Cheikh Anta Diop(Bild) ist zweifelsohne der Vater der afrikanischen und neoklassischen Historiagrpahie. Als Nuklearphysikspezialist, Historiker, Linguist, Anthropologe, Archäologe, Soziologe, Ägyptologe, Philosoph und entschiedener AntiHEGELianer, entwickelte er eine Methode, mit der den Melaningehalt in der Haut auch nach Tausenden Jahren festgestellt werden kann.
[ Prof. Diop in den USA ]
Die Werke Diops findet man kaum in der Afrika-Abteilung der europäischen Universitätsbibliotheken. In Afrika selbst ist er unbekannt. Schlimmer noch, Afrika wird immer noch an den europäischen Universitäten nach dem kolonialen, eurozentristischen, HEGELschen, GOBINEAUschen, HUMEschen Muster dargestellt und gelehrt. Der eurozentristische Afrikanismus – vertreten durch westliche AFRIKANISTEN – ist nicht nur Betrug, sondern die Hinrichtung der klassischen Historiographie, die ewige Unterwerfung der afrikanischen Völker. Dieser Zynismus muss zu Grabe getragen werden. Nur auf diese Weise haben die afrikanischen Völker eine Chance, sich selbst neu zu entdecken, ihre eigene Zukunft nach ihrem eigenen Paradigma zu gestalten.
[ Das erste Buch Diops - epistemischer Bruch mit dem eurozentristischen Afrikanismus ]
Über Diop schrieb der französische Ägyptologe und Historiker Jean Devisse: "Nur Wenige Historiker haben soviele überkommene Ideen umgeworfen, soviele Perspektiven umgestürzt und so viele neue Wege der Forschung eröffnet." (1)
Es ist interessant daran zu erinnern, dass Prof. Jean Devisse früher eines der schärfsten europäischen Kritiker Diops gewesen ist. Prof. Devisse gestand ein deutliches mea culpa 1986 bei einem Kolloquium in Jaunde/Kamerun: "Man muss es deutlich sagen, es fällt den Europäern und Nordamerikanern, den nordischen Völkern trotz allen Fakten nicht nur schwer zu akzeptieren, dass die Menschheit in Afrika entstanden ist, sondern auch anzuerkennen, dass die Afrikaner irgendetwas geschafft haben, das dem der Europäer gleichwertig oder es übertrifft. Dies liegt ohne Zweifel an unserer Erziehung ..(..). Es geht nicht um einen Krieg oder eine Kapitulation meinerseits oder von irgendwem. Nein, darum geht es nicht und ich danke Prof. Cheikh Anta Diop sehr, mir einen anderen epistemischen Weg gezeigt zu haben. Es geht nicht um eine Konfrontation zwischen "Weissen" und "Schwarzen", "Gelben" und "Weissen", nein darum geht es überhaupt nicht. Wir stammen einer gleichen Humanität ab und es geht lediglich darum, die wahre Chronologie der Menschheitsgeschichte zu etablieren". "Dieses Phänomen ist enorm, zum ersten Mal in unserer Geschichte ist es mehr denn je notwendig, alle Kulturen in ihrer Essenz, von ihren Wurzeln ausgehend zu rehabilitieren, ich meine insbesondere die Kulturen der schwarzen Völker, die zweifelsohne die ersten der Menschheitsgeschichte gewesen ist. In diesem Sinne können wir eine universelle Gesellschaft aufbauen, die nicht mehr auf Konfrontation wie in der Vergangenheit, sondern auf Kooperation ausgerichtet ist. Eine Gesellschaft also aufzubauen, die einen eventuellen universellen, kulturellen Anspruch hat ". (2)
[ Diop in dem von ihm gegründeten Forschungsinstitut/C-14 -Datierungslabor in Dakar/Senegal ]
Cheikh Anta Diop war geschäzt, weil er durch sein mächtiges Wissensimperium in vielen Wissenschaftsgebieten bahnbrechend der Forschung neue Wege eröffnet, die Grenzen dieser Fachgebiete sprengt, und zeigt somit wie die Summation einzelner Wahrscheinlichkeiten durch hermeneutische Interdiziplinarität zu konkreten "Fakten" gewonnen werden können. Gehaßt und verspottet europäischerseits, weil er besonders den Eurozentrismus samt seinen perfiden Methoden (dazu gehören die größte Geschichtsfälschung der Menschheitsgeschichte und die Animaliesierung der Afrikaner) entlarvt. Seine Untersuchungen und Veröffentlichungen schlugen wie eine Bombe auf die seit geräumer Zeit von Selbstsicherheit und Überlegensheitsgefühl geprägte europäische und nordamerikanische Historiker- und Ägyptologen-Zunft ein. Die Mächtigen-Status-quo-Hüter in Europa und Nordamerika machten mobil, um diesen enfant terrible zu diffamieren und zu isolieren. Er wurde als Rassist, Kommunist und Alles Mögliches betitelt. Keiner von den sogenannten westlichen Experten traute sich aber ihm ernsthaft auf einer wissenschaftlichen Ebene entgegen zu treten.
