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Beitrag zur dezentralen photovoltaischen Energieversorgung in Afrika

Beitrag zur dezentralen photovoltaischen Energieversorgung in Afrika

von Dr.-Ing. Jean-Darius Deloud*

Heute werden in den Industrieländern Anstrengungen unternommen, um die Forschung im Bereich der Photovoltaik voranzutreiben. In diese Energieform, wie auch in die übrigen regenerativen Energiequellen, werden viele Hoffnungen gesteckt, um neue Wege zur Bewältigung der ständig wachsenden Energienachfrage einzuschlagen und die damit verbundenen Schadstoffemissionen durch Industrie, Verkehr und Haushalte einzudämmen. Nicht zuletzt sind, vor dem Hintergrund der weltweit wachsenden Umweltzerstörung, Verbände, Parteien und Forschungsinstitute entstanden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ökologisch weitgehend unschädliche Verfahren zur Erzeugung von elektrischer und thermischer Energie zu entwickeln.

Die Möglichkeiten, welche die erneuerbaren Energiequellen in Zukunft dabei eröffnen werden, sind auch bei dem gegenwärtigen Stand der Forschung nicht abzusehen. Jedoch zeigt sich bereits, dass neben der Option Wasserkraft die übrigen regenerativen Energiequellen einen wichtigen Beitrag im Bereich der Energieversorgung liefern können, auch wenn sie von den geographischen und meteorologischen Gegebenheiten stark abhängig sind.
Relativ große Erfolge werden aufgrund des enormen politischen und gesellschaftlichen Drucks im Bereich der Abgasreduzierung schon heute bereits erzielt, die jedoch zurzeit nur auf wenige Industrieländer begrenzt sind. Denn solche Maßnahmen sind mit hohen Kosten verbunden, die heute wirtschaftlich schwache Länder nicht aufbringen können. Es droht deshalb gerade den Entwicklungsländern ein nicht zu bewältigender Zielkonflikt zwischen dem notwendigen Wirtschaftswachstum und den damit verbundenen ökologischen Schäden. Zudem bergen globale Umweltzerstörung, Energie- und Weltwirtschaftskrisen negative Auswirkungen, die sich hauptsächlich in den Entwicklungsländern am folgeschwersten auswirken. Deshalb übersteigen eigene Forschungen und Entwicklungen, gerade im Bereich der technologisch hoch stehenden Energiewirtschaft, ihre finanziellen Möglichkeiten. Unter solchen Umständen ist ein freier Zugriff auf das technologische Know-how der Industrieländer zwangsläufig notwendig, sollte aber nur unter angemessener Einbeziehung aller notwendigen natürlichen, soziokulturellen, historischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in das jeweilige Land eingeführt werden. Denn viele negative Beispiele belegen die Folgen solcher Planungskonzepte, die unter rein fachspezifischen Gesichtspunkten durchgeführt wurden und dem betreffenden Land Entwicklungsruinen, Schulden oder irreversible Umweltschäden hinterließen. Technologischen Implementationen sollten deshalb unbedingt sorgsame, interdisziplinär angelegte Studien und Analysen vorausgehen.

Die Nutzbarkeit der Solarenergie in Afrika sollte daher in diesem Kontext geprüft werden. Die Notwendigkeit, sich in diesem Zusammenhang beispielsweise mit sozioökonomischen Fragen zu beschäftigen, ist angesichts der heutigen Wirtschaftslage in vielen afrikanischen Ländern erforderlich. Denn eine nähere Untersuchung von Ursachen der Fehlentwicklungen im Energiesektor zeigt, dass in vielen dieser Länder vorhandene Energieressourcen vorrangig als billige Rohstoffe für kurzfristige Deviseneinnahmen ausgebeutet wurden und werden, anstatt sie für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der eigenen Bevölkerung zu verwerten und behutsam einzusetzen. Dabei werden auf dem Weltmarkt für diese Produkte nur geringe Gewinne erzielt, so dass die notwendigen Investitionsmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft häufig aus Finanzmittelknappheit zurückgestellt werden müssen. Auch die bisherigen Versuche, elektrische Energie zur Förderung der landwirtschaftlichen, handwerklichen und industriellen Produktion im ausreichenden Ausmaß bereit zu stellen, haben nur wenige Erfolge gebracht. Einer der wichtigen Gründe liegt darin, dass solche Elektrifizierungsprojekte in der Regel überdimensioniert, teuer und an den spezifischen Bedürfnissen dieser Länder vorbeigeplant wurden. Die Entwicklung des ländlichen Raumes wurde dabei vernachlässigt, was wirtschaftliches und soziales Ungleichgewicht mit sich bringt.

Angesichts dieses kurzen Situationsberichtes sollte die Versorgung der Bevölkerung mit Basisinfrastrukturen, vor allem in den abgelegenen Gebieten, mehr an Bedeutung gewinnen. Dabei kommt der dezentralen Energieversorgung ein höher Stellenwert zu. Die Endlichkeit und Verteuerung der fossilen Energieträger sowie die bei ihrer Verfeuerung hervorgerufene Umweltbelastung durch Schadstoffemissionen machen es notwendig, regenerative Energiequellen bei der zukünftigen Energieversorgung einzubeziehen.

Die photovoltaische Forschung hat mittlerweile einen vergleichsweise hohen Stand an Gebrauchsfähigkeit gegenüber anderen Energieträgern erreicht. Mit stetig wachsender Bevölkerung und zum Aufbau ihrer Volkswirtschaften versuchen die Länder Afrikas den zunehmenden Bedarf an Energieträgern zu befriedigen. Sie sind der Gefahr ausgesetzt, die ökologischen Fehler der Industrieländer zu wiederholen. Es besteht aber die Möglichkeit, einen Teil der Energienachfrage durch photovoltaische Systeme zu decken. Durch ihre sinnvolle Kombination mit anderen Energieversorgungssystemen kann durch eine vorausschauende, überregionale Energiepolitik der Afrikanischen Union je nach Bedarf und Notwendigkeit eine flächendeckende und kostengünstige Stromversorgung erreicht werden - und somit die Basis für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents legen.


* Der Autor ist Senior Expert für Energiewirtschaft, Solarenergie, Telekommunikation

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