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MAAT [göttliche, soziale, juristische ... GRUNDORDNUNG] - Am Beispiel der 42 Unschuldsbekundungen in altem AFRIKA [Kemet]

MAAT, Göttliche, kosmogonische, kosmologische, soziale, juristische ... GRUNDORDNUNG - Am Beispiel der 42 Unschuldsbekundungen eine(r)s Verstorbenen vor dem AUSAR(Osiris)-Gericht in altem AFRIKA [Kemet]




Das obige Bild illustriert das Totengericht, wo Ausar(Osiris) als Richter thront. "[...] Zum festen Bildbestand gehören vor allem die Waage, bei der eine Figur des Toten oder sein Herz im Gleichgewicht mit dem Zeichen der MAAT gezeigt werden, Anubis als Wägemeister und Djehuty(Thot) als Registrator des Egebnisses, die Mischgestalt der "Fresserin" als Hinweis auf die Vernichtung der Verdammten und der thronende Ausar als Totenrichter.

Die bei der Schöpfung gesetzte Ordnung, die MAAT, gilt auch im Totenreich. Schon in älteren Spruchsammlungen wacht ein jenseitiges Gericht darüber, dass sie eingehalten wird ([...] Jenseitsgericht), und der Prozeßentscheid zugunsten des Ausar(Osiris) und seines Erben Horus gibt das mythische Vorbild. Im Neuen Reich muss sich jeder Verstorbene dem Wägeakt stellen, bei dem in der Regel sein Herz gegen das Feder-Zeichen der MAAT gewogen wird. Wird das sichtbare Gleichgewicht der Welt gestört, dann wartet bereits die "Fresserin" als personifizierter Höllenrachen darauf, ihn zu verschlingen. Dagegen muss sich der Mensch mit allen Mitteln schützen, sonst hätte aller Aufwand für Begräbnis und Fortleben keinen Wert. In vielen anderen Sprüchen ist vom Totengericht und von der stets positiven, erfolgreichen Prüfung des Toten die Rede, aber nur hier stehen der Prüfende Wägeakt, das Verhalten des Toten und seine Rechtfertigung vor Ausar mit den anderen Totenrichtern im Mittelpunkt. Dabei verbindet dieser in einer für den Kemtiou(Altägypter)/Nubier/Afrikaner* sicherlich idealen Weise ethische Norm und magische Beschwörung, um das erstrebte Ziel doppelt zu sichern. Schon der Titel(Unschuldbekundung) zeigt, dass der Verstorbene keineswegs als schuldlos vorausgesetzt wird, sondern dass vom Totengericht eine reinigende, befreiende Wirkung ausgeht, die ihn von aller Schuld löst und damit zur jenseitigen Fortdauer bereitet.

Zu Beginn [...] wendet sich der Tote an Ausar(Osiris) als Richter und weist sich in doppelter Weise aus: als ein wissender und als Jemand, der bereits mi MAAT kommt, also zu ihr und nicht zu Unrecht oder Sünde gehört. Zweimal spricht er dann eine "negative Konfession", beim zweitenmal an die 42 Totenrichter gerichtet, vor deren Schrcklichkeit er auch in vielen anderen Sprüchen Rettung erfleht; ihre Namen werden mit einem (meist kultisch bedeutsamen) Ortsnamen verbunden[...]. Die Beteuerungen des Toten sind ein Spiegel dessen, was dem Kamtiou(Altägypter)/Nubier/Afrikaner im Neuen Reich als Norm für das richtige Verhalten galt; aber ihr zweck, durch die magische Kraft des gesprochenen Wortes den Wägevorgang zu beeinflussen und das erstrebte Gleichgewicht zu sichern, also ein "Ritual der Sündenverleugnung"(Morenz).

Zwischen die beiden negativen Bekenntnisse sind eine feierliche Versicherung der Reinheit des Toten und aud die Anspielung auf das "Füllen" des heiligen Auges eingeschoben, das in anderer Weise als das Totengericht die richtige Ordnung wiederherstellt. In der Schlussrede wendet sich der Verstorbene nochmals an die Totenrichter und legitimiert sich durch eine Fülle von mythologischen Anspielungen, dazu durch den erneuten Hinweis auf seine Reinheit. Sein Wissen wird durch das abschießende Verhör bestätigt - nun kann er endlich als ein voll Gerechtfertigter vor Ausar(Osiris) geführt werden, und die materielle Verheißung am Schluss gibt den Blick auf seine selige Fortdauer frei. [...]" (1)


MAAT: "Die bei der Schöpfung gesetzte Ordnung der Welt, das "Rechte" in jeglicher Beziehung, das auch im jenseits Gültigkeit besitzt. Als Göttin und "Tochter" des Sonnengottes Rê personifiziert, entspricht Maat in der konkreten Bedeutung oft "Wahrheit" oder "Recht"". (1)


Die 42 Unschuldbekundungen aus dem Per-Em-Heru (dem sog. Totenbuch)

1
O Weitausschreitender, der aus Heliopolis hervorgeht:
ich habe kein Unrecht getan.


2
O du, der die Flamme umarmt, der aus Chereba hervorgeht:
ich habe nicht gestohlen.


3
O du mit dem Schnabel(Djehuty/Thot als Ibis), der aus Hermopolis hervorgeht:
ich war nicht habgierig.


4
O Schattenverschlinger, der aus der Grube hervorgeht:
ich habe mir nichts angeeignet.


5
O Schreckgesicht, der aus Rasetjau hervorgeht:
ich habe keine Menschen umgebracht.


6
O Löwenpaar(Ruti), das aus dem Himmel hervorgeht:
ich habe das Hohlmaß nicht verletzt.


7
O du, dessen Augen Feuer sind, der aus Letopolis hervorgeht:
ich habe nichts "Krummes" getan.


8
O Brennender, der umgedreht hervorgeht:
ich habe mir keinen Tempelbesitz angeeignet.


9
O Knochenbrecher, der aus Herakleopolis hervorgeht:
ich habe keine Nahrung gestohlen.


10
O Flammenreicher, der aus HetKaPtah (Memphis) hervorgeht:
ich habe keine Lüge gesagt.


11
O Grubenbewohner, der aus dem Amentet (Westen) hervorgeht:
ich habe keine Unsittlichkeit begangen.

12
O Weißzahn(Krokodil), der aus dem Fajum hervorgeht:
ich bin nicht streitig gewesen.

13
O Blutfresser, der aus der Schlactstätte hervorgeht:
ich habe kein Gottesvieh getötet.

14
O Eingeweidefresser, der aus dem Dreißiger-Gerichtshof hervorgeht:
ich habe Niemanden um sein Ackerland betrogen.

15
O Herr der Wahrheit, der aus dem Ort der Vollständigen Wahrheit hervorgeht:
ich habe die zugeteilten Rationen nicht veruntreut.

16
O Abgewendeter, der aus Butastis hervorgeht:
ich habe niemanden belauscht.

17
O Glänzender, der aus Heliopolis hervorgeht:
ich habe nicht unüberlegt geredet.

18
O Üble Schlange, der aus Busiris hervorgeht:
ich habe nur um meinen Besitz gestritten.

19
O Wamemti-Schlange, die aus der Schlachtstätte hervorgeht:
ich habe nicht die Frau eines anderen Mannes beschlafen.

20
O du, der schaut, was er gebracht hat, der aus dem Tempel des MIN hervorgeht:
ich habe keine Unzucht getrieben.

21
O Höchster der Ältesten, der aus Djefet hervorgeht:
ich habe keinen Schrecken erregt.

22
O Ustürzender, der aus Xois hervorgeht:
ich habe keinen Schaden gestiftet.

23
O du mit gewaltiger Stimme, der aus dem Heiligtum hervorgeht:
ich bin nicht hitzig gewesen.

24
O Kind, das aus dem Heka-anedj-Sturm hervorgeht:
ich bin nicht taub gegen gerechte Rede gewesen.

25
O du mit verkündeter Stimme, der aus Wensi hervorgeht:
ich habe keinen Streit entfacht.

26
O Basti, der aus der Shetit hervorgeht:
ich habe niemanden provoziert.

27
O Hintersichschauer, der aus der verschlossenen Grube hervorgeht:
ich habe nicht gleichgeschlechtlich verkehrt.

28
O Heißfuß, der aus der Dämmerung hervorgeht:
ich bin nie nachlässig gewesen.

29
O Verhüllter, der aus der Verhüllung hervorgeht:
ich habe mich nicht gestritten.

30
O du, der sein Opfer holt, der aus Sais hervorgeht:
ich bin nie gewalttätig gewesen.

31
O Vielgesichter, der aus Nedjefet hervorgeht:
ich bin nicht jähzornig gewesen.

32
O Ankläger, der aus Utjemet hervorgeht:
ich habe nicht meine Natur überschritten und einen Gott angegriffen.

33
O Herr des Doppelhornes, der aus Sahuu hervorgeht:
ich habe nicht viel Gerede gemacht wegen einer Sache.

34
O Nefertem, der aus Memphis hervorgeht:
ein Vergehen von mir gibt es nicht, nichts Schlechtes habe ich getan.

35
O du, der nichts übrigläßt, der aus Busiris hervorgeht:
ich habe den König nicht beleidigt.

36
O du, der nach seinem Villen tut, der aus Antatiapo hervorgeht:
ich habe mich nicht auf Wasser gestützt.

37
O Ibi, der aus dem NUN(Urwasser) hervorgeht:
ich habe nicht meine Stimme erhoben.

38
O du, der den Leuten befiehlt, der aus seinem Schrein hervorgeht:
ich habe keinen Gott beleidigt.

39
O Neheb Nefret, der aus seinem Tempel hervorgeht:
ich habe mich nicht aufgeblasen.

40
O Neheb-Kau, der aus seiner Grube hervorgeht:
ich habe mich nicht über meinen Stand erhoben.

41
O hochgereckte Schlange, die aus ihrer Kapelle hervorgeht:
meine Ansprüche gingen nicht über das hinaus, was ich besaß.