[ Die traditionelle christlich-europäische Animalisierung der Afrikaner (pyramidale Rassentheorien/Ethnologie/erozentristischer Afrikanismus/Völker ohne Geschichte/diese Völker bräuchten den weissen Mann, um zurecht zu kommen - Die Bürde des weissen Mannes) ]
Die Inquisitoren wußten und konnten nur eins: Er wurde isoliert, über seine antiken Quellen, die zum größten Teil von antiken-griechischen Historikern und Philosophen (Zeit- und Augenzeugen der Altägypter) selbst stammen (Herodotus, Diodorus v. Zizilien, Aristoteles, Platon, Lukian, Aischylos, Strabon, Jamblikus/der Biograph von Pythagoras etc...), verbreitete man nur Unwahrheiten und Konfusionen. Westliche Ideologen taten alles, damit über seine Arbeiten geschwiegen wird. Der verzweifelte, eurozentristische Ägyptologe, Erik Hornung titulierte ihn mit allen möglichen abwertenden Attributen
(ohne offensichtlich jedoch ein einziges Buch Diops gelesen zu haben) und zog zum Schluss vor, ihn nur noch als Esoteriker zu verunglimpfen. Die der Forschung neu eröffneten Wege wurde offiziell ignoriert und kurzerhand totgeschwiegen. Dies ist meiner Ansicht nach purer Rassismus, der mit einer "Verschwörung" gegen die afrikanischen Völker zusammenhängt:
„Frühbürgerliche Aufklärung und christliche Mission formen eine schlagkräftige Verbindung gegen Afrika, gegen den »Schwarzen«. Sie wollen eine Auslöschung, was in der Hochblüte des Kapitalismus Teils der Fortschrittsideologie wurde wie der britische Historiker Eric Hobsbawn treffend bemerkt: »Andere Menschenrassen waren also "unterlegen", "minderwertig", weil sie ein früheres Stadium....verkörperten. (...) Der Gedanke war ebenso schmeichelhaft wie praktisch – so praktisch, dass die Bourgeoisie ihn für ihre innen- wie außenpolitischen Legitimationsstrategien von der Aristokratie, die sich seit langem für eine höhere Rasse gehalten hatte, übernahm: Die Armen waren arm, weil sie biologisch minderwertig waren, wenn Angehörige "niederer Rassen" arm und rückständig blieben. (...) Abgesehen davon, dass sie eine brauchbare Legitimationsgrundlage für die Herrschaft von Weiß über Schwarz, Reich über Arm abgaben, lassen sich Rassentheorien wohl als ein Rationalisierungsmechanismus interpretieren, auf den eine im wesentlichen nicht egalitäre Gesellschaft, die mit einer im wesentlichen egalitären Ideologie einherging, angesichts weiterbestehender realer Ungleichheiten auf keinen Fall verzichten konnte und mit dessen Hilfe sie all jene Privilegien zu begründen und zu verteidigen suchte,... «“ (3)
[ Prof. Obenga, Diop und Leclant in Kairo 1974 ]
Wobei gesagt werden muss, dass mit Hilfe der UNESCO einige internationalen/westlichen Gelehrten ( Ägyptologie, Archäologie und Geschichte) sich bereit erklärten, zwecks Neuschreibung der Geschichte Afrikas, an dem dafür vorgesehenen Kolloquium teilzunehmen. Dies führte zu einem sehr erfolgreichen internationalen Kolloquium 1974 in Kairo/Ägypten. Das Kolloquium wurde bis heute tot geschwiegen. Cheikh A. Diop und sein bekanntester Schüler Prof. Theophile Obenga (heute Lehrstuhlinhaber der Afrika-Studien an der Staatsuniversität von San Francisco in den USA) demonstrierten noch einmal ihre Gelehrsamkeit mit ihren akribischen, bis dahin unbekannten neuen Forschungsmethoden und Ergebenissen, die bis heute nie (ernsthaft) mediatisiert wurden.
