Der Ausbruch rechter Gewalt gegen Boliviens Regierung der »Bewegung zum Sozialismus« (MAS) und die mögliche Beteiligung der USA hat auf inneramerikanischer Ebene zu einer diplomatischen Krise geführt. Nachdem Präsident Evo Morales am Mittwoch den US-Botschafter Philip Goldberg wegen »Einmischung in innere Angelegenheiten« zur »persona non grata« erklärt hatte, reagierten die USA ihrerseits mit einer Ausweisung des bolivianischen Botschafters Gustavo Guzmán. In »Solidarität mit dem bolivianischen Volk« forderte Venezuelas Präsident Hugo Chávez daraufhin den obersten diplomatischen US-Vertreter Patrick Duddy auf, das Land innerhalb von 72 Stunden zu verlassen. Chávez hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, er werde der verbündeten MAS-Regierung zur Not auch mit militärischen Mitteln Beistand leisten. »Hier lebt ein Volk in Würde, verdammte Yankees, hundertmal zum Teufel mit euch«, schimpfte er in Richtung Washington. Einen Tag zuvor war ein Putschplan regierungsfeindlicher Militärs publik geworden, bei dem das Flugzeug von Chávez abgeschossen werden sollte.
Das US-Außenministerium bezeichnete in einer ersten Erklärung die Ausweisung von Botschafter Goldberg als einen »schweren Fehler«, der die bilateralen Beziehungen »ernsthaft« beschädige. Bolivien habe mit Konsequenzen zu rechnen, die USA sei »wichtigster Geber von Entwicklungshilfe, wichtigster Exportmarkt und wichtigster Partner im Antidrogenkampf«. Laut MAS-Kabinett-Chef Alfredo Rada bleiben die »zwischenstaatlichen Beziehungen weiter intakt«. Er rechtfertigte die Maßnahme aber als »diplomatischen Mechanismus, den die Regierung Boliviens anwendet, um seine Souveränität gegenüber den individuellen Handlungen Goldbergs zu verteidigen«. Nach sechs vorangegangenen Zurechtweisungen durch Boliviens Außenminister sei die »diplomatische Geduld der Regierung ans Ende gekommen«, so Rada. Goldberg habe weiter mit der bolivianischen Opposition konspiriert, die im Andenland seit Wochenbeginn eine Welle der Gewalt entfacht.
Und die nimmt bereits bürgerkriegsähnliche Züge an. Am Donnerstag kam es im nordbolivianischen Departamento Pando zu schweren Zusammenstößen zwischen regierungsfeindlichen Anhängern der lokalen Präfektur und regierungstreuen Bauern. Auf beiden Seiten gab es Tote, insgesamt starben neun Menschen. Eine Gruppe Landarbeiter, die gegen den rechten Präfekten von Pando protestiert hatte, wurde auf ihrem Weg in die Provinzhauptstadt Cobija durch eine Straßenblockade gestoppt. Bewaffnete Paramilitärs eröffneten das Feuer auf die Bauern. Schon am Dienstag hatte Morales angekündigt, daß die »Geduld Grenzen habe«. Laut Augenzeugenberichten soll am Freitag Militär in die ostbolivianische Oppositionshochburg Santa Cruz einmarschiert sein.
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