42
O du, dessen Arm herbeiholt, der aus dem Totenreich hervorgeht:
ich habe meinem Stadtgott keine Schande bereitet.




[ Schlußrede des Verstorbenen ]

Seid gegrüsst, ihr Götter !
Ich kenne euch, ich kenne eure Namen.
Ich soll nicht eurem Zorn verfallen,
und ihr sollt das Schlechte an mir nicht aufsteigen lassen
zu diesem Gott, in dessen Gefolge ihr seid.

Meine Verfehlung wird nicht vor euch kommen,
und ihr sollt Recht über mich sprechen vor dem allherrn.
Denn ich habe im Diesseits das Recht geübt,
ich habe keinen Gott beleidigt,
und kein Vergehen von mir gelangte vor den regierenden König.

Seid gegrüsst, o Götter, die in dieser Halle der Vollständigen
Wahrheit sind,
in deren Leib keine Lüge ist,
die von Wahrheit leben in Heliopolis,
die sich von Wahrheit nähren vor HERU in seiner Scheibe
(Sonnengott)
Rettet mich doch vor dem BABA, der von Eingeweiden
der Ältesten lebt
an jenem Tag der 'Grossen Prüfung'
(Totengericht)

Seht, ich bin zu euch gekommen
kein Unrecht, keine Schuld ist an mir,
nichts Böses ist an mir, kein Zeugnis liegt gegen mich vor,
und niemand gibt es, gegen den ich mich vergangen hätte.
Denn ich lebe von Wahrheit, ich nähre mich von Wahrheit.

Ich habe getan, was die Menschen raten
und womit die Götter zufrieden sind.
Ich den Gott zufrieden zufriedengestellt mit dem, was er möchte:
Brot gab ich den Hungrigen,
Wasser dem Dürstenden,
Kleider den Nackten,
ein Fährboot dem Schifflosen.
Gottesopfer habe ich den Göttern,
Totenopfer den seligen Toten dargebracht.

So rettet mich doch, schützt mich doch,
macht keine Anzeige gegen mich beim Größten Gott.
Ich bin einer, mit reinem Mund und reinen Händen,
den alle willkommen heißen, die ihn sehen,
denn ich habe jene Rede gehört,
die der Esel und der Kater sprachen im Haus dessen,
der den Mund aufreißt.
Mein Zeuge war der Fährmann und stieß einen Schrei aus.
Ich habe auch das Spalten des Isched-Baumes gesehen in Rasetjau.

Ich bin der Sem-Priester der Götter,
der kennt, was in ihrem Leib ist.
Ich bin hierher gekommen, um die MAAT zu bezeugen,
um die Waage ins Gleichgewicht zu stellen im Totenreich.

O du Hoher auf deiner Standarte, Herr der Atef-Krone,
der seinen Namen als 'Herr der winde' schuf
mögest du mich retten vor diesen deinen boten,
die Schreckliches verantalten und peinliches Verhör
abhalten,
deren Gesicht keine Milde zeigt !
Denn ich habe MAAT getan für den Herrn der MAAT,
Ich bin gereinigt, und meine Vorderseite ist rein,
meine Hinterseite ist rein,
meine Mitte ist ein Feld der MAAT,
kein Glied an mir ist frei von MAAT.

Ich habe mich gereinigt im südlichen Feld,
ich habe mich niedergelassen in der nördlichen Siedlung,
im Heuschrecken-Gefilde, in dem sich die Mannschaft
des RÊ reinigt,
in jener zweiten Stunde der Nacht
und dritten Stunde des Tages.
Erfreut ist das Herz der Götter danach,
wenn sie an ihm vorbeigegangen sind in der Nacht
oder am Tage.(1)




Bibliographie:

(1) Das Totenbuch der Ägypter, E. Hornung(Hrg.), Goldmann, 1990 - Die Auszüge wurden von uns überarbeitet (Kritik der westlichen Interpretation und der daraus entstandenen negativen Prämisse)
(-) The Book Of Comming Forth by Day: The Ethics of Declaration of Innocence, Maulana Karenga(Hrg.), University of Sankore Press, 1990
(-) Selections From THE HUSIA - Sacred Wisdom Of Ancient Egypt, Maulana Karenga (Hrg.), University of Sankore Press, 1989
(-) Maat, The Moral Ideal in Ancient Egypt: A Study in Classical African Ethics, Maulana Karenga (Hrg.),2003
(-) Maât : L'ordre juste du monde, Bernadette Menu (Hrg.), Editions Michalon,2005
(-) Egypte Pharaonique - Nouvelles Recherches Sur L'histoire Juridique, Economique Et Sociale De L'ancienne Egypte, Bernadette Menu(Hrg.), Hamattan, 2005

23.03.09

Bois-Caiman-Redaktion