Prof. Jean Devisse (Frankreich), der dem Organisationskomitee angehörte und für das Protokollieren des Kolloquiums zuständig war, fasste das Ergebnis wie folgt zusammen:
"Although the preparatory working paper sent out by Unesco gave particulars of what was desired, not all participants had prepared communications comparable with the painstakingly reseached contributions of Professors Cheikh Anta Diop and Obenga. There was consequently real lack of balance in the discussions... The symposium also enabled specialists who had never previously had the opportunity of comparing and contrasting their points of view to discover ohter approches to problems, other sources of information and other lines of research than those to which they were accustomed." (4)
[ UNESCO-Kolloquium, Kairo/Ägypten, 1974, 32 Teilnehmer aus aller Welt, von rechts: Prof. Obenga(4e), Prof. Leclant (2e) ]
Die westlichen Wissenschaftler, die an dem Kolloquium teilgenommen hatten, empfahlen, den Forschungsmethoden DIOPs und OBENGAs zu folgen. Dies stieß jedoch nur auf taube Ohren. So wurden sie perfid aus der akademischen Zunft verdrängt oder als Kommunisten verspottet. Dieses Verhalten erinnert mich an das Schicksal Bruno Giordanos (1463), der bei lebendigem Leib verbrannt wurde, weil er die Ansicht vertrat:
"Wir Griechen"- er nannte sich Grieche, weil er sich in dieser Tradition sah - "danken Alt-Ägypten, der großen Monarchie der Erziehung und des geistigen Adels, dass sie der ANKH (Leben, Kraft) unserer Fabeln, Metaphern und Lehren ist." (5)
Auch Prof. Martin Bernal (1987, 1999, 2002), ein namhafter englischer Historiker, der in den USA lehrt, wäre beinah "gesteinigt" und seine Bücher "verbrannt" worden, weil er in seinen Werken (Black Athena, The Afroasiatic Roots of Classical Civilization, The Fabrication of Ancient Greece 1785-1985,Vol. I und II) den Eurozentrismus und die massive Geschichtsfälschung Afrikas aus rassistischen Gründen denunziert.
Martin Bernal schreibt:
"Im Zentrum meines Projekts mit dem allgemeinen Titel Schwarze Athena ist der Ursprung der antiken griechischen Zivilisation. Erstens, es ist heuristisch ergiebig, das antike Ägypten als eine afrikanische Zivilisation zu sehen. Zweitens sollte man die Ansicht der alten Griechen akzeptieren, dass Ägypten und Phönizien eine zentrale Rolle in der Bildung ihrer höheren Kultur gespielt haben. Drittens, dass europäische und nordamerikanische Forscher diese beiden Punkte seit dem frühen 19. Jahrhundert geleugnet haben, lässt sich eher in ideologischen Begriffen als in ernsthaft akademischen erklären." (6)
Dieser Narzissmus und die Torheit der "Europäer" und "Nordamerikaner" konnten das "afrikanische Genie" nicht einschüchtern, im Gegenteil, das Genie setzte unermüdlich und mit voller Intensität den Ausbau seines Forschungs-und Wissensimperiums fort, und beteuerte 1985 in Niamey/Niger vor einer afrikanischen Schülerversammlung:
"...Bildet euch! bewaffnet euch mit Wissen bis an die Zähne und erobert euer seit jeher mystifiziertes kulturelles Erbe zurück !..." Ja, unser kulturelles Erbe als Kodex für die Gegenwart? Was ist ein Mensch ohne "Vergangenheit" ? Ist eine "normale" Gegenwart ohne oder mit falscher Vergangenheit möglich? Wie könnte eine solche Gegenwart aussehen? CHAOTISCH, ZIELLOS, RESIGNIERT wie im Falle des heutigen AFRIKA ? Oder GRÖßENWAHNSINNIG und PARANOID wie im Falle EUROPAS (des Westen), das nur durch Diebstahl, Zwangsarbeit, Mord und Genozide seit 1445 seinen Reichtum, mit dem es (das Europa) bis heute uns in der mentalen Sklaverei weiter hält, erwerben konnte ? In diesem Sinne rufe ich genauso alle Afrikaner des Kontinents und der Diaspora auf, sich ihres gestohlenen kulturellen Erbes bewußt zu werden, sich solides Wissen anzueignen und ihre Würde gegen die Geschichtsfälschung wissenschaftlich, politisch und kulturell kompromißlos im Sinne Diops weiterzuverteidigen. Dieser Kampf sollte dazu führen, sich für eine radikale Reform der afrikanischen Schulsysteme und Lehrinhalte einzusetzen, die sich seit der Kolonialzeit kaum geändert haben. Diesbezüglich haben die afrikanischen politischen Eliten – ohne Ausnahme – nicht nur versagt, sondern ihre Unfähigkeit erwiesen.
