Präsident von Haiti will beim Wiederaufbau seiner Heimat helfen

von André Scheer

Der 2004 gestürzte Präsident von Haiti, Jean Bertrand Aristide, hat in seinem südafrikanischen Exil angekündigt, so schnell wie möglich in sein Heimatland zurückkehren zu wollen, um bei der Bewältigung der Folgen des verheerenden Erdbebens zu helfen. Begleitet von seiner sichtlich mit den Tränen kämpfenden Frau Mildred und einem hochrangigen Beamten des südafrikanischen Außenministeriums sagte Aristide am Freitag in Johannesburg, er könne es nicht erwarten, »wieder mit den Brüdern und Schwestern in Haiti zusammen zu sein«. Er fuhr fort: »Wir sind jederzeit bereit, heute, morgen oder irgendwann loszufliegen, um das Volk von Haiti zu unterstützen, sein Leiden zu teilen, beim Wiederaufbau des Landes zu helfen und es mit Würde aus dem Elend zu führen«.

Der frühere katholische Priester und Anhänger der Befreiungstheologie gehörte in den 80er Jahren zur Widerstandsbewegung gegen den Diktator Jean-Claude Duvalier (»Baby Doc«). Nach dessen Sturz wurde Aristide 1990 als Kandidat der Bewegung »Lavalas« bei der ersten freien Wahl des Landes mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt, doch bereits 1991 durch einen Putsch gestürzt. Obwohl die Clinton-Administration in Washington eine widersprüchliche Rolle bei diesem Staatsstreich gespielt hatte, intervenierten die USA 1994 und setzten Aristide erneut als Staatschef ein. 1996 gab er die Macht an seinen damaligen Premierminister René Préval ab, bevor er am 7. Februar 2001 in das Präsidentenamt zurückkehrte. Seine neue Amtszeit enttäuschte jedoch viele ehemalige Anhänger. Sie warfen Aristide Korruption und Mißwirtschaft vor. Die Protestbewegung gegen die Regierung wurde von Kräften der ehemaligen Duvalier-Diktatur und ihren Todesschwadronen unterwandert und teilweise gelenkt. Regierungsgegner und Anhänger Aristides lieferten sich gewaltsame Auseinandersetzungen. Als rechtsextreme Rebellen im Februar 2004 auf die Hauptstadt Port-au-Prince vorrückten, intervenierten die USA und Frankreich und stürzten Aristide. Während Washington erklärte, der Präsident habe freiwillig abgedankt, beschuldigte dieser die mittlerweile von George W. Bush regierten USA, ihn »entführt« zu haben. Ein französischer Rundfunksender strahlte damals ein Interview aus, in dem ein Augenzeuge die Aussagen des Geschaßten bestätigte: »Die US-Armee kam um zwei Uhr morgens, um ihn wegzubringen. Die Amerikaner haben ihn mit Waffen bedroht.« Die Korrespondentin der kanadischen Tageszeitung La Presse berichtete, Aristide seien Handschellen angelegt worden.

Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der im April 2002 selbst einen Putschversuch überstanden hatte, fühlte sich an die damaligen Ereignisse in Caracas erinnert: »Die nordamerikanischen Truppen kamen, aber anstatt die rechtmäßige Regierung zu verteidigen, rückten sie im Morgengrauen an und holten Präsident Aristide mit vorgehaltener Pistole aus seinem Haus, setzten ihn – praktisch entführt – in ein Flugzeug und brachten ihn in verschiedene Länder, bis sie ihn schließlich in der Zentralafrikanischen Republik sitzen ließen.« Durch diese Aktionen sei die Bush-Administration zu einer Gefahr für alle Völker Lateinamerikas geworden, warnte Chávez. Während eines Südafrika-Besuchs im September 2008 traf er in Pretoria auch mit Aristide zusammen. Das offizielle Kommuniqué der venezolanischen Regierung beschränkte sich damals darauf, daran zu erinnern, daß Aristide der erste demokratisch gewählte Präsident seines Landes gewesen sei.

23.01.2010