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Côte d’Ivoire - Der Militärputsch

Côte d’Ivoire - Der Militärputsch

Côte d’Ivoire: UNO-Generalsekretär befiehlt Angriff auf Präsidentenresidenz. Französische Bodentruppen rücken vor

Frz. Truppe in Côte d´Ivoire
von Raoul Wilsterer

Seit nunmehr einer Woche steht fest: Die Blauhelmtruppen der Vereinten Nationen (UNOCI) und die französische Eliteeinheit »Opération Licorne« (Operation Einhorn) in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) sind Kriegspartei. Bei dem Einsatz der etwa 11000 UN-Soldaten und 1650 Legionäre, mit dem ursprünglich und nach offiziellem Sprachgebrauch eine »friedliche Konfliktlösung« in dem gespaltenen westafrikanischen Land bewirkt werden sollte, handelt es sich um eine internationale Militäraktion, die den Charakter eines Staatsstreichs angenommen hat.

Am Sonntag abend nahm UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon höchstpersönlich das Heft in die Hand und befahl kurzerhand einen Angriff von UNOCI- und Licorne-Kampfhubschrauber auf Palast und die Residenz des Präsidenten in der Hafenmetropole Abidjan. Offiziell begründete Ban die Luftattacke mit der notwendigen »Neutralisierung« von »schweren Waffen«, mit denen »Zivilisten bedroht« würden. Auch seien diese beim Beschuß des Hauptquartiers von Oppositionsführer Alassane Ouattara am Sonntag eingesetzt worden.

Tatsächlich drängt sich angesichts des Ziels – wie schon bei den Luftschlägen in der Nacht von Montag auf Dienstag vergangener Woche – der Eindruck auf, daß der amtierende, offizielle Präsident des Landes, Laurent Gbagbo, mit allen dafür »notwendigen Mitteln« (Ban) gestürzt werden soll. Dabei wird dessen Tod ebenso in Kauf genommen wie der von Unbeteiligten, vorrangig von Bewohnern der Viertel Le Plateau und Cocody, in denen sich die Gebäude des Präsidenten sowie »Militärlager« befinden. Nicht nur die Residenz Gbagbos sei getroffen worden, sondern »alle Orte, von denen wir wissen, daß dort schwere Waffen gelagert werden«, erklärte am Montag ein UN-Sprecher.

Ebenfalls am Montag wurden dann Bodentruppen eingesetzt. Ein Konvoi aus 30 Panzerfahrzeugen der französischen »Einhörner« – die ehemalige Kolonialmacht verfügt im Land über den größten Stützpunkt auf afrikanischem Boden – setzte sich vom Süden der Vier-Millionen-Stadt am Golf von Guinea in Richtung Zentrum in Bewegung, dorthin, wo sich Gbagbo »verschanzt« (dapd) habe. Zuvor war Ouattaras Rebellenarmee beim Versuch, die Präsidentenanlagen zu erstürmen, »kläglich« gescheitert, so der Spiegel (15/2011). Am Donnerstag hatten sie das Gebiet zur »Sperrzone« gemacht und erklärt, Gbagbo und dessen – nach unterschiedlichen Berichten – bis zu tausend Bewaffnete »aushungern« zu wollen. Am Montag zitierte der Spiegel diesbezüglich einen Insider: »Wenn er (Gbagbo) will, kann er Monate dort aushalten.«

Dem vorzubeugen, so scheint es, und Gbagbo zu stürzen, stellen sich die internationalen Truppen im Land erneut an die Seite eines vom Westen gewünschten Präsidenten Ouattara. Dieser habe schließlich die Stichwahl um die Präsidentschaft am 28. November gewonnen, wird seit Monaten gebetsmühlenartig behauptet – und das trotz Unregelmäßigkeiten, Gewalt, offensichtlicher Manipulationen und Streit in der Wahlkommission. Dessen Leiter hatte nicht nur die laut Verfassung vorgegebene Frist zur Verkündung des Ergebnisses überschritten. Auch erhob der Verfassungsrat als »letzte Instanz« Einwände gegen die angebliche Wahl Ouattaras und erklärte schließlich Gbagbo zum Sieger.

Der für seine antikoloniale Haltung insbesondere im Pariser Elysee-Palast unbeliebte Gbagbo genießt nicht nur, aber vor allem im Süden der Republik Côte d’Ivoire einiges Ansehen. Das Image seines Kontrahenten Ouattara, ein ehemals hochrangiger Privatisierer des Internationalen Währungsfonds, litt zuletzt stark. Angst vor dessen Rebellenarmee, deren Vormarsch von Massakern und Vergewaltigungen begleitet ist, geht um. Zudem steht er Nicolas Sarkozy habe. Dieser besprach mit Ouattara »bereits die Zukunft des Landes«, weiß der Spiegel. Es seien die einstigen Kolonialherren, »die nun für Hilfe sorgen müssen«.

12.04.2011

Quelle