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AFRICAN GENIUS IN SCIENCE: Eine Satire über den Schwarzen Erfinder der ersten GASMASKE, Garrett A. Morgan

Eine Satire über den Schwarzen Erfinder der ersten GASMASKE, Garrett A. Morgan (1877-1963)

von Xaver Frühbeis

Wenn Sie in der Münchner Speisegaststätte "Ysenegger" einer netten weiblichen Bedienung begegnen, die Sie weder sehen noch hören kann, weil sie auf dem Kopf eine seltsame Maske mit zwei Schläuchen trägt: daran bin ich schuld. Es handelt sich um die älteste Tochter meiner Freundin. Susanne kellnert neuerdings, klagt aber über üble Nikotinschwaden im Raum, sie müsse zwischendurch immer mal wieder an die frische Luft. Ich riet ihr zu der Rauchschutzmas-ke des amerikanischen Erfinders Garrett Morgan, Patent aus dem Jahr 1914.

Der Helm war für Feuerwehrleute gedacht. Der Erfinder ging davon aus, dass Qualm und Rauch in einem brennenden Zimmer nach oben steigen, dass also unten am Boden die Luft besser zu atmen sei, nur sind kriechende Feuerwehrleute halt längst nicht so einsatzfähig wie aufrecht gehende. Daher die Idee mit den langen Atemschläuchen. Der Helm war klasse, und sein Erfinder hätte ihn hunderttausendfach verkaufen können, wenn er die passende Hautfarbe gehabt hätte. Garrett Augustus Morgan jedoch war ein Schwarzer: ein Sohn freigelassener Südstaatensklaven, geboren am 4. März 1877, das siebte von elf Kindern. Mit vierzehn verließ Garrett sein übervolles Elternhaus und ging in den Norden, um dort sein Glück zu machen. Einem Clevelander Kleidungsfabrikan-ten reparierte er dessen dauernd kaputtgehende Nähmaschinen, und weil er geschickt war und experimentierfreudig, hatte Morgan schon bald seinen eigenen Nähmaschinenreparierladen. Dazu kam eine Schneiderei mit 32 Angestellten, und vor allem: eine Firma, bei der die Schwarzen ihre Haarpflegemittelchen kaufen konnten. Die Hauptattraktion war eine Salbe, mit der man krauses Haar glatt bekam, erfunden von Morgan selbst. Glattes Kraushaar war klasse, jeder wollte die Salbe haben, und mit dem verdienten Geld erfand Morgan diverse weitere Nützlichkeiten, darunter eben auch die erste Rauchschutzmaske.

Zeichnungen des Erfinders
Die Sache lief gut, nur in den Südstaaten musste Morgan vorsichtig sein. Wenn Morgan dort seine Rauchschutzmaske vorführte, musste ein Weißer aus dem Norden mitreisen, der sich als Erfinder der Maske ausgab, Morgan mit seinem glattgemachten Haar ging bei den Südstaatlern als indianischer Assistent durch, das ließen die grade noch gelten. Der Assistent verbrachte einige Zeit in einem Zelt, in dem Teer, Schwefel und Dung abgefackelt wurden, was ganz bestialisch stank. Nach zwanzig Minuten trat er unversehrt wieder ins Freie. Es war jedes Mal ein großartiger Erfolg, und Morgans Rauchschutzmasken verkauften sich wie warme Semmeln, bis eines Tages mal doch einer dahinter kam, dass der Assistent ein Schwarzer war und zugleich der Firmeninhaber. Von da an wollte keiner mehr die Maske kaufen, und Morgan musste den Vertrieb einstellen. Bis dahin hatte er jedoch schon genügend Geld angehäuft, um sich als wohlhabender und angesehener Bürger seiner Heimatstadt zur Ruhe setzen zu können.

Zeichnungen des Erfinders
Bei der kellnernden Susanne wird das noch etwas dauern. Momentan übt sie, durch den einen der beiden Atemschläuche die Bestellung aufzunehmen und durch den anderen zu den Gästen zu sprechen. Das ist etwas kompliziert, weil sie nur zwei Hände hat, aber sie wird das schon schaf-fen. Sie können ihr helfen, indem Sie Ihre Bestellung langsam und deutlich in den auf Sie gerichteten Schlauch sprechen. Und nicht ungeduldig werden. Und nicht plötzlich Zigaretten-rauch reinpusten. Das gehört sich nicht. Wenn ich da Klagen höre, sind Sie dran.


© Bayerischer Rundfunk 2004