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Scharfe Kritik an Koran-Verteilung durch Salafisten

Scharfe Kritik an Koran-Verteilung durch Salafisten

Radikale Salafisten stoßen mit der geplanten Gratis-Verteilung von 25 Millionen Koran-Exemplaren auf scharfe Kritik und Gegenwehr. Unions-Fraktionsvize Günter Krings (CDU) sagte der «Rheinischen Post»: «Wo immer dies möglich ist, muss diese aggressive Aktion gestoppt werden.»

Auch Politiker von Grünen und SPD wandten sich gegen die Aktion. Radikalislamistische Salafisten hatten erklärt, in Fußgängerzonen von Großstädten und im Internet 25 Millionen Koran-Exemplare an Nichtmuslime abgeben zu wollen. Die Ulmer Druckerei Ebner und Spiegel stoppt nach einem Zeitungsbericht jetzt die Lieferung der Gratis-Korane.

Der NRW-Verfassungsschutz beobachtet die Vorgänge. Die Salafisten-Aktion sei aktueller Ausdruck der offensiven Missionierungsarbeit dieser islamistischen Strömung, erklärte das NRW-Innenministerium am Mittwoch. «Was sich als reine Koran-Verteilaktion präsentiert, ist in Wahrheit die subtile Verbreitung der salafistischen Ideologie», sagte ein Sprecher.

Für dieses Wochenende hatte die extremistische Gruppierung in mehreren Städten, auch in Nordrhein-Westfalen, Aktionen angekündigt, bei denen der Koran verteilt werden soll.

Krings sagte: «Zwar ist gegen das Verbreiten religiöser Schriften prinzipiell wenig einzuwenden.» Es komme aber auf den Absender an. «Die radikale Gruppe der Salafisten stört mit ihrem aggressiven Vorgehen den religiösen Frieden in unserem Land», sagte er. Insbesondere vor Schulen sei das Verteilen des Korans nicht hinnehmbar. Wo es nicht zu verhindern sei, müsse es von den Behörden überwacht werden, damit Straf- und Ordnungsrecht eingehalten würden.

Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm hatte im Sommer gewarnt: «Nicht jeder Salafist ist ein Terrorist. Aber fast alle Terroristen, die wir kennen, hatten Kontakt zu Salafisten oder sind Salafisten.» Auch der Frankfurter Attentäter vom März 2011 hatte im Internet Kontakte zu Salafisten. Der Mann schoss auf US-Soldaten und verletzte zwei davon tödlich. Salafisten vertreten einen rückwärtsgewandten Ur-Islam und lehnen jede theologische Modernisierung ab. Als Rechtsordnung hat für sie nur die Scharia Gültigkeit.


Vor diesem Hintergrund stößt die Koran-Aktion der Salafisten um den Kölner Geschäftsmann und Prediger Ibrahim Ab Nagie auch bei der SPD im Bundestag auf Kritik. «Die breit angelegte Verteilaktion von Gratisexemplaren des Korans durch Salafisten betrachte ich mit großer Sorge», sagte die kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, der Zeitung «Die Welt».

Grünen-Parteichef Cem Özdemir sagte der Zeitung: «Ich habe mit allen religiösen Gruppen ein Problem, die ihr Weltbild über das Grundgesetz und die Menschenrechte stellen. Das gilt auch für jene Salafisten, die zur Gewalt aufrufen und mit ihrer Ideologie als Stichwortgeber für den islamistischen Terrorismus agieren.»

Die Koran-Verteilung sei eine Werbestrategie von Radikalen, sagte der Grünen-Chef. «Es ist offensichtlich, dass mit dieser Aktion die Strategie verfolgt wird, sich als Sprachrohr der Muslime darzustellen und den vermeintlich einzig wahren Islam zu propagieren. Das darf man den Salafisten nicht durchgehen lassen.» Die übergroße Mehrheit der Muslime habe aber mit islamischem Fundamentalismus nichts am Hut.

«Wir werden die Auslieferung stoppen und juristisch prüfen, welche Folgen sich daraus ergeben», sagte ein Sprecher des deutschen Mutterunternehmens CPI der Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel der Zeitung «Die Welt» (Donnerstag). Seit Oktober 2011 hat die Druckerei im Auftrag einer Organisation namens «Die wahre Religion» mehr als 300 000 Korane ausgeliefert. Das Mutterunternehmen habe erst aus den Medien von der Aktion «Lies!» erfahren, sagte der Sprecher. «Wir drucken nichts, was extrem im Sinne von islamistisch ist», sagte der Sprecher der Druckerei.

© DPA