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Mordversuch in Abidjan

Mordversuch in Abidjan

von Raoul Wilsterer


Der Krieg zum Sturz des amtierenden Präsidenten von Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), Laurent Gbagbo, wurde am Mittwoch weiter verschärft. Unterstützt von den »Friedenstruppen« Frankreichs und der Vereinten Nationen rückte die Rebellenarmee (FRCI) des Präsidentschaftsaspiranten Alassane Ouattara auf das Gelände von Gbagbos Residenz am Regierungssitz vor. Dort soll der sich mit seiner Familie in einem Bunker aufhalten.

In den Händen des Gegners: Gefangene Unterstützer des amtierenden Präsidenten Gbagbo in Abidjan
Nach Angaben des französischen Außenministers Alain Juppé waren vorherige Gespräche mit Gbagbo über den Rücktritt des Anfang Dezember vom ivorischen Verfassungsrat vereidigten Präsidenten ergebnislos gescheitert. Obwohl ihm »körperliche Unversehrtheit« bei Aufgabe zugesichert worden sei, habe er sich geweigert, abzutreten. Sidiki Konake, Sprecher des Ouattara-Lagers, erklärte daraufhin, daß das »Problem« nunmehr »militärisch gelöst« werde: »Laurent Gbagbo wird nun aus seinem Loch herausgeholt und dem Präsidenten übergeben« – womit der seinen Chef meinte.

Ouattara, der ehemalige Spitzenfunktionär des Internationalen Währungsfonds (IWF), wird mittlerweile in den westlichen Mainstreammedien und -agenturen durchweg als »gewählter Präsident« bezeichnet, obwohl die Abstimmung über ihn und Gbagbo am 28. November unter dem Zeichen von Gewalt und Manipulation stand. Gbagbo, bis zum Jahr 2000 Vorsitzender der einflußreichen sozialdemokratisch-orientierten Partei FPI (Ivorische Volksfront), danach gewählter Präsident der Republik, wehrte sich am Mittwoch erneut gegen die Behauptung, Ouattara habe die Abstimmung gewonnen. Vielmehr habe sich dieser mit »ausländischen Mächten verbündet« und sei »an die Macht geputscht« worden. »Erstaunlich« sei, wie im Ausland um sein Land »gepokert« werde, so Gbagbo in einem Telefoninterview mit dem französischen Fernsehsender LCI. »Ich bin bereit zu sterben, aber ich bin kein Märtyrer«, sagte er weiter. »Wenn der Tod kommt, kommt er.«

Gbagbos Lager bezeichnete die Angriffe der 1650 in Côte d’Ivoire stationierten Elitesoldaten der französischen »Opération Licorne« (Operation Einhorn) als »Mordversuch«. Diese erklärten daraufhin, daß ihre Handlungen »dem Schutz von Zivilisten« dienten. Sie hatten am Montag gemeinsam mit UN-Truppen den Präsidentensitz und die Residenz sowie zwei Armeestützpunkte mit Kampfhubschraubern angegriffen. Später unterstützten sie Ouattaras FRCI auch mit Bodentruppen.

Die einseitige militärische Parteinahme widerspricht dem Schlichtungsauftrag der UNOCI-Truppen. Diese halten sich seit 2004 in Côte d’Ivoire auf, um eine Lösung des Konflikts zwischen den Rebellen im abgespaltenen Nordteil des Landes und der Gbagbo-Regierung im Süden zu befördern. Dieses sollte »in Koordination« mit den »Licorne«-Soldaten der ehemaligen Kolonialmacht geschehen, die in Abidjan ihren größten Militärstützpunkt auf afrikanischem Boden unterhält.

Nach Angaben von Zeugen waren seit Mittwoch mittag in der Nähe von Gbagbos Residenz Explosionen und Maschinengewehrfeuer zu hören. Die Angriffe hielten dem Vernehmen nach auch am Abend an. Über Widerstand von regulären ivorischen Truppen lagen am Mittwoch keine seriösen Informationen vor. Auch wurden keine Angaben über eventuelle Opfer und Gefangene gemacht. Die Agentur dapd meldete, der »Machtkampf« stehe »offenbar vor einer Entscheidung«.

07.04.2011

Quelle