von Jean-Baptiste Pente
Ein gewaltiges Erbeben hat das Land unserer «Brüder und Schwestern», HAITI heimgesucht. Vielen Medienberichten zufolge ereignete sich das Erdbeben kurz vor dem Nachteinbruch. Dies erschwerte nicht nur die Sicht für die Opfer, sich aus den Trümern zu manövrieren, sondern jegliche Rettungsmöglichkeit der Feuerwehrkräfte. In Port-au-Prince habe es viele Tote und Verletzte gegeben, Menschen seien schreiend durch die Strasse in alle Richtungen gelaufen. Ein hier in Deutschland ansässiger Arzt, der mit dem Ex-Präsident, Jean-Bertrand Aristide noch heute früh telefoniert hat, bestätigte unserer Redaktion einige Medienberichte. Das Telefonnetz sei zusammengebrochen und jeglicher Kontakt mit Haiti sei nur noch per Satelitentelefon möglich. Aus dem Südosten sowie auch anderen Landesteilen werden unabschätzbare Schäden gemeldet.
Für den Botschafter HAITIs in den USA, Raymond Joseph ist es zu befüchrten, dass die Zahl der Toten sehr hoch sein werde. Das Erdbeben der Stärke 7,0 ereignete sich am Abend des Dienstags, 11.01. um 16.53 Uhr (22.53 Uhr MEZ). Dem Beben folgten noch zirka zehn bis zwölf Nachbeben. Laut dem seismologisch-geologischen Institut der Vereinigten Staaten von Amerika läge das Epizentrum(von wo das Erdbeben startete) zirka 16 Kilometer westlich der Hauptstadt in zehn Kilometer Tiefe.
Nach einigen Medienberichten sagten die USA Haiti ihre volle Unterstützung zu. US-Präsident Barack Obama soll gesagt haben : «Meine Gedanken und Gebete sind bei denen, die von dem Erdbeben betroffen sind.» In Haiti ist eine aus rund 7000 Soldaten und ungefähr 1650 Poliziten aus 18 Ländern bestehende sogenannte UN-Friedenstruppe seit 2004 stationiert. Frankreich, das das Zehn-Millionen-Einwohner-Land durch die Ermordung Toussaint Louverture(1803), Jean-Jacques Desallines(1806) und Neo-Koloniale Strukturen mit Hilfe seiner westlichen Verbündeten in die Ruine mit trieb, kündigte, wie auch immer, seine „Hilfe“ für das geknechtete Land an.
Die Bedeutung HAITIs in der Weltpolitik und für die Schwarzen Völker
HAITI ist zweifelsohne das einzige Land in der Weltgeschichte, das 1791 endgültig die Weisse Rassen-Theorie und Ontologie über die Minderwertigkeit der Schwarzen zu Grabe trug - abgesehen von der Okkultation der wahren Geschichte der Afrikaner. Mit diesem einzigartigen Ereignis brachen die Nachkommen der durch die Weisse Barbarei(P-Uribe) deportierten Afrikaner in der Karibik das psychologisch-ontologische Fesseln durch und eröffneten die Welle der Unabhängigkeitskämpfe der unterdrückten Völker „Süd-Amerikas“; auch der bekannte Simon Bolivar ist entgegen der Mainstream-Historiographie nichts anderes als ein Produkt der HAITIanischen „UNDENKBAREN“ Revolution. In einer Zeit wo europäische Pseudophilosophen à la Voltaire, Kant und Victor Hugo rassistische, jüdisch-christliche primitive Vorurteile über die Schwarzen verwissenschaftlichten, waren die Europäer ihrer pseudo-historisch und ontologisch konstruierte Welt so sicher, dass Pater Labat, Sklavenhalter in HAITI im Jahre 1790 - wenige Monate vor dem Beginn der Revolution - es wie folgt zum Ausdruck brachte: »Unter unseren Negern gibt es keine Bewegung.[...] Sie denken nicht im Traum daran. Sie sind sehr ruhig und gehorsam. Eine Revolte unter ihnen ist unmöglich.« und noch einmal: »Die Neger sind sehr gehorsam und werden es immer bleiben. Wir schlafen bei offenen Türen und Fenstern. Freiheit für Neger ist eine Chimäre.«(M-R. Trouillot, 2002:84) Diese "Neger" vernichteten später jedoch die stärkste Armee der Welt und forderte Napoleon Banaparte heraus. Dieser Kampf mündete zu der Unabhängigkeitserklärung von 1803. Frankreich und andere westliche Kolonialmächte verziehen den HAITIanern eine solche Niederlage nie. Es folgten Embargos aller Art gegen das Schwarze Volk und HAITI wurde gezwungen, einen Schadenersatz(?) von Golddollar in Millionenhöhe an Frankreich zu zahlen. So wurde das Land über Jahrzehnte wie eine "Weihnachtsgans" ausgenommen. Als ob diese Babarei nicht ausreichte, wurde das Land mit allen Mitteln destabilisiert. Die europäer haben diese HAITI-Revolution bis heute ontologisch nicht verstanden. Hier versagten die Kategoriekonstruktionen(Focault), hier passierte das Unbeschreibare, das Unnennbare und die Folge war, dass die REVOLUTION in der eurozentristischen Historiographie nicht existent ist. Ich würde auch nicht von einer Okkultation der Revolution sprechen, denn wie soll man etwas okkultieren, von dem man aufgrund eines hierarchisch "rassifizierten" Denkmusters nicht versteht oder wahrnimmt ? Der Historiker Michel-Rolph Trouillot bermerkt zutreffend: "Der diskursive Kontext, in dem die Neuikeiten aus Saint-Domingue seinerzeit diskutiert wurde, hatte erhebliche Auswirkungen auf die Geschichtsschreibung von Saint-Domingue/Haiti. Wenn Ereignisse, sogar während sie sich vollziehen, nicht akzeptiert werden können, wie sollen sie dann später beurteilt werden können? Oder anders gesagt: Können historische Erzählungen einer Logik folgen, die in der Welt, in der diese Erzählungen stattfinden, als undenkbar gilt? Wie schreibt man eine Geschichte des Unmöglichen? "(M-R. Trouillot, 2002:85)
Die HAITIanische TRAGÖDIE spiegelt die durch die 'Weisse Welt' "rassifisierte" Weltordnung und das Versagen, aus welchen Gründen auch immer, der politischen Eliten AFRIKAs. Denn HAITI zu erniedrigen, bedeutet AFRIKA und die Schwazen Völker zu ernidriegen. HAITI ist ein historisches Symbol, ein Trauma in der europäischen Seele, das man am Liebsten auslöschen würde. Wir hätten uns nicht nur gewünscht, sondern wären stolz darauf gewesen, dass AFRIKA heute aufsteht, Hilfsgüter, Medikamente und Fachkräfte zu unseren leidenden Schwestern und Brüdern in die "KARIBIK" schickt.
13 .01. 2010
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