Was mich besonders an dem Verhalten der Europäer stört, ist , dass wenn man sich mit der klassischen Geschichtsschreibung der Antike, insbesondere der der Alten Griechen, befaßt, stellt man erstaunlicher Weise fest, dass Europa weder die "klassische" Philosophie, eine Weltreligion noch die Naturwissenschaften (Mathematik, Chemie, Astronomie, Physik) begründet hatte, dass Europa bis auf die Griechen, die schon ca. 1400 v. Chr. von den Afrikanern unter der Führung des Pharaos SESOSTRIS kolonisiert wurden, nur ein dunkler Fleck gewesen war. Nach den griechischen Quellen kamen fast all die griechischen Errungenschaften aus Afrika, KEMET (Altägypten), bei den Schwarzen (KAMIT), wo die griechischen Philosophen studiert hatten. Auch Thales, der erste griechische Philosoph hatte zuvor jahrelang in Afrika studiert. Herodot bezichtigt in seinem Buch II sogar die griechischen Philosophen, insbesondere Platon und Pythagoras des Plagiats, sie würden mit den Lehren der Afrikaner als ihre prahlen.
(1) Jean Devisse in : "Encylopaedia Universalis", Universalia 1987, Paris, S. 546-547
(2) zitiert von Jean-Marie Essomba in: Cheikh Anta Diop et son dernier message à l´afrique et au monde, AMA/COE, Yaoundé, 1996, S.88). Anm.: Eigene Übersetzung aus dem Französischen
(3) Christian Neugebauer: Hegel und Kant – A Refutation of Their Racism, in: QUEST Vol. V Nr.1 (1991), S. 50-74
(4) The Peopling Of Ancient Egypt And The Deciphering Of The Meoroitic Script, Diop, Leclant, Obenga, Vercouter, Karnak Egyptology / African Studies,USA, 1997, The book was originally published by Unesco in 1978
(5) Martin Bernal (Hrg.), Schwarze Athena – Die Afroasiatischen Wurzeln der Griechischen Antike – Wie das klassische Griechenland erfunden wurde, List Verlag, München, 1992
(6) Eba.
[ Isis und Horus - afrikanische Schöpfungsmythologie, Kemet(Altägypten) ]
HOMMAGE
Weltweite Hommage an einen Mann, der nicht nur an die biologische und intellektuelle "Gleichheit" der Menschen geglaubt hatte, sondern sie nachgewiesen hatte. Hommage an einen Mann, der sein Leben der Wissenschaft, der Rehabilitierung der wahren Geschichte Afrikas und somit der der Menschheit gewidmet hatte, während seine mehrheitlichen afrikanischen Zeitgenossen (..auch die heutige Generation) die Arbeiten und Botschaft des "letzten Pharaos" weder verstanden haben noch daran interessiert sind, sie zu verstehen und zu implementieren. Der Eurozentrismus und der "irdische" Materialismus haben die "Afrikaner" und ihre "Nachkommen" zu ewigen Subalternen und "lebendigen Toten" auf Erde gemacht ! Die Hoffung stirbt jedoch immer zuletzt - Für ein Neues Afrika !
Links:
www.cheikhantadiop.net (Französisch)
www.ankhonline.com/ (Französisch)
www.africawithin.com/diop/diop_bio1.htm (Englisch)
www.cesaire.org/CAD/CAD.htm (Die Stimmen Diops-Französisch zu herunterladen)
www.africamaat.com/article.php3?id_article=153 (Französisch)
www.raceandhistory.com/Historians/cheikh_anta_diop.htm (Englisch)
Die Linksliste ist selbstverständlich nicht vollständig !
Erstveröffentlichung: Okt. 2005
Aktualisierung: März 2007
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