Lebenslang ein Unbequemer-Zum Tod des engagierten Schriftstellers Mongo Beti
von Dr. Heinz Hug
Die afrikanische Literatur hat einen der zornigsten Kritiker von Kolonialismus und Neokolonialismus verloren. Ohne daß die Agenturen davon berichtet hätten, ist letzten Montag der 1932 in Kamerun geborene Alexandre Biyidi-Awala gestorben, dessen Werke hauptsächlich unter dem Namen Mongo Beti erschienen.

Mit dieser Reaktion bestätigte die Regierung nur, was Beti sein Leben lang allen Regierenden vorgeworfen hatte, zuerst der kolonialen Administration und später den postkolonialen Herrschern: Machtmissbrauch, Unfähigkeit, Egoismus. Er bediente sich dabei ausschliesslich des Wortes, aber verschiedener Genres: Romane, Essays und Aufsätze. Letztere publizierte er hauptsächlich in seiner 1978 gegründeten Zeitschrift "Peuples Noirs - Peuples Africains".

wohl dazu bei, dass seine Romane sich, bis auf wenige Ausnahmen, nicht zu politischen Pamphleten verdünnten. Als er nach einer langen Pause 1972 wieder zu veröffentlichen begann, bildeten politische Säuberungen in Kamerun den Anlass. Auf "Main basse sur le Cameroun" folgten sechs Romane, von denen zwei um den legendären Widerstandskämpfer Ruben um Nyobé kreisen, den die Franzosen 1958 in einem Hinterhalt erschossen hatten. Sie sind weitgehend Fiktionalisierungen seiner Ideen, von Ereignissen und historischen Figuren, was ihre literarische Qualität zumindest einschränkt.
Ein Roman aus dieser Schaffensphase verdient aber auch heute noch uneingeschränkte Beachtung: "Perpétue und die Gewöhnung ans Unglück" (in der deutschen Übersetzung vergriffen). Der in einem fiktiven postkolonialen Land Afrikas handelnde Roman ist eine literarisch interessante Rekonstruktion von Perpétues Schicksal, die zum Opfer einer anachronistischen Tradition, der arrangierten Heirat und gewissenloser Bürokraten wird.
Mongo Betis literarische Bedeutung gründet in den vier Romanen seiner ersten Schaffensphase. Neben "Der arme Christ von Bomba" (in einer deutschen Übersetzung zugänglich) ist "Mission terminée" (in der vergriffenen deutschen Ausgabe "Besuch in Kala") hervorzuheben. Beide Romane bestechen durch ihren Witz und die Leichtigkeit des Erzählens und zeigen einerseits die engen Verwicklungen von Mission und Kolonialismus und anderseits die Veränderungen durch die aufkommende Modernisierung Afrikas.

Nach seiner Rückkehr nach Kamerun eröffnete Mongo Beti eine Buchhandlung und begann wieder zu schreiben: "Sonne Liebe Tod" heisst der Roman, der 2000 auch in der Krimireihe "UT metro" des Unionsverlags erschien. Er zeigt ein authentisches Bild seines chaotischen Landes aus einer inneren Perspektive. Belebend wirkt Mongo Betis sarkastischer Humor, der ihn bis zu seinem Tod nicht verliess.
Quelle:
Neue Zürcher Zeitung
vom 13.10.2001
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen